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Alt 20.10.2008, 13:54
J.F. J.F. ist offline
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Standard AW: Wo bleiben die Freunde ?

Hallo Luna,

da ich selbst betroffen bin, schaue ich nie in den Angehörigen-Teil. Warum? Ganz einfach. Es ist so schon schwer genug die Angehörigen so auszubalancieren, wer was wie gesagt bekommen kann. Das gleiche gilt für Freunde. Manche können mit dem Thema Krankheit, insbesondere Krebs und noch wichtiger mit dem Sterben und dem Tod nicht umgehen. Sie haben regelrecht Panik davor. Ihnen muss man die Möglichkeit einräumen weiterhin die Sache "totzuschweigen". Womit ich mich nicht befasse, kann mir nicht wehtun, nach diesem Motto. Muss man einfach akzeptieren. Selbst Betroffene verfahren nach diesem Schema. Dass die Freunde nicht direkt an dem Abend der OP angerufen haben, kann mehrere Gründe haben. Einer davon, sie haben Angst, dass die Nachrichten nicht so tolle sind, der zweite, man möchte Dir vielleicht die Möglichkeit geben selber den Zeitpunkt zu wählen, wann sie für Dich da sein sollen. Schliesslich weiss man, wenn man nicht dabei ist, wann ist die OP beendet, hat man schon den Patienten besuchen können, was hat der Arzt gesagt, musstest Du erst Luft schnappen, abschalten. Jeder ist da anders, der eine greift sofort zum Telefon, der andere muss erst einmal zu sich selbst finden, einen Weg suchen, um mit der Situation umgehen zu können. Vielleicht wollte man Dir diese Zeit gönnen, nicht von einer Schrecksituation in die Erzählsituation rutschen zu müssen. Egal ist es den Freunden nicht, sie denken an Dich und Deine Mutter, aber zu Zeiten und an Orten, über die Du vielleicht überrascht bist. Da ist vielleicht gerade die OP am Laufen, man steht unter der Dusche, steht irgendwo und wartet oder oder. Verstehen tue ich es auf jeden Fall, dass da Enttäuschung, Traurigkeit, vielleicht sogar ein bisschen Wut da ist, aber es wäre eventuell ungerecht gegenüber den Freunden. Wenn die Gleichgültigkeit gross ist, kein Interesse gezeigt wird oder welches geheuchelt wird (man merkt das, so blöd ist kein Betroffener, egal ob Kranker oder Angehöriger), dann ist es Zeit aus Freunden Bekannte oder nobodys zu machen. Aber erst einmal würde ich mit ihnen sprechen. Denn Du weisst was Du willst, was Du von ihnen erwartest. Kennen oder wissen Deine Freunde von Deinen Erwartungen?

Auf jeden Fall wünsche ich Dir und Deiner Mutter aller Gute.
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