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Alt 14.08.2009, 21:38
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Liebe Butterfly,
danke für deine liebe Nachricht!


Mein Kreislauf ist wieder etwas besser. Ich habe noch Kalium-Vorräte gefunden und welches genommen, auch wenn ich heute von meiner Hausärztin (so eine habe neben meinem Oberarzt auch noch) erfahren habe, dass man das nicht ohne nachgewiesenen Mangel nehmen soll. Vielleicht war das wirklich das Problem.

Danke, Petrarca! Du hast mich erst auf die Idee mit dem Kalium gebracht!

Neben meinen aktuellen Gesundheitsproblemen bin ich dabei meine To-do-Liste abzuarbeiten. Es gelingt mir gut ganz ohne Stress meine Sachen zu erledigen. Ich schreibe an meiner ersten Hausarbeit und bin noch sehr motiviert. Als ich mir vor vielleicht zwar Jahren Gedanken machte, ob ich in der Lage bin eine gute Hausarbeit zu schreiben, konnte mein Vater nicht verstehen, dass ich mir als Krebskranke darüber Gedanken mache. Vielleicht, weil man auch als Krebskranker noch andere Ziele haben kann als krank zu sein?

Letzten Sonntag hat mich mein Vater halbwegs aus der Wohnung meiner Eltern geworfen, und ich bin stolz darauf, dass ich mich von solchem Verhalten nicht habe so runter ziehen lassen wie früher. Ich hatte am Computer meiner Eltern gearbeitet und der Drucker ging nicht. Ich sei ihm zu unruhig und er wolle seine Sonntagsruhe usw. An meiner Stelle wäre er selbst nicht unruhig, sondern ein Vulkanausbruch gewesen. Das habe ich ihm dann auch gesagt und bin gegangen. Mein Vater wollte früher auch abwechselnd mich und meinen Bruder rauswerfen. Ronny wollte er auch mal abschaffen, wogegen ich mich mit Händen und Füßen gewehrt habe. Unbequemlichkeiten wirft man einfach raus. Früher habe ich das immer auf mich bezogen, aber seitdem ich erkannt habe, dass die Probleme bei meinem Vater liegen und unabhängig von mir sind, geht es mir besser und ich kann besser damit umgehen. Deswegen bin ich ja auch vor zwei Jahren ausgezogen. Weil ich dachte ohne die negative Energien kann ich einfacher leben und besser gesund werden. Bin ich ja jetzt anscheinend auch. Jedenfalls anscheinend krebsfrei.

Ich nach meinem Urlaub übrigens meine Antenne von meinem Fernseher in den Keller gebracht. ich habe mir überlegt, dass dies als Yogi, angehende Lehrerin und für mich als Krebskranke ein guter Schritt ist. Ich will ja noch viel erreichen in meinem Leben, viel Lesen, und da fernsehen mich nur scheinbar entspannt, mich in Wirklichkeit träge und unruhig macht und mir wertvolle Lebenszeit raubt, habe ich für mich beschlossen, dass es für mich als Kind der Fernsehgeneration ein guter Schritt zu einem lebenswerteren Leben ist. Bisher habe ich diesen Entschluss auch noch nicht bereut.

Nach 3 Krebserkrankungen denke ich natürlich immer wieder darüber nach, was ich noch in meinem leben verändern sollte. Ich lebe jetzt trotz irgendwelchen Nebenwirkungen, die man mal so hat, viel lieber als in meiner Jugend. Insgesamt bin ich viel glücklicher und entspannter.

Jetzt habe ich euch wieder total zu getextet. Sorry, ich bin so eine Quasselstrippe und bin froh, wenn mir jemand zuhört.

Ich wünsche euch noch einen schönen Abend!
Kerstin
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Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20
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