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Alt 06.02.2009, 21:18
Benutzerbild von heike_mike
heike_mike heike_mike ist offline
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Standard AW: Rezidiv und nun ????

Liebe Conny,

ich habe deine verzweifelten Worte gestern gelesen und überlegt ob ich dir antworte.
Nichts kann dir helfen.
Und du hast recht.
Es wird nicht gut.Es wird nie wieder wie früher. UND - es hängt sehr viel mit der Vergangenheit, der Familie und dem ganzen Umfeld zusammen.

Dein Beschreiben deines Fühlens schnürrt mir die Kehle zu.
Denn ich weiß das es mir genauso ergehen wird.

Auch mein gesamtes bisheriges Leben lief eigentlich im großen und ganzen Sch...!
Ich weiß nicht wie weit du bei mir eingelesen bist, fasse es nochmal kurz zusammen. (versuche es)

Alles ging eigentlich los als ich 7 Jahre alt war - an die Zeit davor habe ich eigentlich keine Erinnerung mehr.
Damals machte ich die ersten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht. Unfreiwillig. Was das heißt ist denk ich klar und muß nicht erläutert werden.
Daraufhin zogen wir um.
Meiner Vater lernte eine neue Frau kennen, meine Eltern trennten sich und mein Stiefvater trat in mein Leben.
Er war und ist ein perverses Schw...! Entschuldigung.
Abgesehen davon das er mit recht und Moral einem 11 jährigen Mädchen gegenüber nicht klar kam und sein Triebe nicht ganz im Griff hatte schlug er mich und meine Mama.
Nachts wenn ich im Bett lag hörte ich sie weinen,schreien - ging raus,stellte mich dazwischen und wollte ihr helfen.
Lieber hätte ich alle Schläge in Kauf genommen als das nur ein einziger weiterer sie trifft.
Es zerriss mir das Herz und das tut es heute noch. Wenn diese Erinnerungen kommen blutet das herz,alles tut weh.
Nein,das geht nie weg.!!
Aber irgendwann muß man nicht immer daran denken.
Ich glaub spätestens zu diesem Zeitpunkt sagte meine innere Stimme das alles noch schlimmer kommt.
Mein Stiefvater(den ich nie als diesen bezeichnete), schlug weiter,machte meiner Mama das Leben zur Hölle.
Und sie...., konnte sich nicht wehren! Denn ungefähr zu diesem Zeitpunkt wurde sie krank. KREBS!!
Sie mußte in Kliniken,wir Kinder mußten bei meinem Stiefvater bleiben(er schlug uns nicht- mich nur wenn ich dazwischen ging - und... ich hab mich gewehrt,damals schon!)
Meine Mama bekam alles,nahm alles dieser Scheiß Krankheit mit was ging.
Brustkrebs, Unterleibskrebs, Metastasen,DArm.
Ihr wurde eine Brust abgenommen und ich habe heute noch das Bild vor Augen wie sie sich dafür geschämt hat! Sie war 30!!!!
Hatte große Brüste,und nun-nun hing eine Seite des T-Shirts einfach so gerade runter.
Sie hat sich nur versteckt umgezogen , und kam ich durch Zufall ins Zimmer habe ich in ihren Augen den Scham gesehen.
Ihr vielen die Haare aus, ihr war nur schlecht während der Chemo.Sie sah aus wie der Tod. Und das schlimmst, ich habe heute kein einziges Bild von ihr im Kopf als gesunde Frau.
Nein die Bilder die ich habe sind alle mit Perücke und schiefen T-Shirt.
Sie hat ihr Leben lang gelitten,war ihr lebenlang nur krank, Nieren mußte entfernt werden, Schlaganfall mit ca.28Jahren.
Genau weiß ich es nicht, es gibt nämlich auch keine mit dem ich über diese Erinnerungen reden kann.
Meine Eltern waren geschieden, meinem Stiefvater hab ich zum Teufel gejagt nach ihrem Tod( er war noch der Meinung Mam hätte nichts dagegen wenn ich mit ihm was machen würde. ) Boar, mir kommt heute noch das kotzen wenn ich an ihn denke, wäre er damals nicht gegangen,ich glaub ich hätte ihn umgebracht. Mit meiner Oma ist seit dem Tod meiner Mama kein Kontakt mehr und mein Bruder war zu klein.
Nein,es gibt keinen-ich lebe seit nun bald 14 Jahren damit.
Am 29.03. ist sie gegangen,nach langem Kampf und dem Wissen ich werde an diesem Tag 18 und kann meinen kleinen Bruder als Pflegekind nehmen und wir müssen nicht in ein Heim.
An meinem 18. Geburtstag. Aber sie war erlöst. Nie wäre sie freiwillig gegangen, aber ihre Kraft war zu Ende.
Meine Oma meinte von da an, ich muß für meinen Bruder nun die Ersatzmama sein. Er war 11. Das ich selbst grad 18 war und auch ihr Enkel vergass sie völlig. Auch das ich trauerte.
Ähnlich wie mit deiner Mutti.
Von da an gab es immer wieder Streit bis ich mich irgendwann nicht mehr meldete. Und sie ist so stur, meldet sich bis heute nicht. Weder zu meinem 20.noch 30. Geburtstag. Heute ist es mir egal.
Mein Bruder hat mit ihr Kontakt und sie hilft im etwas. Das ist gut und freut mich für ihn. Denn auch er hatte keinen um über seine Trauer zu reden.
Er hat mit 11 seine Mama verloren. Ich weiß eigentlich bis heute nicht wie sie ihm wirklich fehlt. Er ist kein Redner.
Mir fehlt sie unglaublich. Sie war mein Leben, mit ihr ist damals schon ein Teil gestorben. Und es tut immer noch weh. Es wird nicht wieder. Aber es geht weiter.
Nie konnte ich mit ihr wie andere Teenie mädels shoppen gehen, Kaffee trinken ins Kino....
All sowas gab es nicht, erst war sie zu schwach. Dann tod! Weg! EInfach nicht mehr da!!
Die Jahre dazwischen ging es so la la. Mal mehr,mal weniger gut-aber nie super. Schwer hatte sie es schon immer und genauso soll es wohl bei mir laufen.

Du hast recht, man bekommt nicht nur das auferlegt was man tragen kann,denn ich kann nichts mehr tragen.
Jetzt ist mein Mann krank, hat diesen Sch...Krebs.
Und nun wird er mir genommen.
Freunde sind nicht mehr viele übrig,auch das kenne ich jetzt schon.
Man lebt anders.
Hat kein Interesse an Partys,Disco oder irgendwas was nicht mit Krebs zu tun hat. Zumindest mir geht es so.
Man lebt nur für den Krebs,das hast du genau getroffen.
Sie verstehen es nicht oder können oder wollen nicht und irgendwann bin ich müde geworden.
Müde ihnen immer zu erklären wie es Mike geht.
Warum haben sie ihn nicht selbst angerufen? Es geht noch.

Ich weiß was noch für ein Weg auf uns zu kommt. Und noch schlimmer,ich weiß was für ein Weg allein auf mich zu kommt. Wenn er nicht mehr da ist.
Dann geht es mir wie dir.
Ich bin allein,verzweifelt und weiß nicht weiter.

Ich verstehe dich so gut Conny. Ja-warum soll das Leben gerade jetzt mit 44 bei dir umschwenken?
Wie sollte gerade jetzt dein Jörg dir einen Engel an die Seite stllen können der dir das gleiche geben kann wo du dich doch gar nicht raus traust. Und will er das?

Anetts Worte sind mir im Kopf geblieben.
" Ich wünsche dir für morgen soviel Kraft wie du für den morgigen Tag brauchst" Nur morgen ,nicht weiter denken.

Mir bleibt nicht viel zu wünschen,ausse vielleicht ein paar Sonnenstrahlen die dein Jörg dir schickt.

Ich wollte nicht so lang schreiben tut mir leid, vielleicht siehst du das du nicht allein damit bist.

Liebe Grüße aus Chemnitz Heike
__________________

gekämpft, gehofft und doch verloren

MEIN ENGEL *24.02.1969 + 30.03.2010
IN HERZ UND GEDANKEN FÜR IMMER BEI MIR
DEINE NULPE




Geändert von heike_mike (06.02.2009 um 22:23 Uhr)
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