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Alt 20.12.2008, 15:02
Roxana Roxana ist offline
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Standard AW: Mein Paps hat ein Adenokarzinom, Stadium IV

Liebe Iris,

ich sah das genauso wie du: es war höchste Zeit, dass was passiert!
Den Arzt meines Vaters mag ich ohnehin nicht...das wäre ne lange Geschichte...aber war das ganze Jahr über so, dass in vielen Fällen ich den Anstoß für irgendeine Art der Behandlung geben musste (den Schlaganfall meines Vaters diagnostizierte er im März als Folge von Abnutzung der Wirbelsäule....) Leider konnte ich meinen Vater nie davon überzeugen, den Arzt zu wechseln....und jetzt....reichlich spät und fast unmöglich...aber ich bleibe am Ball....
Gestern nun die reinste Tortur für mich: Arzt um Hausbesuch gebeten, da mein Vater droht auszutrocknen....um Infusion gebeten....Arzt kam 14 Uhr, legte Infusion mit Kochsalzlösung an....hatte zwar zuvor erklärt, dass das Wechseln von einer Schwester vorgenommen wird...begann mir jedoch plötzlich zu erklären, wie ich das Abstecken und Neuanlegen machen soll....ich war perplex....ratlos....als der Arzt weg war wurde mir erstmal alles richtig bewusst (er hatte übrigens keinen Infusionsständer mit....hab die Flasche mit Klebeband am Deckenfluter festgeklebt...Pflaster hatte er auch vergessen...auch anderes Material....und die Plastikteile wie Schlauch und das alles sollte ich über eine Woche lang immer wieder verwenden)
Hat ein Rezept für Infusionslösung dagelassen....Privatrezept....die Lösung kostet für 5 Tage 60 €. Die Apothekerin riet zum Onkologen zu gehn (bei dem mein Vater noch nicht Patient ist, weil er keine Überweisung dafür bekommen hat) und Rezept dafür zu holen....hab ich versucht....aber Onkologe schon im Urlaub....seine Ehefrau (Zahnärztin) zufällig angetroffen....alles erzählt....sie schickt mich zum Hospiz- und Plegedienst ihres Mannes. Die Schwestern samt Chefin schlagen die Hände über dem Kopf zusammen....rufen den Arzt meines Vaters an und bitten um ärztliche Verordnung...muss ich selbst abholen, und zwar ziemlich flott....weil er will auch Urlaub machen.....ich ahne schlimmes, schnappe mir meinen 16-jährigen Sohn (als seelische Stütze) und fahre in den Nachbarort zu dem Arzt...
Und der hat mich kräftig zur Schnecke gemacht: Was mir einfallen würde, die Infusionen nicht selber anlegen zu wollen...überhaupt diese blöde Idee von mir....ich soll meinen Vater wieder ins Krankenhaus schaffen, wenn es ihm schlecht geht....dwer Arzt käme mir derart entgegen, dass er Infusionen zu Hause ermöglicht....was ja absolut unüblich wäre...und ich? Bin so frech und verlange ne Schwester....aber ich könne ja in Zukunft meinen Vater vom Pflegedienst behandeln lassen....er würde die Behandlung hier abbrechen....und außerdem, ob ich gar nicht wüsste, ob mein Vater eine sehr schlechte Lebensprognose hätte (wäre ich nicht innerlich so stark, hätte ich spätestens hier vor Heulen zusammenbrechen müssen...wie kann er mir das mit all meiner Sorge um meinen Vater auch noch immerzu aufs Brot schmieren...)...der Arzt war so außer sich vor Wut...hat die ganze Zeit nebenbei abgeheftet....und zum Schluss gar die A4-Blätter an der Stirnseite gelocht und abgeheftet...die ärztliche Verordnung für die Schwester hab ich zwar noch bekommen....trotzdem: glaub ich steh immernoch etwas unterSchock wegen dieses Umgangs mit mir....oder seh ich das falsch???
Die Chefin vom Pflegedienst hat sich gestern abend meinen Vater noch genauer angesehn und gesagt, er war nicht nur kurz vorm Verdursten (Zunge schon total geschwollen)...er ist auch kurz vorm Verhungern....braucht so einen Port für hochkalorische Ernährung....braucht außerdem dringend eine Schmerzpumpe...Oh Himmel....wo krieg ich bloß die Repepte dafür her....will am Montag in der Uniklinik nachfragen....Strahlenbehandlung soll da beginnen (ambulant)....werd es schon irgendwie hinbekommen....aber wird nicht leicht...

Muss jetzt schnell paar Weihnachtsgeschenke einkaufen gehn...mir ist nicht danach...

Danke für deine lieben Zeilen,
herzlichste Grüße von Roxi
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