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Alt 10.05.2009, 00:06
Songbird78 Songbird78 ist offline
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Standard AW: Endstadium Leberkrebs - Abschied nehmen

Hallo Roby,

Dein Freund muss etwas sehr Besonderes sein. Du schreibst sehr liebevoll und betroffen von ihm. Ich bin tief berührt - habe mit meiner Schwiegermutter eine ähnliche Verbundenheit empfunden. Sie ist am 23.02.09 eingeschlafen.
Es ist schwer, sich vorzustellen, wie es sein wird - der Moment und die Tage danach. Ich habe immer gehofft, dass man sich auf diese Weise etwas vorbereiten kann. Leider war dem nicht so - ihr Tod traf uns so schlagartig, so brutal - obwohl er absehbar war.
Ich finde es toll, dass Ihr Euch so lieb um Euren Freund kümmert - es ist wichtig, dass an diesem Punkt nicht nur Familie - sondern auch Freunde da sind.
Für uns waren die Freunde fast wichtiger - sie sind genauso betroffen wie wir - aber aus einer anderen Perspektive.
Dass es Dir schwerfällt, ihn zu besuchen, kann ich ebenfalls gut verstehen.
Wenn man so gut befreundet ist - sich eigentlich soooo nah ist - dann kann man nur sehr schlecht einschätzen, wie die eigene Reaktion auf das Bevorstehende ist.
Im Moment des Todes meiner lieben Schwiegermama war ich allerdings um ehrlich zu sein von mir selbst überrascht.
Zwei, drei Tage vorher saß sie noch ein letztes Mal auf der Bettkante - plötzlich kippte sie nach vorn - ich dachte, es sei nun vorbei und mich überkam plötzlich ein Gefühl wie bei einer Panikattacke! Ich bekam Herzklopfen, mir wurde heiß und kalt zugleich und ich war wie benebelt - schlagartig. Einen Moment später rappelte sie sich wieder und sprach mit uns.
Die Angst vor DEM Moment wurde unglaublich groß - doch als es dann wirklich so war, war ich gelassen - sogar erleichtert. Ihr Leiden war vorbei, sie hatte es endlich geschafft, musste sich nicht weiter quälen.
Natürlich waren wir und sind wir immer noch sehr traurig, und doch schwang eine gewisse Sicherheit mit, dass es ihr jetzt besser geht.
Ich konnte mir nie vorstellen, dass das Leben ohne sie weitergehen könnte.

Es ging weiter! Wir sind immer noch traurig - aber so fern, wie ich befürchtet hatte, ist sie nicht. In Gedanken ist sie immer bei uns - begleitet uns auf jedem Weg. Ich halte sie in guter Erinnerung, sie hat mir viel gegeben, obwohl wir uns nur 10 Jahre kannten. Mir kommen schon die Tränen, wenn ich jetzt hier so von ihr schreibe - trotzdem lernt man mit der Zeit das Geschehene zu akzeptieren.

Der Moment in dem Euer Freund von Euch geht, wird nicht leicht sein. So etwas ist nie leicht, der Zeitpunkt ist generell NIE der richtige. Aber für ihn wird wichtig sein, dass Ihr ihn gehen lassen könnt. Genau das ist auch für Euch wichtig. Behaltet ihn in Erinnerung, seid für seine Familie da - helft wo ihr könnt, denn damit helft Ihr auch Euch selbst. Du wirst merken, es ist leichter all das zu ertragen, wenn man ihn mit dem Gefühl gehen lassen kann, dass man einfach da war und auch da bleibt!

Ich wünsche Euch ganz viel Kraft für die kommenden Tage!
Mitfühlende und immer noch traurige Grüße
von Songbird78
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Meine liebe Schwiegermama 19.01.1952 - 23.02.2009
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