Einzelnen Beitrag anzeigen
  #779  
Alt 23.05.2009, 03:23
Benutzerbild von schneemausi77
schneemausi77 schneemausi77 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 02.05.2009
Ort: Pulheim-Stommeln
Beiträge: 166
Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Guten Morgen Romy!

Freue mich sehr, daß du mir geantwortet hast!
Nein, du tritts mir nicht zu nahe... Mein Freund und ich sind knapp siebeinhalb Jahre zusammen. Naja, wir hatten dazwischen eine Pause... Etwa ein dreiviertel Jahr... Kurz nachdem Mama die erste Diagnose bekam... Ich denke, das wurde damals alles zuviel für ihn. Meine plötzliche Veränderung... Ich möchte ihn mit Sicherheit nicht in Schutz nehmen, aber er hat vor mir viel Pech gehabt und die Mauer um ihn herum ist verdammt dick. Die ersten zwei Jahre waren ein Traum, dann starb sein Vater (auch an Krebs) und ich habe das Gefühl, daß es von da an stetig bergab ging. Ich bin 2004 von Hamburg wieder nach Köln gezogen, da eine Fernbeziehung auf Dauer nicht wirklich gut war, aber wirklich geholfen hat das nicht... Ich weiß tief im Innern, das er ein wahnsinnig guter Mensch ist, aber er zeigt es nicht mehr so oft wie früher... Und natürlich hab ich mich in den Jahren auch verändert. Gar keine Frage... Das weiß ich selbst, aber immer, wenn mal ein kleines Hoch da ist, bekommt man wieder einen Schlag ins Gesicht... Er sagt immer, ich sei viel zu sensibel und nehme mir alles zu sehr zu Herzen. Aber das kann man leider nicht so einfach abstellen! Und da ist ja auch was positives dabei...
Ich hab "viel" Pech gehabt in meinem Leben und das hat mich sehr geprägt. Zum Teil selbst verschuldet, zum Teil ziehe ich es aber auch magisch an... Und irgendwann verliert man dann ein wenig den Glauben an die Menschen... Man öffnet sich, vertraut, reißt sich den "...." für andere auf und dann... Schlag ins Gesicht... Deswegen sehe ich das genauso wie du. Ich finde, es gibt keine Entschuldigung, keine Ausrede, um nicht für jemand anderen da zu sein. Uns hat schließlich doch auch keiner gefragt, ob wir mit der Situation umgehen können! Wer kann das schon so ohne weiteres? Viele machen es sich da ein wenig einfach... Nur ein Beispiel für meine Kollegen: Vor ein paar Tagen fragt mich eine, wie es mir denn gehen würde und ich hab ehrlich gesagt, daß es mir momentan nicht so gut geht. Und dann kam doch ganz ungläubig:Wieso denn? Was ist denn los? ... Da möchte ich dann auch nichts weiter sagen... Ständig fragt mich eine, ob ich denn nicht mal abends nach Köln kommen wollte (Ich wohne in einem kleinen Dorf direkt in der Nähe von Köln). Nein, möchte ich nicht! Bin nicht in der Stimmung für soviele Menschen und zum feiern schon garnicht. Aber zu mir nach Hause kommt niemand...
Aber egal, ich schweife ab...
Ich hab schon öfter den Gedanken, ob das mit meinem Freund wirklich das wahre ist. Aber irgendwas tief in mir sagt immer wieder: Kämpfe! Ihr gehört zusammen! Es wird wieder besser! ...Keine Ahnung... Mama wußte nicht, daß wir wieder zusammen sind. Sie ist bestimmt nicht gerade erfreut darüber... Aber ich kann noch nicht loslassen... Vielleicht hilft sie von "oben" ja ein wenig...
Es tut mir leid, daß du schon so einiges durch machen mußtest! Ich hoffe, weder du, noch dein Papa, habt irgendwelche Einschränkungen durch diese "Krankheiten"...
Ich finde es toll, daß du so einen lieben Freund hast! Halt ihn gut fest! Er weiß in manchen Situationen wohl auch einfach nicht weiter, aber Hauptsache, er ist da... Ich denke, wenn wir in der umgekehrten Situation wären, würden wir in vielen Dingen auch nicht anders handeln...
Warum darf dein Vater denn nicht zeigen, daß er traurig ist? Wegen seiner neuen Frau? Trotzdem kann man doch um die Mutter seiner Kinder trauern...
Es ist schade, daß dein Bruder sich so aus der Affäre zieht. Ich kann das nicht nachvollziehen. Aber auch dafür hat er bestimmt seine Gründe. Vielleicht läuft er vor der Realität weg? Redet ihr über eure Mama? Männer gehen da ja schon manchmal anders mit um, als wir...
Also die wirkliche Diagnose bekam meine Mama im Herbst 2006. Sie hatte schwarzen Hautkrebs. Davor war sie schon immer mal wieder krank (Bandscheibenvorfall, Knie kaputt, Arme, eine kleiner Knoten im Fuß, usw.), aber das war dann der Höhepunkt. Man entdeckte den Tumor unterm Fuß. Viel zulange wucherte der schon und wir haben immer wieder gesagt, sie solle zu einem anderen Arzt gehen. Ihr Chef (sie war Arzthelferin) und gleichzeitig Hausarzt hat das immer wieder verharmlost. Schließlich hat sie dann doch auf uns gehört (ich nehme an, da hatte sie schon selbst eine Vermutung), und der andere Arzt hat sie direkt in die Uni überwiese. Da hat man dann großflächig am Fuß geschnitten. Anfang 2007 kam sie dann nach Düsseldorf, wo man ihr die Lymphen ausgeräumt hat und angeblich waren die sauber... Hahahaha... Dann Interferontherapie. Da hätte man schon mit Chemo anfangen müssen. Denn natürlich waren die Lymphen nicht sauber. Und so konnten sich schön während der überflüssigen Interferontherapie Metastasen bilden... Sie merkte selber, daß da was nicht stimmt und ist im März 2008 nach Münster in die Hautklinik gefahren. Dort dann die erschütternde Nachricht, daß man nur noch "verlängern kann", aber nicht mehr heilen... Chemo begann bis Herbst 2008. Dann wurde aufgehört, weil Mama therapiemüde war... Ihr Zustand verschlechterte sich ständig... Es war so schlimm mitanzusehen... Sie war immer so fit und plötzlich nur noch müde, selbst der Haushalt ging nicht mehr und dann diese Schmerzen... Aber immer die Tapferste von uns... Mitte März diesen Jahres bekamen wir dann die Diagnose, das man nichts mehr tun kann. Ja, und dann waren es nur noch knapp vier Wochen... Das war die Kurzform...
Ich bin in in dieser Zeit oft weggelaufen und wollte es nicht wahrhaben... Ich hätte viel mehr für sie tun können... Ich bin meinem Steifvater so dankbar, daß er immer für sie da war und wirklich alles für sie getan hat. Ohne ihn wäre vieles nicht möglich gewesen... Vielleicht kann ich deswegen auch nicht mal sagen, daß ich auch mal Zeit für mich brauche. Ich hätte kein gutes Gefühl bei der Sache...
Tja...
Ich kann das mit dem "Zuhause" sehr gut verstehen... Für mich ist es nicht mehr das Gleiche, obwohl es noch irgendwie existiert... Aber irgendwie ist doch jetzt überall dein Zuhause! Deine Mama kann und wird bestimmt jetzt überall bei dir sein!
Ich hab mir in meiner Wohnung so eine kleine Ecke "gebastelt", mit Fotos und ein paar persönlichen Gegenständen... So hab ich immer das Gefühl, sie ist da...
Aber es ist schon krass... Plötzlich steht man ohne Mama da! Mit den Gedanken steh ich genauso ungläubig da, wie du auch...
So, jetzt habe ich mich verplappert... Sorry...
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende mit schönen Momenten und wenigen traurigen Gedanken!
Liebe Grüße
Sandra
P.S. Meine E-Mail- Adresse steht in meinem Profil...
Mit Zitat antworten