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Alt 06.01.2009, 13:44
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Brigitte,
ich weiß nicht, wie's grundsätzlich in Krankenhäusern abgeht, was Privat- und Kassenpatienten betrifft (außer Chefarzt und Einzelzimmer). Aber unsere Erfahrungen sind eigentlich so, dass da nicht immer groß unterschieden wird. Mein Mann ist ja Eisenbahner, wir sind also pseudo-privat versichert (was heißt, dass wir erst mal Selbstzahler sind, aber nicht bessere Leistungen bekommen, die KVB orientiert sich an der GKV). Als sich mein Mann vor ein paar Jahren beim Volleyball die Achillessehne gerissen hat, wollte man in der Unfallstation des hiesigen (damals noch) Kreiskrankenhauses auch erst sein Kärtchen sehen, obwohl er sagte, dass er KVB-versichert sei ... Trotzdem, man will ja wissen, mit wem man's zu tun hat ... Mir lag dann die Frage auf der Zunge, ob sie meine Kreditkarte auch erst sehen wollten ... Wer denkt denn bei einem Notfall immer ans Versicherungskärtchen???? Trotz "Privatpatient" war die Behandlung nicht optimal - ein alter Oberarzt mit viel Erfahrung wurde von einem jüngeren Chefchirurgen überstimmt, mit dem Ergebnis, dass die Sehne mit zuwenig Spannung zusammengenäht wurde.

Vor zwei Jahren haben wir meinen Vater abends notfallmäßig mit einer Facialisparese (also halbseitiger Gesichtslähmung, Verdacht auf einen Schlaganfall) in eben dieses KH gebracht, angekündigt vom HA als Notfall, wir sollten uns sofort auf der Inneren (wo auch die Stroke Unit ist) melden. Von wegen ... An der zentralen Aufnahme (um die Zeit nur von einer Dame besetzt) warteten bereits zwei andere Patienten. Die eine davon, heftig aus einer Kopfwunde blutend, suchte verzweifelt nach ihrem Kärtchen, ihre Begleiterin nach den obligatorischen 10 Euro ... Ich sagte dann, dass mein Vater notfallmäßig käme und in der Inneren angemeldet sei, ob wir gleich hoch könnten ... Zur Antwort kam "Da müssen Sie schon warten, bis sie an der Reihe sind ..." Mein Mann hat schon tief Luft geholt, da konnte ich ihm noch zuvor kommen. Ich hab die Dame mit Namen angeredet (das wirkt häufig!), ihr sehr energisch klargemacht, dass Verdacht auf Schlaganfall bestünde und ich augenblicklich auf einer ärztlichen Untersuchung bestehen würde. Ansonsten ginge ich selbst auf die Suche ... Dann kam tatsächlich auch gleich ein junger, allerdings auch ziemlich müder Assistenzarzt. Zum Glück war's kein Schlaganfall (was diese Lähmung ausgelöst hatte, konnte man nicht herausfinden) - aber in einem solchen Fall zählt jede Sekunde, da sind dann diese Spielchen mit Kärtchen und 10 Euro mehr als idiotisch ...

In einem anderen (Beleg-)Krankenhaus hab ich selber beste Erfahrungen gemacht, da wurde grundsätzlich nicht zwischen privat und gesetzlich unterschieden, das Personal (mit minimaler Fluktuation) war gleichermaßen bemüht, hatte für jeden ein nettes Wort, machte nie einen genervten oder abgespannten Eindruck, beruhigte, tröstete, munterte auf ... In diesem KH schlief auch meine Bekannte im Herbst ein, liebevoll betreut, medizinisch gut versorgt ...

Bei niedergelassenen Ärzten konnte ich in den 25 Jahren, die ich jetzt privat versichert bin, noch nie feststellen, dass man schneller einen Termin bekommt und / oder schneller drankommt. In den letzten 20 Jahren wurde ich bei einer Terminvergabe auch nicht mehr gefragt, wo ich denn versichert sei. Meine Tochter ist bei der Bosch BKK, sie kriegt in der Regeln immer innerhalb von zwei Arbeitstagen einen FA-Termin. Als mein Mann letzt einen Augenarzttermin wollte (sein bisheriger ging in den Ruhestand) und ich in einer neuen Praxis nachfragte, hieß es, einen Termin gäbe es frühestens in vier Monaten. Auf meine Frage, ob man ihn denn bei einer Absage einschieben könnte, wurde mir gesagt, man nähme derzeit überhaupt keine neuen Patienten mehr auf - auch keine privaten ... Also weitergesucht ...

Was Kliniken betrifft, höre ich sehr viel gutes von Heidelberg und Erlangen - aber ich glaube, man kann hier und dort grundverschiedene Erfahrungen machen. Manches ist vielleicht oft nur "Tagesform" von Ärzten und Mitarbeitern - klar, wer 36 Stunden durchgearbeitet hat, ist nur noch begrenzt belastbar - aber der Leidtragende darf dann nicht der Patient sein ...

Ich hab ja früher als ärztliche Schreibkraft in einer psychiatrischen Klinik (mit Geriatrie und Suchtstation) gearbeitet, und schon damals waren die Unterschiede zwischen den Ärzten bzw. deren Art, mit den Patienten umzugehen, sehr groß.

Ich glaube einfach, solange Patienten nicht widersprechen, sich in ihr Schicksal "ergeben" und dankbar sind, überhaupt behandelt zu werden, wird sich am Alltag vieler Krankenhäuser nur wenig ändern. Aber wer traut sich schon, aufzumucken, wenn er weiß, dass er mit diesem KH noch öfter zu tun haben wird?

Trotz allem hoffe ich, dass es sich immer nur um Einzelfälle handelt, zwar jeder einzige bedauerlich und überflüssig, aber in der ungeheuren Vielzahl der Patienten in einer solch großen Klinik sicher nicht auszuschließen. Nur wenn man den Eindruck hat, dass die eigene Mutter eben immer ein solcher Ausnahmefall ist, dessen Arzt oder medizinischer MA halt grad einen schlechten Tag hat, fällt es zumindest mir schwer, das einfach so hinzunehmen.

Liebe Grüße,
Karin
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"Das Leben ist keine Autobahn von der Wiege bis zum Grab, sondern ein Platz zum Parken in der Sonne."
(Phil Bosmans)

Geändert von Summer 175 (06.01.2009 um 13:48 Uhr)
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