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Alt 11.05.2009, 20:28
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Junimond Junimond ist offline
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Standard AW: das "brustkrebsgen" brca 1 / 2

Liebe Julienne,

Dein Beitrag hat mich sehr berührt! Du bist erst 20 und schon mit dieser Gewissheit konfrontiert, davor habe ich wirklich Respekt.

Ich bin 25 und habe die ganze Thematik schon zwei, drei Jahre vor mir hergeschoben (was mich unterbewusst auch sehr belastet hat). Nun habe ich die Sache in Angriff genommen, war bei der humangenetischen Beratung, kenne mein Stammbaumrisiko und habe außerdem das Blut für den Gentest dagelassen. Und ich muss sagen, dass dadurch das Chaos in meinem Kopf etwas weniger geworden ist. Die Angst hat jetzt ein konkretes Gesicht. Und ich weiß, dass ich jetzt etwas gegen den Ausbruch der Krankheit tun kann.

Aus Deinem Bericht lese ich heraus, dass eine OP für Dich in ein paar Jahren auch in Frage kommt. Das finde ich sehr konsequent und mutig. Trotzdem ist dieser Schritt nicht ganz einfach. Deswegen kann ich Dir aus meiner eigenen Erfahrung heraus nur empfehlen, zu einer Psychoonkologin oder einer Psychosomatikerin zu gehen und mit ihr über das Thema zu reden. Es müssen ja keine regelmäßigen Sitzungen sein. Schon in ein oder zwei Gesprächsterminen kann man ganz neue Ansätze erlernen, wie man sein Gefühls- und Kopfchaos ein wenig unter Kontrolle kriegt :-)

Und tja, wie finde ich den Ausgleich? Schwierige Frage. Ich lese Bücher, ja. Zum Beispiel das von Evelyn Heeg (Oben Ohne), momentan ja sehr viel in den Medien. Außerdem bin ich regelmäßig hier im Forum. Und ich spreche mit meinem Freund darüber (der manchmal schon leicht genervt ist; er ist eben kein "Gezeichneter", wie Du es so schön nennst). Sonst eigentlich mit niemandem, dafür ist mir das Thema zu persönlich. Aber das muss natürlich jeder selbst wissen.

Der Austausch hier im Forum wird Dir sicher auch weiterhelfen. Also schreib gerne, wenn Du magst!

Liebe Grüße
Junimond


Zitat:
Zitat von julienne Beitrag anzeigen
Hallo ihr Lieben,

ich lese auch schon seit einiger Zeit hier mit. Hab auch schon einiges mitgemacht trotz meiner jungen 20 Jahre. Ich hab leider immer das Gefühl allein dazustehen und das mich und meine Ängste niemand wirklich versteht. Deshalb hoffe ich, dass ich hier ein wenig Anklang finde und somit vielleicht auch ein wenig mehr Ruhe mit mir selbst. Ich habe immer so ein Gefühlschaos in mir, dass ich gar nicht weiß wohin mit mir und ich könnte Bücher vollschreiben, so viele Gedanken schießen mir durch den Kopf...aber die Seiten bleiben leer.

Also hier meine Geschichte: angefangen hat alles mit meiner Oma, sie bekam mit 45 BK , die Brust wurde ihr abgenommen. Ein Jahr später war die andere Brust befallen, die ebenfalls abgenommen wurde. Gestorben ist sie an BK jedoch nicht. Mit 38 bekam dann meine Tante mütterlicherseits BK (2 verschiedene Tumore in einer Brust). Sie ist 2 Jahre später verstorben. 2005 bekam meiner liebe Mutti BK, ebenfalls mit 38 (brusterhaltend operiert). Bis jetzt ist alles gut, allerdings hat sie einen relativ schlechten Ausgangsbefund und sie selber glaubt auch nicht so richtig an sich, was mir sehr schwer zu schaffen macht. Aber sie muss stark sein für mich und ich glaube für sie mit. Im letzten Jahr bekam meine Cousine BK mit 26! Es wurde in der Schwangerschaft festgestellt. Im Zuge der Behandlung wurde gleich der Gen-Test mit veranlasst. Als dieser positiv ausfiel, haben sie gleich eine Mastektomie bei ihr gemacht. Damit kommt sie allerdings sehr gut klar, da sie eigentlich nur leben will. Allerdings stehen ihre Chancen aufgrund ihres Alters, der Größe (3,5 cm) und Lympfknotenbefall nicht gerade gut.

Um nicht mit der Ungewissheit leben zu müssen habe ich mich entschieden mich ebenfalls testen zu lassen. Wobei ich bei den Ärzten auf unterschiedlichste Meinungen gestoßen bin. Aber ich habe letzendlich für mich entschieden und ich kann nur sagen, dass es richtig war. Denn nur so kann ich etwas dagegen tun. Im März war ich dann zum Gentest, wobei das Ergebnis bereits nach 2 Wochen vorlag. Ich bin also BRCA1-Trägerin. Es war erst ein ziemlicher Schock, wobei ich die Zeit vorher glaub ich sogar als noch schlimmer empfand durch die Ungewissheit und Aufregung. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, was ist wenn... Nun ist es zwar ein scheiss Ergebnis, aber ich kann handeln und ich weiß woran ich bin.

Nun habe ich in vier Wochen mein Beratungsgespräch im Brustkrebszentrum wo dann ein engmaschiges Vorsorgeprogramm für mich erstellt wird. Eine Mastektomie kommt für mich irgendwann sicher auch in Frage, aber noch bin ich zu jung. Und ich bin auch ganz froh, dass ich diese Zeit noch habe um mich damit abzufinden und auseinanderzusetzen. Denn es ist schon ein großer Schritt. Aber ich denke nicht, dass ich auf Dauer mit einer Wahrscheinlichkeit von 84% zu erkranken, mit dieser Angst leben kann.

Ich hoffe, dass ich hier ein wenig "Gleichgesinnte" bzw. "Gezeichnete" treffe.
Vielleicht noch ein Frage an euch. Wie findet ihr für euch den Ausgleich? Schreibt ihr eure Gedanken, Ängste, Erfahrungen auf, lest ihr Bücher darüber oder hilft euch dieses Forum am meisten?

Lieben Gruß
Julienne
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