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Alt 15.09.2008, 12:35
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MM-Tiga MM-Tiga ist offline
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Standard AW: Doch schon Rezidiv

Ihr ganz ganz Lieben alle ,
liebe Conny, liebe Heike, liebe Katja, liebe Sari, liebe Linnea, liebe Bessie und liebe Satin-
vielen vielen lieben Dank für Eure engagierten Antworten, ich finde von Euch toll, dass Ihr Euch so reinversetzt in "unseren Fall" und wirklich versucht, eine Antwort zu finden auf eine so schwierige Frage ! (bin mal wieder total froh, hier so kompetente Leute gefunden zu haben !)
Ja, ganz klar soll meine Mutter natürlich erfahren, wie die OP verlaufen ist und was der Arzt alles gefunden hat- aaaaber:
EINE PROGNOSE IN FORM VON ZEITANGABEN SOLL ER SICH SPAREN !
denn erstens kann sie selber denken und sich vorstellen, was das ungefähr bedeutet, zweitens kann man wirklich nie sagen, wie lange es dann wirklich dauert (der Arzt selber sagte zu meinem Vater, er wundert sich sehr, dass meine Mutter noch so "gut beinand" ist mit diesem Klops im Bauch), drittens ist es für meine Mutter immer wichtig gewesen, etwas vorzuhaben, d.h. daraus schöpfte sie ihre Kraft und Zuversicht bisher- warum soll man ihr das nehmen? Wieso sollte sie im Frust versinken? Das kostet glaub ich wertvolle Lebenszeit.
Ich hab mich gestern dort auch nochmal richtig drüber geärgert , dass der Arzt das so in Zahlen gefasst hat- sehr undiplomatisch und eigentlich auch falsch, denn grundsätzlich sind sich meine Eltern total im Klaren über den Fall (meine Vater sagte gestern, vor einem Jahr hätte er nicht gedacht, dass meine Mutti jetzt noch leben würde....) aber mein Papa nimmt solche Aussagen von Ärzten 1:1 und weiss nichts von der Unterschiedlichkeit aller Krankheitsverläufe- (obwohl ich tausendmal von hier und Euch und all den Fällen erzählt habe) und ist jetzt total kirre- das hätte auch nicht sein müssen !
Bis jetzt haben wir uns nämlich immer nach dem seelischen Befinden meiner Mutter gerichtet, um einen Eindruck ihrer Chancen zu haben, wenn sie sich wohlfühlte konnte man ganz entspannt und normal alles miteinander bereden und miteinander scherzen ohne natürlich die Krankheit zu verleugnen, aber es war immer eine schöne, offene, angenehme Stimmung !
Denn: alle rechnen sowieso mit einem Ende in nicht allzu ferner Zeit, da macht sich keiner was vor und vor allem meine Mutter nicht, wir sind ja alle grundsätzlich gut informiert. Es ist alles beredet, was wichtig wär, auch ihre Bestattung hat sie schon hinsichtlich Musikauswahl vorbereitet (tja, meine Mutter selbst ist da am pragmatischsten ), aber wenn sie nun also noch die Steuerklärung fertig machen will (weil sie meinem Vater das nicht angefangen hinterlassen will) und ihr das ein grosses Bedürfnis ist, soll sie das ohne Zeitdruck doch machen!
Ganz blöd wär jetzt so ein Gekrampfe, weil jeder die Tage zählt- furchtbar , wir sollen ja auch -meiner Mutter nach- unser Leben leben und unsre Jobs machen- nebenbei können wir ihr dann nämlich auch interessante Dinge aus unserem Leben erzählen, das mag sie gern, das lenkt sie ab, weil ihr das Thema Krebs verständlicherweise weit zum Hals raushängt ! (Auch als ich ihr gestern Eure Grüsse von neulich übermittelte, hat sie sich auch sehr gefreut- ihr Gesicht hat richtig geleuchtet !)
Meine Mutter wird schon sagen, wenn sie nicht mehr kann und die Kräfte ganz schwinden und ich denke auch, sie kann dann formulieren, dass es zu Ende geht- und dann sind wir da- keine Frage!
Ja, und liebe Satin, ich hab auch schon drüber nachgedacht, warum eigentlich nicht noch eine andere Chemo probiert wurde- aber dagegen steht glaub ich die Tortur von manchen heftigen Chemos- ab einem gewissen Alter wird bei Früh-Rezidiven scheinbar die Lebensqualität in den Vordergrund gestellt, nicht damit gerechnet, dass der Tumor noch zurückzudrängen ist ? Ich weiss es jetzt nicht genau- denn grundsätzlich hat meine Mutter alle Behandlungen bekommen, die so möglich waren...Klar wär es toll, wenn man da noch eine Chemo im Hut hätte und ausserdem wenn ein kleines Wunder geschähe (Wachstumsstop des Tumors u. ä.). Ich weiss auch nicht, ob meiner Mutter damit gedient wäre, jetzt noch alle Hebel in Bewegung zu setzen, eine neue Chemo zu probieren- mmmh, klar, wär super- neue Hoffnung, aber auch neuer Frust oder neue Tortur ? Oder hat sie sich zu schnell mit dem Rezidiv abgefunden ? Ich würde auch dafür plädieren, nochmal mit den Ärzten vom grösseren KH zu verhandeln, ob das jetzt wirklich schon alles war...
Ich muss aber auch akzeptieren, dass meine Mutter vielleicht jetzt mal ihre Ruh haben will von allen Therapien...
Aber ansprechen, werde ich das Thema noch- womöglich geht doch noch was ?
Ach ja, ich musste in den letzten Tagen auch oft an Yingarna und seinen Engel denken- und vor allem an sein Thema "der lange Abschied und das Rauf und Runter"- genau so ist es, ein ständiges Hoffen und Bangen, ein Schwanken zwischen Zuversicht und Trauer- es ist auch wirklich so, wie irgendjemand mal im Forum schrieb: die Trauer beginnt am Tag der Diagnose. Aber wirklich gut tut z. B. das Schreiben hier- das bringt immer Ruhe in die Sache, weil man auch nochmal alles in Worte bringt und bei der Formulierung abwägt....
Mal sehn, was meine Vater heute berichtet- oder sie selber, denn heute waren dann die Arztgespräche und wir hatten gestern den Assistenzarzt gebeten, seinem Chef auszurichten, sich die Prognose zu sparen- hoffentlich hat das geklappt!
Das Wetter passt ja auch noch zur Stimmung- zusätzlichen Frust brauchen wir nun nicht!
So, soooviel für heute, wieder vielen vielen Dank für Euer "Zuhörn" und Euren Beistand !
Alles Liebe und allen einen schönen Tag trotz frostiger Temperaturen!
MM-Manuela
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Du musst das Leben nehmen, wie es ist
- aber Du darfst es nicht so lassen.

Karl Richter
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