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Alt 20.10.2008, 15:05
Sandra78 Sandra78 ist offline
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Registriert seit: 17.10.2008
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Standard AW: für immer eingeschlafen

Liebe Gela und alle anderen hier im Forum,

bisher habe auch ich still mitgelesen, unsere Mama ist im Alter von 50 J. vor fast zwei Jahren an BSDK erkrankt und innerhalb 4 Monaten nach der Diagnose zu Hause gestorben. Wir waren seit dem Zeitpunkt der Diagnose ununterbrochen bei ihr und dennoch haben wir so vieles versäumt zu sagen, hatten keine Kraft und keinen Mut, über alles zu reden, weil wir ihr und uns die Hoffnung nicht nehmen wollten und dann war´s plötzlich zu spät.
Ich weiß nicht, warum ich hier nach so langer Zeit überhaupt reingeschaut habe, aber je mehr ich lese, desto mehr spüre ich, dass ich meine Trauer noch lange nicht verarbeitet habe und mir meine Mutter mehr denn je fehlt.
Deine Zeilen, liebe Gela, die mit soviel Liebe, Wärme, Schmerz und Trauer für und um deinen Mann geschrieben sind, haben mich so tief berührt und alles wieder aufgerissen.
Ich wünsche dir alle Kraft, Geduld und Mut dieser Welt, um diesen noch schwereren Weg, der jetzt vor dir liegt, gehen zu können. Und vorallem liebe Menschen an deiner Seite, die dich jetzt nicht im Stich lassen, denn das können nicht viele aushalten, diese tiefe Trauer. Laß dir alle Zeit der Welt und kümmere dich nur um dich.
Man hört ja immer wieder solche Sätze wie "seid nicht traurig, sondern froh, dass ihr ihn/sie hattet". Natürlich ist man das, aber wie tief ist dieser Schmerz über den Verlust dieses geliebten Menschen?! Gerade weil man ihn so gern hatte und sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen kann.
Und dennoch: ich bin mir sicher, dass unsere Lieben nicht wirklich fort sind, denn meine Mutter hat in ihren letzten Tagen immer zwei freundliche Frauen gesehen, die an ihrem Bett standen und sie angelächelt haben mit einer Wärme, die ihr sehr gut getan hat und ihr keine Angst machte. Gewundert hat sich meine Mama immer nur darüber, dass wir "Gesunden" diese beiden Frauen in hellen Kleidern nicht sehen und hören konnten. Meine Mama war bis zur letzten Minute völlig klar im Kopf. Was ich damit sagen will, ist: ich bin mir sicher, dass es unseren Lieben in der anderen Welt gutgeht und sie alle beieinander sind, uns jeden Tag begleiten und wir uns alle eines Tages wiedersehen werden. Vielleicht ist das ein kleiner Trost in dieser einsamen Zeit.
Ich weiß, es ist so schwer, ohne den geliebten Menschen weiterleben zu müssen, aber ich bewundere dich und deinen Mann dafür, dass ihr so ehrlich, mutig, vertraut und liebevoll miteinander umgegangen seid. Vorallem in seinen letzten Stunden. Das sind wir (meine Schwester und ich) auch, aber nach dem Tod unserer Mutter wünschte ich mir, ich hätte ihr noch mehr gezeigt und gesagt, wie sehr ich sie liebe. Ich hoffe, dass sie es auch so gespürt hat.

Dein Mann wußte und weiß es immer noch, liebe Gela. Ich wünsche dir von Herzen, dass sein Tod dich nicht so verbittern läßt wie mich der Tod meiner Eltern an diesem schrecklichen, unwürdigen Krebs. ich wünsche dir, dass du wieder neuen Lebensmut findest und für dich irgendwann die Sonne wieder scheint.

Eine Bekannte schrieb damals in ihre Beileidskarte: Nicht der Vorausgehende, sondern der Zurückbleibende kennt den Schmerz des Abschieds. Das glaube ich nicht, denn ich weiß, dass meine Eltern beide nicht so früh "vorausgehen" wollten und sehr um sich und uns getrauert haben, weil sie uns so früh "zurücklassen" mußte und auch dein Mann wird deshalb sehr traurig gewesen sein. Aber letztendlich sind wir "Zurückgebliebenen" wohl doch länger traurig und einsam, weil unsere lieben Verstorbenen immer um uns sein können, wir sie aber leider nicht wahrnehmen können.
Es gibt ein Buch von Elisabetz Kübler-Ross, das mir die letzten 2 Jahre sehr geholfen hat. Es heißt "Dem Leben neu vertrauen" und ist nicht sofort aber nach einer Weile, wenn der erste riesige Schmerz ausgeweint ist, sehr hilfreich und tröstend gewesen.

Allen, die hier gegen diese Krankheit kämpfen, als Betroffener oder Angehöriger, wünsche ich Mut, Kraft, Geduld und Hoffnung.

Allen Trauernden das Gleiche.

stille Grüße
Sandra
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