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Alt 05.12.2003, 23:13
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Standard Gebärmutterschleimhautaufbau durch Tamoxifen

Liebe Britta und liebe Chris,

Chaja hat mich gebeten, Euch doch mal von meinen Erfahrungen zur Eierstockentfernung zu berichten.

Nun lese ich gerade den Eintrag von Katrin, dem ich mich in Vielem anschließen möchte und durch den ihr schon sehr gute Informationen erhaltet.
Ich selber bin im Übrigen in puncto *Eierstöcke* auch nicht so fachlich versiert, wie Chaja meint... (danke Chaja für die schmeichelhafte Bezeichnung als 'Fachfrau' - ich habe so ein paar andere Teilgebiete, wo ich mich wirklich recht gut auskenne...).

Ich persönlich habe mich wegen des Gendefekts BRCA1, der außer zu Brust- auch mit recht hoher Wahrscheinlichkeit zu Eierstockkrebs führt, kurz nach der Ablatio der linken Brust ohne Wenn und Aber zu einer Ovarektomie entschieden. Das ist mir ärztlich auch dringend empfohlen worden.
Anders als ihr hatte ich also eine (etwas makabre) "Entscheidungshilfe", mir blieb gar keine Chance, das Für und Wider abzuwägen... .

Die reine Eierstockentfernung kann regelmäßig laparoskopisch durchgeführt werden - die OP ist fast immer problemlos und dauert nur ca. 45 Minuten. Es bleiben in der Regel nicht mal sichtbare Narben. Zusätzlich noch die Gebärmutter zu entfernen (etwa wegen permanenten übermäßigem Aufbaus der Gebärmutterschleimhaut oder wegen Myombildung u.a.) bedeutet aber meist einen richtigen Bauchschnitt.
Nicht völlig unwichtig erscheint mir auch, dass man mit einer Ovarektomie nach herrschender medizinischer Auffassung eigentlich immer auch (dauerhaft)das Brustkrebs-Rezidivrisiko absenkt. Außerdem hat man nach Entfernung der Eierstöcke natürlich auch nur noch ein extrem geringes Restrisiko für ein Ovarialkarzinom.

Zu den Wechseljahresbeschwerden, die denen von Zoladex sicherlich weitgehend gleichkommen: Ich kann dazu leider kaum was sagen. Denn mir wurde damals (4/2002) von mehreren Ärzten ein synthetisches Mittel gegen die Wechseljahresbeschwerden empfohlen. Die Ärzte meinten unisono (wirklich unabhängig voneinander), ich liefe sonst Gefahr, "wegen massiver Wechseljahresbeschwerden in ein tiefes Loch" zu fallen. Ich war knapp 44 Jahre alt und hatte laut Hormonstatus eine noch sehr hohe Östrogenproduktion... .
Das Medikament heißt Liviella und ist k e i n konventionelles Hormonersatzpräparat. Es wirkt im Körper gewebespezifisch ähnlich wie (aber eben nicht genauso wie) Östrogen, Gestagen u n d Androgen. Es erhöht nicht den Östrogenspiegel und soll nach den bisherigen Ergebnissen und präklinischen Studien auch in der Brust nicht östrogenartig, sondern möglicherweise sogar antiöstrogen (also ähnlich Tamox.) wirken.
Aber ich möchte das Medikament keinesfalls empfehlen, zumal es in der kürzlichen One-Million-Women-Studie in England angeblich auch zu erhöhten Brustkrebszahlen geführt haben soll (was noch überprüft werden wird).
In Deutschland und einigen Anrainerstaaten läuft zurzeit übrigens eine Studie, wo brustkrebserkrankte Frauen Tamoxifen und Liviella gleichzeitig nehmen (so wie ich auch).

Wegen der Einnahme von Liviella kann ich eben gar nicht viel zu den Folgen einer Ovarektomie sagen. Das Mittel tut mir irre gut.
Ich habe kein Gramm zugenommen, habe feuchtere Schleimhäute als vorher, Libido ist unbeeinträchtigt, kaum Hitzewallungen, kaum Stimmungsschwankungen, sehr gute Knochendichte... . Mein einziges Problem sind Schlafstörungen (vermutlich latente leichte Depression).
Wegen Liviella ist mir bislang ein Leben ohne "Pepp", wie Katrin es oben mit Witz in Bezug auf die fehlenden Testosterone nach Eierstockentfernung schildert, erspart geblieben. Denn Liviella wirkt im Körper eben zum Teil auch androgen, also wie ein Testosteron. Ich habe - wahrscheinlich dadurch - einen (minimal) muskulöseren Körperbau bekommen... .

Die von Katrin erwähnte ZEBRA-Studie hat als adjuvante Therapie nach Brust-OP die Wirkung von Zoladex mit der Wirkung einer Chemotherapie verglichen. Untersucht wurden hormonrezeptorpositive Frauen, die noch nicht postmenopausal waren. Die Studie hat belegt, dass Zoladex genauso gut wie eine Chemo wirkt, wenn es darum geht, einem erneuten Auftreten von BK vorzubeugen und die rückfallfreie Überlebensdauer zu verlängern - und das auch noch nach mehr als sieben Jahren. Im Rahmen der Studie wurden als Zeiträume 6 Monate Chemo mit 2 Jahren Zoladex verglichen.
Darüber hinaus hat man in einer weiteren Studie, der ABCSG-5-Studie, sogar festgestellt, dass Zoladex in Kombination mit Tamoxifen bei diesen Patientinnen sogar besser wirkt als die Chemotherapie.

Worüber ich allerdings noch nie etwas definitiv Gesichertes lesen konnte, ist: Wie lange gibt man Zoladex? Reichen 2 Jahre? Oder steigt die BK-Gefahr mit der dann oftmals wieder einsetzenden Menstruation wieder an?

Das Einzige, was ich bisher dazu gelesen habe, ist eine Aussage von Dr. Minckwitz (Gyn-Klinik Frankfurt/Main) auf den Mamazone-Seiten. Für Patientinnen vor der Menopause emfiehlt er: entweder Tamoxifen im Anschluss an die Chemo oder Ausschaltung der Eierstocksfunktion (Zoladex) plus Tamoxifen. Für die Dauer der medikamentösen Eierstockausschaltung benennt er "zwischen 2 und 5 Jahren", dafür lägen Studienergebnisse vor... (keine Ahnung, welche... - vielleicht weiß jemand mehr).

Es gibt inzwischen doch einige Frauen, die nicht nur für die bisher üblichen 2 Jahre, sondern für 3 Jahre - einzelne sogar noch länger - Zoladex bekommen (entweder auf ärztliches Anraten hin oder aufgrund eigener Bitte an den behandelnden Arzt).

So, nun habe ich als heutiger Gast hier einen ganzen Roman geschrieben. Verzeiht mir...*g*, aber vielleicht war ja auch was Interessantes für euch dabei

Ich grüße Euch sehr herzlich - tschüüüüüsss
Petra S-H
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