[Summer 175]

Guten Abend, ihr lieben alle ...
Iris schrieb ja in ihrem Eckchen, dass meine Mama wohl ihren Weg gefunden hat ...
Ich sehe es auch so, dass WIR alle im Moment unseren Weg gefunden haben, und damit geht es uns eigentlich gut ...
Die anfängliche Verzweiflung, Wut und Hilflosigkeit haben bei mir einer Gelassenheit Platz gemacht - ich habe die Situation jetzt akzeptiert, kämpfe nicht mehr an aussichtslosen Fronten ...
Das Gefühl, dass ich wohl alles getan habe, was in meiner Macht steht, gibt mir eine gewisse innere Ruhe, und die wird mir hoffentlich die Kraft schenken, die ich noch brauchen werde, um meinen Eltern beizustehen.
Ich kann seit neuestem mit ihnen unverkrampft, "normal" umgehen - und das tut mir sehr gut, und ich glaub, meinen Eltern auch.
Ich habe auch - durch euch - gelernt, meine Eltern sanft zu schubsen, ohne ihnen das Gefühl zu geben, dass ich sie überfahre ...

Die Prognose bei meiner Mutter ist ausgesprochen schlecht, das hat mir heute auch ihr HA gesagt. Im Entlassungsbericht der Klinik stand ja auch, dass es sich um ein weit fortgeschrittenes Tumorleiden handelt. Die mehr als zahlreichen befallenen Lymphknoten und die Beteiligung der großen Lungengefäße lassen nicht viel Platz für Hoffnung. Die Bestrahlung hat wohl lediglich den Sinn, meiner Mutter ein wenig Zeit zu geben - andererseits fördert die kaum vermeidbare Schädigung des gesunden Lungengewebes letztlich die Verschlechterung der Lungenfunktion. Der 1. August - die Goldene Hochzeit - war ja einfach nur so ein Datum, vorher käme auch noch ihr 70. Geburtstag ... Ich bin im Moment dankbar für jeden Tag, den ich sie in guter Stimmung und in gutem Zustand vorfinde - und das ist so unendlich viel mehr, als noch vor vier Wochen zu erwarten war ...

Ich bin euch allen so dankbar für den Zuspruch und die vielen Tipps hier - ich glaube, allein wäre ich daran verzweifelt ... Aber so hab ich die Hoffnung, dass ich meinen Eltern gut beistehen kann, wenn's dann drauf ankommt.

Ihr seid alle wunderbar,
herzlichen Gruß,
Karin