Einzelnen Beitrag anzeigen
  #81  
Alt 15.01.2009, 17:16
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.04.2008
Beiträge: 1.806
Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo,

eingangs wurde geschrieben, dass das Thema Tod, das Sterben an sich, in unserem Land stark tabuisiert wird.

Also angesichts dessen, wie man so miteinander umgeht, wie man über dieses sensible Thema hier schreibt und diskutiert, finde ich das auch nicht weiter verwunderlich.

Ich habe zu dem Thema auch meine ganz persönliche Meinung.

Ich denke, dass das Sterben ebenso einer Individualität unterliegt, wie das Leben, jeder Krankheitsverlauf, jedes Dasein an sich. Und selbst wenn es von den rein medizinischen Vorgängen her, genauso sein würde wie bei Frau/Herrn XY, so ist die Situation und mein persönliches Umgehen damit, wenn es meine Mutter irgendwann betrifft, ein völlig anderes.

Insofern hilft es mir als Angehörige im Vorfeld nicht, wenn ich lese, wie sich jemand zu Tode gequält hat oder persönliche Wege und Erfahrungsberichte aufgezeigt werden. Was allerdings nicht heißen soll, dass ich das kritisiere oder persönlich nicht gutheiße, dass ein solcher Austausch stattfindet. Wiegesagt - ich zeige mit meinem Kommentar nur auf, was ich daraus ziehen kann.

Sterben kann sicher ganz verschieden sein. Ich für meinen Teil möchte alles richtig machen. Alles richtig zu machen heißt in meinem Fall, dem zu folgen was meine Mutter möchte. Kürzlich sprachen wir über das Thema, und meine Mutter äußerte sich dahingehend, dass sie, solange es "vertretbar" ist, zu Hause sein möchte. Auch darin liegt wieder eine Individualität. Wir werden situationsbedingt bestimmte Entscheidungen treffen müssen. Ich für meinen Teil stelle fest, dass nichts wirklich planbar oder vorhersehbar ist. Ich kann mich nicht wirklich auf diese Situation vorbereiten.

Manche Schilderungen die hier gemacht wurden, finde ich insofern abschreckend, als dass aus meiner Sicht auch während des Sterbeprozesses bzw. nach dem Tode, die Privatsphäre nicht automatisch endet.

Dann wird beschrieben, ich benutze mal die Wortwahl "obenraus und untenraus". Es ist nicht so, dass meine Fantasie nicht ausreichen würde, um mir bildlich vorzustellen, wie jemandem das passiert. Es ist nur abschreckend, dies vor dem imaginären Auge zu tun, wenn man jemanden Fremden davorhat. Insofern finde ich solche Schilderungen unangebracht, wenn es anderen Menschen etwas mit auf den Weg geben soll. Sollte sich eine solche Situation ergeben bei einem nahestehenden Menschen, bei dem Menschen wegen dem man hier schreibt, und den man liebt, ist die Perspektive doch wieder eine völlig andere. Gleichzeitig auch die Bereitschaft damit umzugehen.

Das Einzige, was ich inständig hoffe ist, dass sich dieses "über sich hinauswachsen" und "ungeahnte Kräfte entwickeln" zu gegebener Zeit auch bei mir einstellen wird, in unserer eigenen, individuellen Situation.

Liebe Grüße und alles Gute Euch allen

Annika
Mit Zitat antworten