Thema: es tut so weh
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Alt 21.11.2003, 16:26
Gast
 
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Standard es tut so weh

Die dunkle Jahreszeit, schlechtes Wetter, alles nicht gerade dafür geeignet den Mut nicht zu verlieren. Weihnachten steht vor der Tür, aber ich werde nichts schmücken, es gibt nichts zu feiern. Aus Prinzip oder aus Trotz werde ich keine Weihnachtsdeko auspacken.
Vor 3 Monaten ist mein Mann gestorben und bin hin und her gerissen zwischen Trauer, Wut, Verzweiflung und der Tatsache dass das Leben weiter gehen muss. Der Alltag schleicht sich ein, für die Freunde ist de Tod nun kein offensichtliches Thema mehr.
Immer wenn ich etwas schönes erlebe und mich freue denke ich sofort im nächsten Moment: wenn er jetzt nur hier sein könnte, es wäre so viel schöner wenn wir später noch einmal über alles reden könnten.
Die Arbeit lenkt ab und ich mache viel Sport damit ich nicht sinnlos alleine zu Hause hocke. Allein sein ist schlimm, Wochenenden alleine sind schlimm. Abends, kurz vor dem Einschlafen ist schlimm - dann kommen alle Bilder wieder hoch und die Gefühle sind wieder da.
Meine Kollegen und Freunde denken bestimmt mir gehts wieder ganz gut - aber niemand kann in meine Seele blicken.
Wenn ich am Wochenende nicht vor habe trinke ich oft zu viel, spät in der Nacht krame ich dann alle CD´s raus und spiele die Lieder bei denen ich so traurig sein kann.
Am nächsten Morgen hab ich dann Kopfweh und das Wohnzimmer liegt voller CD`s und ich schwöre mir, dass machst du nicht wieder. Aber am nächsten Wochenende holt mich der Frust wieder ein.
Das wir uns damals getroffen haben ist ein großer Zufall gewesen, trotz aller Schwierigkeiten sind wir zusammen gekommen, was im Rückblick betrachtet schon ein kleines Wunder ist. Ich denke ich bin ein Teil seines Schichsals gewesen und meine Aufgabe war es ihn in den Tod zu begleiten. Ich bin sehr stolz das ich das geschafft habe und bin sicherlich durch das Erlebte ein anderer Mensch geworden.
Es gibt keine Antwort auf das WARUM - aber sein Tod soll nicht sinnlos gewesen sein. Ich nehme ihn an als Teil meines Lebens und lerne daraus jeden Tag zu geniesen. Froh zu sein über meine Gesundheit und es nicht als Selbstverständlich hinzunehmen, das ich gesund bin.
Mich als Teil seines Schicksals zu begreifen hilft mir, es war eine Rolle die ich übernehmen musste ( ohne je dafür geprobt zu haben ).
Ich lese viel hier im Forum, schreibe aber nur selten. Heute wollte ich mal ein paar Dinge los werden.
Schönes Wochenende wünscht
Heike
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