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Alt 14.11.2008, 14:21
Waldi Waldi ist offline
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Standard AW: Was bedeuten die Risikofaktoren ?

Hallo Aevin,

diese Frage hatte mich vor einiger Zeit auch beschäftigt und ich habe sie deshalb an 3 hochkompetente Fachärzte (A,B,C) gerichtet. Die folgende Antwort erhielt ich von ihnen:

A: Ein einzelner Prognoseparameter für sich sagt noch nichts aus und dient auch nicht als Handlungsanweisung zur Durchführung einer Chemotherapie.
Es gibt klare Indikationen, wann eine Therapie notwendig ist:
1. B-Symptomatik
2. Massive Lymphome (ab 5cm ) mit entsprechender Größenprogrediienz
3. Thrombopenie( < 100/nl)
4. Hb < 10 g/dl
1. bis 4. sind jeweils mit einem "oder" verknüpft.
Von der Patientenseite aus betrachtet, könnte die Bekanntgabe von sog. ungünstigen Prognosefaktoren den jeweiligen Patienten nur verunsichern. Prognosefaktoren dienen dazu, den allgemeinen/durchschnittlichen Verlauf einer Erkrankungsform eines großen Patientenkollektivs abzuschätzen. Die Biologie interessiert sich jedoch kaum immer für solche Faktoren. Von daher gibt es kein schwarz-weiß, sondern auch mal hellgrau, mal dunkelgrau.

B: Grundsätzlich gilt in der Medizin, dass keine „Laborwerte behandelt“ werden sollten.

C: Prognosefaktoren alleine sind keine Grundlage für eine Therapieentscheidung. Auf jeden Fall müssen die Werte der Thrombozyten und des Hämoglobins mit einbezogen werden, zudem müssen ein Lymphknotenstatus und eine Beurteilung der Milz- und Lebergröße erfolgen. In Studien wird bei Patienten, die bisher keine Therapie erhalten haben, Therapiebedürftigkeit eindeutig definiert, dazu gehört:
1. Stadium Binet C
2. Stadium Binet B, mit Symptomen wie Müdigkeit, Gewichtsverlust, Nachtschweiß, Abnahme der Leistungsfähigkeit
und/oder die Lymphozyten sehr stark ansteigen,
und/oder Zeichen für eine Beeinträchtigung des Knochenmarks bestehen
und/oder schmerzhafte Lymphknotenschwellungen oder Milzvergrößerung vorliegen
und/oder es aufgrund von großen Lymphknotenpaketen Organe beeinträchtigt werden
und/oder wenn aufgrund der großen Zahl von weißen Blutkörperchen die Fließeigenschaft des Blutes verändert wird.
Als Risiko-Prognosefaktoren werden die Zytogenetik, evtl. der IgvH-Status und die Lymphozytenverdopplungszeit bewertet. Der ZAP 70 Wert ist derzeit in Studien noch nicht als Prognosefaktor etabliert.

Ich hoffe, das hiermit Deine Frage beantwortet ist und wünsche Dir alles Gute für den Rest der Therapie.

Gruß Waldi
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