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Alt 24.08.2009, 10:25
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Conny44 Conny44 ist offline
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Registriert seit: 31.12.2006
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Standard AW: Ich wurde amputiert.........

Meine liebe Erle,

auch ich habe deine Zeilen an Alfred gelesen und hoffe, ich darf etwas dazu schreiben. Bei mir ist nämlich vieles anders, einiges auch gleich.
Auch ich kann nicht bestätigen, dass die Trauer an Intensität abgenommen hat, im Gegenteil. Verändert hat sie sich nur in der Hinsicht, dass ich nicht mehr so viel weine(n kann). Das muss aber nicht wirklich gut sein, weil sich derzeit bei mir soviel körperliche Beschwerden eingestellt haben, die nachweislich durch die (verdrängte?) Trauer kommen.
Vielleicht schaffst du es, deine Wut anzunehmen, egal gegen wen sie sich richtet und nicht mehr so sehr mit dir haderst?
Dieser Punkt ist bei mir völlig anders. Ich empfinde nach wie vor keine Wut bzw. keine auf meinen Mann. Dies deshalb, weil Er doch nicht freiwillig gegangen ist, er hätte alles, wirklich alles dafür gegeben, noch hier zu sein. Er hat soviel durchgemacht, auch um seine Zeit etwas verlängern zu dürfen.
Was das Besprechen anbelangt, wie es mit dir – auch als Frau - weitergeht -, kann ich nur sagen, dass ich mal vermute, dass das bei den wenigsten der Fall war.
Bei mir jedenfalls nicht. Und ehrlich gesagt, hätte ich damals auch keinen Gedanken daran verschwendet. Zum Zeitpunkt des Kampfes hatte Jörg das Leben im Kopf und nicht, wie Conny ihre weitere Zukunft mit einem anderen Mann bestreitet. Ebenso wäre auch mir damals nicht der Gedanke gekommen, an eine andere Beziehung oder einen Mann zu denken. Da hätte ich mich niemals einfühlen können. Denn ich hatte nur Angst, DIESEN MEINEN Mann zu verlieren, meine größte und leider auch kürzeste Liebe.

Vielleicht liegt auch hier der Unterschied (in der Länge der Beziehung?) Wir waren beide so verliebt wie noch nie, hatten leider nicht das Glück, Jahre miteinander zu verbringen, haben aber in der kurzen Zeit das erleben dürfen, was wir uns immer gewünscht hatten – zu Hause angekommen zu sein und eine ungekannte Erfüllung zu spüren.
Heute – nach über 15 Monaten hat sich bei mir daran nichts geändert. Sicher wünsche ich mir auch Geborgenheit, aber eben nicht von irgend einen Mann, sondern von Jörg. Ich lese ja von einigen hier, dass sie gern eine neue Beziehung eingehen würden wollen, kann aber damit überhaupt nichts anfangen und muss es akzeptieren, dass es bei mir halt anders ist.

Du weißt doch, es gibt kein Schema für eine Trauer. Deshalb wünsche ich dir, dass du all deine Gedanken zulässt, die du in dir hast. Und ob man nun um sich selbst oder den Verstorbenen trauert, ist ja egal.
Vielleicht könntest du auch weniger daran denken, was wäre wenn. Wenn der Richtige dann vor dir steht, ist dein Gefühl vielleicht so anders, dass du einfach gar keine Gewissensbisse mehr hast. Ich habe ja nun erfahren, dass alles möglich ist, auch mich könnte es treffen, was ich mir allerdings momentan überhaupt nicht vorstellen und schon gar nicht daran glauben kann. Bin aber überhaupt nicht offen dafür. Aber weiß man es?

Hast du damals, als dein Alfred noch lebte, versucht, dich in die Zeit als Witwe einzufühlen? Bestimmt. Ich habe es auch gemacht, aber es ist ein völlig anderes Gefühl gewesen wie die jetzige Realität, welche für mich unendlich viel schlimmer ist als je gedacht.
Und so wird es sicher auch mit der Zukunft sein. Nichts ist planbar, das haben wir, glaube ich, alle gelernt.
Deshalb, wenn es soweit ist, dann wird es sicher auch passen!!!!!!!

Meine Liebe, können ja am Freitag weiterquatschen. Habe auch schon ein Loch im Bauch vor Freude.

Bis dahin alles Liebe!!!
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Traurige Grüße von Conny (& Jörg - seit 15.5.08 nur noch in liebevollen Gedanken)

Ein Millionär und ein Bettler haben statistisch gesehen jeweils 1/2 Million!
Soviel zu Statistiken!

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mein geliebter Mann: BSDK 06.06.1959 - 15.05.2008
mein Pa: BSDK 17.01.1941 - 08.07.2007
meine Mutti: Akute Leukämie 18.11.1941 - 30.03.2011
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