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Alt 20.02.2002, 09:46
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Standard Weiss nicht mehr weiter

Hallo Alexandra,
Es ist wirklich schlimm, daß es deinem Vater so schlecht geht und du den allergrößten Teil der Arbeit erledigen mußt. Da dein Vater mittlerweile keine Chemo mehr haben möchte (kann ich sehr gut verstehen) und sein körperlicher Zustand offensichtlich sehr schlecht ist, solltest du zumindest damit rechenen, daß seine Leiden nicht mehr lange gehen. Das mag sich jetzt hart lesen, aber ich habe mit meinem Vater einen ähnlichen Krankheitsverlauf mitgemacht. Er bekam Anfang November 2001 die Lunkenkrebsdiagnose, erhielt Mitte November seine erste und einzige Chemo und hat daraufhin extrem mit seiner Kondition abgebaut. Sein Gesamtzustand wurde rapide schlechter und er ist leider vor 3 Wochen gestorben. Obwohl er mit uns zusammen um jede Lebensminute gekämpft hat, waren wir trotzdem froh, daß ihm ein gnädiger schneller Tod gekönnt war. Das ändert nichts daran, daß wir unendlich traurig sind und er uns so fehlt. Da ich ca. 300 km von meinen Eltern entfernt wohne, konnte ich ihn nur 1 mal pro Woche besuchen, bzw. 2 mal täglich mit ihm telefonieren.
Heute bin ich dankbar um jede Sekunde die ich mit ihm Kontakt hatte. Es tut mir wahnsinnig leid, daß ich nicht mehr Zeit mit ihm verbringen konnte.
Wenn du deinen Vater liebst, solltest du deine jetzige wirklich harte Zeit als Privileg betrachten. Auch wenn es noch so schwer für dich zur Zeit ist (kann ich wirklich nachvollziehen), so wirst du zu gegebener Zeit auch um jeden Augenblick froh sein, den du mit deinem Vater verbringen konntest. Ignoriere das Verhalten deiner Geschwister. Du kannst nichts erzwingen und jeder muß mit seinem Verhalten selbst klar kommen. Streitereien kosten dich jetzt nur zuviel Kraft.
Im Rahmen deiner Verhandlungen mit der Pflegeversicherung solltest du zu den Gesprächen ggf. einen Arzt hinzuziehen.
Zumindest wäre ein Termin bei deinem Vater zu Hause sinnvoll, an dem tu teilnehmen solltest und entsprechend die Realität schilderst (mein Vater hat auch jedem erklärt wie gut es ihm ging, obwohl ihm zwischen jedem Wort die Luft ausging).
Ich wünsche dir und deinem Vater alles Gute und voel Kraft.

Peter
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