Einzelnen Beitrag anzeigen
  #14  
Alt 31.01.2009, 08:21
Sön Sön ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.01.2009
Beiträge: 34
Standard AW: Klinkwechsel zwischen OP und Chemo?

Hallo zusammen,

will nur kurz die Erfahrungen der letzten Zeit schildern.

Meine Mutter wechselt für die Chemo jetzt zu einer privaten Onko-Praxis. Die Uniklinik hat unter dieser Prämisse keine Bereitschaft gezeigt, die Behandlung federführend / koordinierend weiter zu betreiben, d.h. die Federführung liegt jetzt (allein) in der Onkopraxis.

Port wurde letzte Woche am Montag gesetzt. Meine Mutter hatte dabei auch um Check Unterleib gebeten, weil ihr Gynäkologe im Zusammenhang mit der Diagnose des BK auch dort eine Veränderung festgestellt hatte, die als weit weniger kritisch, aber mittelfristig auch operationsbedürftig eingestuft wurde.

Dabei hatte meine Mutter den Chirurgen ausdrücklich darum gebeten, nichts zu machen, was die für Mittwoch geplante Chemo gefährden könnte.

Es erfolgte dann trotzdem unter Vollnarkose eine "Abrasio", die wiederum zur Folge hatte, dass meine Mutter am Mittwoch in der Onkopraxis gleich wieder nach Hause geschickt wurde.

Das wäre vielleicht alles nicht so schlimm, wenn nicht mit dem nächsten Termin am kommenden Dienstag bereits 7 Woche nach der OP vollendet wären. Ich kann das natürlich nicht sicher beurteilen, aber der gesunde Menschenverstand legt bereits nahe, dass die Chemo so bald wie möglich auf die OP folgen sollte. Die Verzögerung jetzt ist ausschließlich auf die Bummelei und die - gegen den Willen meiner Mutter - durchgeführte OP in der Uniklinik zurückzuführen. Es ist mit völlig unverständlich, warum der Port nicht bereits in der dritten, vierten, oder spätestens fünften Woche nach der Brust-OP gesetzt wurde.

Ich hatte zwischenzeitlich ein Gespräch mit dem Chirurgen. Natürlich negiert dieser die Notwendigkeit einer Verschiebung des Termins, weil eine bloße "Ausschabung" keine Kontraindikation für die Chemo sei.

Auch die Verschreibung von Tamoxifen zur Chemo habe ich angesprochen. Behauptung des Chirurgen: An der Uniklinik werde ohne weiteres Tamoxifen parallel zur Chemo verschrieben.

Tatsächlich hatte mein Vater mit einer der Ärztinnen von der Chemo-Station derselben Klinik gesprochen: Ihre Aussage: AHT kommt erst nach der Chemo, warum der Arzt Tamoxifen bereits zur Einnahme mit der Chemo verschrieben habe, wisse sie nicht. Aussage des Gynäkologen meiner Mutter nach Rücksprachge mit zwei Onkologen: AHT erst nach der Chemo. Aussage des Leiters der privaten Onkopraxis (selbst Prof.): AHT erst nach der Chemo. Aussage einer Betroffenen hier vom Board, die ihren Arzt auf die gleiche Frage hin angesprochen hatte: AHT erst nach der Chemo. Und schließlich:

"Chemotherapie und antihormonelle Behandlung sollten allerdings nicht gleichzeitig erfolgen." Quelle: http://www.onkologie-duesseldorf.de/...Brustkrebs.htm

Was soll ich jetzt glauben?

Im verlinkten Dokument steht auch noch "erfreulicherweise", dass die Chemo meist "innerhalb von 4 Wochen nach der Brustoperation" begonnen wird.

Zu keinem Zeitpunkt der Behandlung hatte meine Mutter einen Behandlungszeitplan erhalten. Vielmehr musste sie sich von einem Termin zum nächsten hangeln und war dabei nicht einmal darüber informiert, was genau dabei passieren sollte. Der vermeintliche Termin für die Op des Ports entpuppte sich als Termin nur zur Aufklärung über die medizinischen Risiken der Portanlage. Der vermeintliche Termin für den Beginn mit der Chemo war schließlich der Termin für die OP des Ports. Wann die Chemo beginnen sollte, hat man ihr danach zu keinem Zeitpunkt gesagt. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass die Ärztin, die meine Mutter so gerne für ihre Studie gewonnen hätte, extrem schnell das Interesse verlor, als mein Vater am Telefon bekundet hatte, dass sie an der Studie nicht teilnehme würde. Meine Eltern hatten nach diesem Telefonat noch einen Termin bei der Ärztin, bei dem eine weitere Aufklärung zur Chemo erfolgen sollte. Sie warteten eine 3/4 Stunde, um dann auf Nachfrage zu erfahren, dass die Ärztin krank sei und sowieso nicht mehr zuständig.

Als mein Vater am gleichen Tag ein Paar Stunden später in der Klinik anrief: wer war da wohl am Apparat? Just die Dame, die kurze Zeit zuvor krank gewesen sein wollte.

Es hat dreier Anläufe über eine ganze Wiche bedurft, um an die vollständigen Unterlagen für den Wechsel in die private Onkopraxis zu kommen. Am errsten Tag (Montag) konnten die Unterlagen überhaupt nicht ausgehändigt werden, am Donnerstag kam schließlich ein Teil der histologischen Gutachten ohne das wichtige Gutachten zur Hormonabhängigkeit. Als wir eine Woche später die noch fehlenden Unterlagen (inkl. Arztbrief) abholen wollten, war der Arztbrief immer noch nicht unterschrieben. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits fast sechs Wochen seit der OP verstrichen.

Freilich hätte man sich den Arztbrief auch fast schenken können, denn er enthält außer dem Verweis auf die Studie, für die man meine Mutter sehr gerne geworben hätte, keinerlei Angaben auf die Art der Wirkstoffe, die in der Chemo eingesetzt werden sollen - von Dosierungen ganz zu schweigen. Schon vor Wochen hatte man meiner Mutter zwar einen Beratungsdokumentationsbogen zur Chemo in die Hand gedrückt - aber die zu befüllenden Felder mit Angaben zu den Wirkstoffen und Dosierungen frei gelassen (bzw.: faktisch den ganzen Bogen unausgefüllt gelassen).

So viel zur Qualität der medizinischen Versorgung in einem "renommierten" (natürlich zertifizierten) Uniklinikum einer deutschen Großstadt.

Ich kann nach diesen Erfahrungen niemand dazu raten, sich zur Behandlung in eine Uni-Klinik zu begeben.

Viele Grüße

Sön
Mit Zitat antworten