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Alt 24.01.2009, 12:41
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Susanne85 Susanne85 ist offline
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Registriert seit: 20.09.2008
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Standard AW: Mögen die Engelchen dich begleiten, liebste Mama

Liebe Anette,

Danke für deine lieben Worte! Ich finde es selbstverständlich, so um meine Mama zu trauern. Ich habe meine Mama verehrt, tue das immer noch und werde es immer tun. Sie war eine sehr starke Frau und ich bin stolz, ihre Tochter zu sein. Viele Menschen sagen, ich bin wie meine Mama. Und es gibt kein schöneres Kompliment. Und jedem fällt auf, dass ich die gleichen Hände wie meine Mama hab. Die Hände meiner Mama haben in ihrem Leben verdammt viel anpacken und leisten müssen. Also sind auch meine dazu gemacht worden. Und ich werde meine Mama nicht enttäuschen - egal was für Hürden und Aufgaben dieses Leben noch für mich bereit hält. Und wenn ich verzweifle und nicht mehr weiter weiss, werde ich mich fragen, was Mama wohl zu mir sagen würde und schon habe ich die Antwort.

Ich weiss, es gibt nichts schlimmeres auf der Welt, als sein eigenes Kind zu Grabe zu tragen. Da ich keine Kinder habe, kann ich mir nicht annähernd vorstellen, was für Schmerzen das sind. Ich bin froh, dass Mama das nicht erleben musste, denn das hätte ihr den Rest gegeben. Sie hat schon zuviel in ihrem grausamen Leben mitgemacht. Leider hatte sie nur wenige schöne Momente in ihrem Leben. Und das macht mich noch trauriger. Was hatte sie von ihrem Leben? Nichts. Sie hatte ihre Kinder. Aber auch das hat ihr nicht immer nur Freude bereitet. Und mehr hatte sie aber wirklich nicht. Den Tod eines eigenen Kindes hätte sie nicht verkraftet.

Du hast tiefe Spuren in deinem so geliebten Ritter gelassen, liebe Anette. Und hätte er die Wahl gehabt, wäre er nie gegangen. Und wirklich gegangen ist er nicht. Leider ist es uns Menschen hier auf der irdischen Welt verwehrt, unsere geliebten Verstorbenen nach wie vor zu sehen und mit ihnen zu sprechen. Sie sind bei uns, auf eine Weise, die wir nicht sehen können. Und das ist sehr traurig. Ich muss bei dir und deinem Ritter an den Film Stadt der Engel denken.

Ganz zu Anfang sieht man ein Kind auf einer Krankenhausliege, bei dem man versucht, es zu reanimieren. Die Mama steht daneben und ist verzweifelt und schreit. Dann sieht man, wie das Kind (oder besser die Seele) bereits aus dem Körper ausgetreten ist und neben dem Engel steht, der es abholt. Es fragt den Engel "Darf Mami mitkommen?". Der Engel sagt "nein.". Und das Kind sagt "Aber sie wird es nicht verstehen!". Und dann sagt der Engel "Doch, das wird sie. Irgendwann.".

Dein Ritter wollte dich auch mitnehmen. Und auch er wusste, dass du es nicht verstehen wirst. Wir alle verstehen es nicht. Irgendwann werden wir es. Aber wann?? Wohl nicht mehr in diesen Leben. Wie soll eine Mutter je verstehen, warum genau dieses Leben so grausam zu ihr ist und ihr die größten Schmerzen, die das Leben je zu bieten hat, antut? Das wäre zu viel erwartet. Du hast Recht, es ist unnatürlich, dass das Kind vor der Mutter/dem Vater geht. Du bist wütend, verzweifelt, traurig, zornig und enttäuscht. Sicher bist du nicht wütend etc. auf deinen Ritter, denn er wollte das selbst nicht. Aber auf das Leben. Und das bist du zurecht!

Ich bin froh, dass meiner Mama dies erspart blieb.

Allein durch die (untertrieben genannt) schwere Zeit mit deinem kleinen Schatz, die du mit ihm durchgestanden hast, hast du die größte Achtung von mir. Für ihn ist es zum Glück vorbei. Er hat es geschafft. Aber du bleibst zurück. Mit deiner Trauer, deiner Angst, deinen Sorgen, deiner Wut, deiner Enttäuschung, deinen Tränen. Und dafür fehlen mir die Worte!

In großer Bewunderung und viel Mitgefühl

Deine Susanne
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Für meine geliebte Mama
13.06.1964 - 16.12.2008
http://de.youtube.com/watch?v=PP_NQPrbRvM
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