Thema: angst
Einzelnen Beitrag anzeigen
  #4  
Alt 31.03.2009, 12:59
Taddl Taddl ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.06.2008
Ort: Mittelfranken
Beiträge: 106
Standard AW: angst

Liebe/r Lachi und Plutonium,

ich habe euere Beiträge sehr betroffen gelesen, weil ich vor einem Jahr in der selben Situation steckte. Bei mir war es, wie bei Plutonium mein Stiefvater, was aber von der Gefühlslage keinen Unterschied macht.
Ich kann Euch leider nichts über die Chemo-Therapie sagen, weil mein Vater gar nicht mehr dazu kam. Die Krankheitsbilder gingen Schlag auf Schlag.

Das einzige das ich Euch empfehlen kann, sucht eine Hospitzberatung auf. Führt dort ein Gespräch. Ich habe mich über Folgeerkrankungen (Gelbsucht, Gewichtsabnahme, Erbrechen) aufklären lassen, damit war ich nicht ganz so geschockt, als es Realität wurde.

Auch ich habe mich während der Erkrankung meines Vaters immer gefragt, wie ein Mensch sich fühlen muss, wenn er eine solche Diagnose bekommt. Im Grunde ist sie ja ein Todesurteil.
Während der Erkankung habe ich versucht mir bewusst zu machen, das er nicht mehr lange leben wird. Einfach um nicht ein tiefes Loch zu fallen, wenn es passiert.
Ich konnte nichts essen, weil ich mir vorstellte: Er kann das nicht mehr. Er aß 3 Monate lang vor seinem Tod nichts mehr.
Ich konnte die Sonne nicht geniessen, weil ich mich vorstellte: Er war immer so braun und sah so gesund aus.

Mit seinem Tod ging es mir seltsamerweise besser, weil ich wusste, jetzt muss er nicht mehr so leben. So zu leben (Krankenhaus raus und gleich ein paar Tage später wieder rein) war niemals sein Ziel. Er mochte das Leben, hat sich aber nicht krampfhaft daran festgehalten.

Unterstützt Eure Väter und Mütter, wo es nur geht. Versucht ihnen die Zeit so schön wie möglich zu machen. Und vielleicht passiert ja bei Euren Papas das, was ich mir für meinen gewünscht hätte: Noch ein paar schöne Jahre oder noch besser Heilung.

Ich drücke euch die Daumen und bin in Gedanken bei Euch.

LG Taddl
__________________
In unserer Sanduhr fällt das letzte Korn,
ich hab gewonnen und hab ebenso verlorn'.
Jedoch missen möcht ich nichts,
alles bleibt unser gedanklicher Besitz.



Mein (Stief) Papa:
27.10.1948 - 08.10.2008
BSDK-Diagnose im April 08

Geändert von Taddl (31.03.2009 um 13:08 Uhr)
Mit Zitat antworten