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Alt 15.02.2009, 10:31
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Guten Morgen, Gabi, Iris, Brigitte und alle anderen ....

Ich danke euch für eure lieben Worte, sie sind wie ein kleiner Sonnenstrahl im Nebel

Es ist momentan einfach eine ganz blöde Zeit, besser kann ich's nicht ausdrücken ... Alles noch so neu und ungewohnt, obwohl alles erledigt ist, ist der Alltag noch nicht so ganz wieder da, ich kann mich irgendwie nicht so richtig aufraffen ... Dummerweise hindert mich auch das Wetter dran, mich so richtig auszupowern: so ein, zwei Stunden radfahren oder walken, das wär's jetzt - aber die Radwege sind teilweise noch überfroren, die Feld- und Waldwege teils glatt, teils angematscht, so dass man nicht mal gefahrlos flott laufen kann. Am Donnerstag hab ich mich mal wieder zum Reiten aufgerappelt (hatte erst überhaupt keine Lust dazu), das war dann so toll: die Bewegung (jaha - auch Reiten ist Arbeit, nicht nur für's Pferd ), die Konzentration, dazu ein ganz tolles, warmes Licht in der Halle - das tat so unheimlich gut ... Schade, dass so was nur einmal die Woche geht - aber wenn jetzt das Frühjahr kommt, werd ich mit meiner Tochter bestimmt wieder häufiger ausreiten .... Mir fehlt einfach der Sport - ich würd heut so gerne zum Langlaufen fahren, aber mein Mann muss heute auf Abruf arbeiten, und allein? Nee, ich würd mich eh im Wald verlaufen - und den Hund könnte ich in die Loipe auch nicht mitnehmen. Ich werd richtig hibbelig, wenn ich jetzt so am Rechner sitze und mich am liebsten austoben möchte Aber ewig wird es ja nicht Winter bleiben - weder draußen noch in meiner Seele ....

Das mit dem Reden über meine Mutter ist nicht so ganz einfach - ich weiß ja nicht, ob ich meinen Vater damit nicht zusätzlich belaste, und dass er einigermaßen mit der Situation zurecht kommt, ist für mich im Moment das Wichtigste. Ich bin heilfroh, dass es ihm allem Anschein nach recht gut geht - soweit das nach einem solchen Verlust möglich ist. Aber er ist auch noch immer mit Um-, Auf- und Ausräumen beschäftigt - wie's wird, wenn er damit fertig ist, möchte ich mir jetzt gar nicht vorstellen.

Mein Mann hat im Moment auch genügend Probleme mit sich selber, leidet an burn-out, hat Magen- und Schlafprobleme, macht sich Sorgen um Dinge, die absolut nebensächlich sind und sich in der Regel von ganz allein lösen - aber er ist eben so gewissenhaft, hilfsbereit, kann nicht nein sagen, macht sich auf der Arbeit einen Kopf um Probleme, für die er überhaupt nicht verantwortlich ist (dafür hat die Bahn ja schließlich hochbezahlte Manager ...), und irgendwann kommen halt dann die Folgen. Er ist zwar erst 53, aber nach 37 Dienstjahren einfach erledigt - die Arbeit macht keinen Spaß mehr, schlaucht nur noch .... Er hofft jetzt, in vier Jahren in Vorruhestand gehen zu können - zwar sehr früh, mit recht hohen Abzügen, aber besser so und den Ruhestand noch genießen können ... Bis dahin ist auch unser Haus abbezahlt, dann wird's schon gehen ...
Unsere Kinder haben auch genug um die Ohren (mit Job, Umzügen usw.) - Heiko ist ja weit weg, und Anja fällt es schon schwer, meinen Vater zu besuchen, weil sie seine Traurigkeit so bedrückt ...
Und meine beste Freundin? Tja, die ist halt praktisch nur mit sich selbst beschäftigt, das ist mir ja letzten Sommer aufgefallen, als ich so sehr Unterstützung gebraucht hätte ... Aber vermutlich ist das normal, dass sich in der heutigen Zeit jeder selbst der Nächste ist, um nicht selber unterzugehen ... Wenn ich nicht hier schreiben und lesen könnte, wüsste ich oft mit meinen Gefühlen gar nicht, wohin ...

Ich hab grad gelesen, wie es Gabi's Mama im KH ging - dass man sie sauerstoff-mäßig "umerziehen" wollte ... Da fasst man sich doch an den Kopf, oder? Anstatt den Patienten alles menschenmögliche, liebe zu tun - krittelt man an ihnen rum ... Aber morgen darf sie ja zum Glück nach HAuse - da wird sie ihre Luftnot vielleicht nicht mehr ganz so quälend empfinden. Ich musste beim Lesen dran denken, wie bei meiner Mutter ihre Angstzustände von jetzt auf nachher weg waren, als wir ihr gesagt haben, sie dürfe am nächsten Tag heim - was hat sie sich gefreut und in der kommenden Nacht geschlafen wie ein Baby .... Ich bin immer mehr "stolz" drauf, dass ich drauf bestanden hab, wir holen sie heim - lieber daheim ein paar Schmerzmittel mehr, aber dafür eine stabilere Seelenlage als schmerzlos im KH, aber vollgepumpt mit Beruhigungsmitteln ... Ich darf mir gar nicht vorstellen, was gewesen wäre, wenn sie bei der Verschlechterung ihres Zustands noch im KH gewesen wäre: Infusionen, evtl. Magensonde, vielleicht sogar Intensivstation .... Da war es wirklich eine Eingebung, sie rechtzeitig heimzuholen - wir hatten ja erst Montag oder Dienstag im Hinterkopf, aber irgendetwas hat mich dazu gebracht, auf dem Sonntag zu bestehen ... Darüber bin ich im nachhinein sowas von froh - dass sie noch zwei richtig gute Tage hatte und dann aus ihrer gewohnten Umgebung gehen konnte ...

Ich wünsche euch allen einen schönen, erholsamen, sonnigen Sonntag,
Karin
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"Das Leben ist keine Autobahn von der Wiege bis zum Grab, sondern ein Platz zum Parken in der Sonne."
(Phil Bosmans)
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