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Alt 04.01.2004, 23:14
Gast
 
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Standard Lungenkrebs wie geht ein Betroffner damit um?????

hallo kwo, olivia und klaus,
ich will nicht, dass ihr euch wegen mir bzw. wegen statements von angehörigen wie mich streitet.
angehörige wie ich, die sich als co-betroffene fühlen, sind nicht perfekt. wir sind menschen mit ängsten und hoffnungen. wir versuchen einfach nur da zu sein, wenn stille und nähe gleichzeitig gebraucht wird. wir versuchen depression mit liebe, vertrauen und stärke aufzubrechen. wir versuchen manchmal wie kleine kinder die sonne in einem sack einzufangen und in ein zimmer voller traurigkeit zu holen.
wir versuchen wut aufzufangen, fragen nach dem sinn zu beantworten, wenn sie uns gestellt werden und ängste abzubauen.
oft gelingt uns dies nicht und wir stampfen mit voller wucht nicht nur in fettnäpfchen, sondern in ölwannen. wir sind halt einfach keine perfekten menschen.
olivia, du kannst stolz sein, einen solchen partner an der seite zu haben. ich war auch auf der intensivstation, als mutter aus dem op-raum geschoben wurde. nicht nur einmal. und jedesmal bin ich weichei umgefallen und habe mich vor lauter panik übergeben. ich bin nicht so stark wie ich gerne wäre. ich kann vieles nicht, was ich gerne würde. aber ich mache einfach. vieles aus dem bauch heraus. schließlich kenne ich meine alte dame schon ziemlich lange. wir haben viele erkranungen gemeinsam überstanden. eigentlich sind mutter und ich ein sehr, sehr gutes team. wir verstehen uns ohne worte, blicke sprechen bände und ich habe jeden job geschmissen, wenn wieder lange krankenhaus aufenthalte stattfanden und ich nicht freigestellt werden konnte. mutter hat erlebt, dass ich trotz meiner schwäche sie tragen kann. vielleicht nicht immer. aber immer öfters. und ich habe heute ein wunderbares erlebnis mit ihr gehabt. sie hat auf ihrem geburtstag heute erstmalig keine schmerzen (danke für den denkanstoß kwo und den tipp martin!!), wir haben mit der familie gefeiert, gesungen und mutter hat schwarze mädchentraube getrunken bis zum nachmittagsschwipps. wir haben viel geredet. erstmalig auch über ihre krankheit. und anhand von alten fotos wird ihr langsam klar, dass wir doch noch eine zukunft haben. sie ist eben ins bett gegangen und hat zum ersten mal wieder gesagt: bis morgen, schatz. ja, bis morgen. und morgen wieder bis morgen. und übermorgen auch bis morgen. ich freue mich darauf. auch wenn ich weiß, dass ich sicher mal wieder bei ihr, bei kwo und olivia in eine ölwanne trete. aber, ich bin lernfähig. auch morgen!
gute nacht zusammen! und bis morgen!
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