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Alt 27.07.2009, 00:00
Lissi 2 Lissi 2 ist offline
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Standard AW: Es bleibt die Liebe

Lieber Helmut,

ja ich versuche zu lächeln, wenn auch noch unter Tränen, aber ich versuch es und seit dieser Nacht am Meer kann ich mein Lächeln sogar wieder spüren, in mir, es streichelt meine Seele, zaghaft, ganz zaghaft. Vorher hab ich zwar auch gelächelt, sogar gelacht nur in mir war es nicht zuspüren, alles wie tot. Das hat sich nun verändert und ich bin froh, sehr froh darüber. Es wird noch ein weiter Weg werden, dessen bin ich mir bewusst. Bildlich gesprochen bin ich die letzten neun Monate diesen Weg mit gesenkten Kopf, hängenden Schultern, schlurfenden Schrittes gelatscht, nicht wirklich sehend, nicht wirklich wollend, es gibt ein Versprechen was eingehalten sein will, basta, also lauf weiter. Nach meinen Zusammenbruch im Januar hatte ich mir ja Hilfe gesucht, heute weiß ich das diese Wege nicht die meine sind. Eine Therapie die bei Trauer nur Tabletten in immer höherer Dosis kennt, eine Therapie die aus Gesprächen besteht in denen man nach Schema F vorgeht, nicht den Menschen berücksichtigt der da vor einem sitzt, nee das kann es nun wirklich nicht sein. Eigentlich wusste ich das alles auch schon vorher, nur nachdem mir von fast allen Seiten immer wieder gesagt wurde ich sollte mir professionelle Hilfe holen, hab ich es halt versucht, meine Güte ich bin ja nicht unwillig, bei drei verschiedenen Therapeuten, dreimal kräftig auf die Nase gefallen. Innerlich fühlte ich mich dabei immer mehr wie abgestorben. Irgendwann hab ich gespürt wenn ich jetzt nicht mal bald die Notbremse ziehe ist es zuspät. Ich werde mich halt alleine durch meinen Schmerz und meine Trauer wühlen, bevor ich meinen Göga an meiner Seite hatte musste ich das auch, es ist wie mit dem Fahrrad fahren oder dem schwimmen, man verlernt es nicht, man muss nur wieder üben. Also übe ich. Und wenn ich mal wieder so ganz unten bin dann hab ich jetzt auf jeden Fall diese zwei Minuten die mir Frieden schenken, die mir zeigen das alles gut ist für ihn, für mich, so wie es ist.

Ich lese ja sehr gerne Gedichte und als ich das hier las :"Warum dröhnen solche Gedanken durch unseren Kopf, drehen sich immer wieder im Kreis?" fiel mir eines von Hans Kruppa ein, vielleicht gefällt es Dir auch, ich mag es und finde es passt sehr gut.

Mit lauter Stimme
redet der Kopf
am Eigentlichen vorbei.
Auch wer Gefühlen nachgeht,
wird früher oder später
seinen Weg verlieren,
den das Denken kann
das Fühlen leicht verwirren.

Hört man die leise Stimme
der Seele nicht,
verirrt man sich im Labyrinth
unzähliger Gedankengänge
und Gefühlswege.

Die Seele ist
das schattenlose Licht
am Ausgang des Irrgartens,
das Ende allen Wartens,
sie ist die untrübbare Klarheit,
weder Lust noch Schmerz,
sie ist gelebte Wahrheit
jenseits von Kopf und Herz.


Ich schicke Dir liebe Grüße ins Saarland und hoffe es geht Dir einigermaßen gut
Lissi
__________________
Wege entstehen dadurch,dass man sie geht.
Franz Kafka

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