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Alt 05.01.2009, 16:19
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Registriert seit: 06.02.2008
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Standard AW: Chomo bei Prostaca wird nicht besser

Grüß dich, liebe Chica.
Das gleiche wünsche ich dir und deinem Papa auch!
Seid voller Hoffnung und Zuversicht und behaltet euren Mut, die Dinge anzugehen, wie sie kommen.

Ich hatte richtig Angst vor dem Silvestermorgen.
Und wie es der Zufall (oder sonstwas) wollte, bin ich um 5.15 Uhr aufgewacht.
Meine Schwester sagte mir das gleiche...
Das war die Zeit, als ich mit Mama im Hospiz ankam und Papa auf seiner Reise war.
Ich habe die Augen wieder zugemacht und weitergeschlafen.

Eigentlich hatte ich keine Lust auf Feiern und Freunde, aber als wir dann abends zusammen gegessen hatten, wars dann doch ganz nett.

Um 0.00 Uhr haben wir das Feuerwerk angeschaut und dann die Nacht ausklingen lassen.
Es war eine harmonische Runde, wir hatten ein befreundetes Pärchen eingeladen und unsere 2 Nachbarn kamen dann auch dazu.
Ich musste nicht weinen, war nicht traurig – ich hatte so viel Angst davor und nix ist passiert. Ich habe in die Sterne geschaut, wusste meinen Papa, meine Mama und meine Geschwister gut unter und habe noch einige Leute mit guten Wünschen bedacht.
Es war absolut ok für mich.


Ich erkenne mich in deinen Erzählungen über dich wieder...
Du hast Angst, dass alles nur eine Täuschung ist, weil sich nicht alles Schlimme einfach in Luft auflöst...
Natürlich fragt man sich – wenns dem Papa gut geht -, ob sich da nicht jemand vertan haben kann und alles wieder gut wird.
Die Haare wachsen, er fühlt sich wohl, ist fit und zeigt, dass er WILL.
Diesen Enthusiasmus habe ich auch in mir. Ich habe mich am halbvollen Glas festgekrallt und die Zeit genossen. Einfach genossen. Allerdings musste ich es auch loslassen und meine Kraft daraus ziehen, als das Glas mal wieder leerer wurde.
Es hat sich gefüllt, wurde geleert, hat sich wieder gefüllt und so weiter...
Immer ein Auf und Ab... Und das zerrt. Das macht kaputt.
Aber das gehört dazu. Leider.

Ich möchte dir keine Hoffnung nehmen – im Gegenteil.
Ich finds schön, wenn du so viel Halt im guten Zustand deines Papas findest.
Du kannst ihm unbeschwerter entgegentreten, ihm ganz, ganz viel Kraft spenden und ihn aufbauen.
Warum geht es ihm wohl so gut?
Du und deine Schwester (deine Familie) gebt ihm sicher genau DAS Gefühl, was ihm hilft, sich weiter so prima zu fühlen, seine Kräfte aufzutanken und mal abschalten zu können.
Wenn Chemo-Pause war, hatte meine Papa auch immer seine aufblühende Phase. Endlich mal keine nervenden Termine, endlich mal wieder machen, was er wollte, sich gut fühlen dürfen.
Als Papas Blutwerte schlecht wurden, bekam er Transfusionen. Diese Möglichkeit bekommt dein Papa ganz sicher auch, wenn sich die Werte anders gestalten als angenommen. Aber mach dir keine zu großen Gedanken darüber – das läuft, wenn die Untersuchungen gemacht werden.

Ich finde, du machst das sehr gut, dass du versuchst, das Positive aus dem Trüben zu fischen, wenn es die Situation erlaubt.
Das schenkt viel Kraft. Und die brauchst du. Die brauchst du für dich und deinen Paps.
Das ist deine Kraft.

Es ist nicht leicht, zu jeder Minute oder Stunde das halbvolle Glas zu betrachten und zu sagen: „Hey, wird schon.“ Dafür weißt du, wie es um deinen lieben Paps steht.

Gönnt euch einen ganz großen Schluck aus dem halbvollen Glas und dann schenkt wieder neu ein - auch wenn es immer nur in kleinen Schlucken ist.

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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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