Thema: Rezidiv Gliob
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Alt 28.10.2008, 22:42
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bluetrilo bluetrilo ist offline
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Standard AW: Rezidiv Gliob

Hallo

Eigentlich wollte ich heute gar nicht mehr über das ganze schreiben, aber nun hat es mich doch alls so beschäftigt, das ich den Tag heute aufschreiben werde. Wir sind heute vormittag ins KH gefahren und haben die MRT Bilder abgeholt. Ja, ich gebe zu, das ich den Befund rausgenommen habe, da der Professor schon einmal sagte, das der Befund nichts aussagt. Ich wollte auch nicht das er noch durcheinander wird. Doch trotzdem konnte ich ihm die Bilder nicht vorenthalten. Während ich ihn in der Ersten Hilfe anmeldete schaute er sich die Bilder im Warteraum an. Ich konnte ihn auf dem Überwachunsmonitor sehen und er tat mir so leid. Ich hätte ihm so gerne geholfen. ES tut so weh so machtlos zu sein. Er saß so hilflos da. Er wusste nicht wie ihm geschah. Er war kurz davor zu heulen. Ich lief mit ihm nach oben zur Station, wo wir dachten wir würden diese erstmal ne weile nicht sehen und da saßen wir erstmal bis ihm ein bett zugewiesen wurde. Er fragte mich warum ich den Zettel rausgenommen habe und ich sagte ihm dass das Gespräch mit den Ärzten ausschlaggebend ist. Ich wollte und habe mir die Bilder zu diesem Zeitpunkt nicht angesehen.
Er fragte mich ob ich das alles schon wusste. Ich konnte ihm nicht wirklich richtig antworten, da ich nicht weinen wollte. Er redete immer noch davon das es ja vom Zahn kommen könnte oder er vielleicht gar nicht operiert werden müsse. Das ging den ganzen Tag so. Zwischendurch kam dann mal eine Ärztin und auch die erschrak ihn so schnell wieder zu sehen. Auch die Schwestern waren schon ein bisschen betroffen ihn hier wieder zu sehen und das nach so kurzer Zeit. Dann standen die Visiteärzte vor uns. Naja, fingen an zu erzählen das der Professor persönlich ihn operiert. Jürgen sagte dann naja vielleicht muss ja nicht und warum. Ich sagte den Ärzten nochmals das er das momentan nicht verstehe und daraufhin sagte die eine Ärztin erneut wir kommen nachher nochmal und sprechen zu dritt.
Statt das Gespräch mit der Ärtzin erhielten wir dann endlich das aufklärende Gespräch für Jürgen und auch mich. Aber ich war es ihm schuldig gewesen und woltle ihn nicht so in die OP gehen lassen. Ich fand das er jetzt mehr als genug ein Recht darauf hat seine Fragen beantworten zu lassen. Der Artz von der Ersten Hilfe setzte sich dann mit uns zusammen. DA sah ich dann diese Bilder. Ich sah dieses blöde ding sehr sehr lange an und vespürte einen Hass darauf. Ich dachte daran was dieses Ding doch für Schaden anrichtet. Der Arzt erklärte uns nochmals das es sich um einen aggressiven ..... usw. handelt. Er hat es sehr gut gemacht. Er ist auch auf alle Fragen eingegangen. Wir haben erfahren, dass das DING innerhalb der letzten 2 Wochen so massiv gewachsen ist. Es ist wieder auf der gleichen Seite im Sprachzentrum. Jürgen hat erst heute begriffen wie es um ihn steht. Ich glaube er weiß auch was ich jetzt dauernd mit mir rumtragen musste. Ich fühlte mich immer noch so als hätte ich ihn die ganze Zeit belogen. Auch jetzt fühle ich mich noch so.
Als der Artz kurz raus ging um was zu holen oder mit dem Professor zu reden, fing Jürgen an zu weinen und war total fertig. Er hat Angst davor das es so bleibt wie es ist nach der OP oder er gar mal ein Pflegefall wird oder so. Er hat realisiert was los ist mit ihm. Ich habe versucht mich zusammen zu reißen und ihn zu trösten. Ich sagte ihm immer wieder das wir das schaffen. Das diese sch.. Ding uns nicht besiegen darf. Das er das nicht zulassen soll. Das wir noch soviel vorhaben und es auch machen werden.
Das komische an der Sach ist, das er mir in diesem Moment so klar vorkam. Er sprach auch wieder normal. Aber ich war auch erleichtert das ich jetzt weiß das er es weiß. Das hat mich noch viel mehr kaputt gemacht die ganzen Monate.
Ich fing an darüber nachzudenken, warum ich nicht schon viel früher gehandelt habe. Ich habe ja schließlich schon gemerkt das er wieder anders war usw. Er war immer so ein ruhiger liebevoller Mensch und dann in letzter Zeit so schnell aggressiv. Ich hätte es sehen müssen.

Ich bin dann schnell zur Bank Geld holen für eine Karte, damit er noch heute sich ablenken kann mit Fernsehen. Eine Schwester bat ich dann darum für Jürgen den Hospiz anzurufen, damit er jemanden einfach nur zum reden oder gar weinen hat. Ich tat mich auch sehr schwer ihn so im Krankenhaus zu lassen. Er tut mir so leid. Ich würde gerne mehr für ihn tun können. Warum macht uns das so machtlos dieses Ding.

Noch vor einigen Wochen haben wir uns so gefreut das alles so gut aussieht und die Temodal + LAIf Therpie so gut verlaufen ist. Wir hätten nächste Woche unsere letzte Chemo erstmal gehabt.
Stattdessen haben wir jetzt morgen die OP.
Ich habe mir vorgenommen morgen auf jeden Fall wieder zur Intensiv zu fahren um Jürgen wenigstens kurz die Hand zu halten und zu schauen wie es ihm geht.
Dann habe ich seine Eltern angerufen. Ich habe ihnen alles erzählt was ich so wußte wegen der Krankheit und was heute alles so war. Ich habe es selber verdrängt, aber nun wissen auch sie bescheid. Ich müsste mich doch jetzt auch besser fühlen oder? Stattdessen hab ich das Gefühl, das ich auch seine Eltern belogen habe. Ich konnte mit ihnen nicht darüber reden und habe es die ganze Zeit mit mir herumgetragen.

Liebe Grüße

bluetrilo

P.S. Danke
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