Einzelnen Beitrag anzeigen
  #9  
Alt 01.09.2008, 20:40
Benutzerbild von Rena49
Rena49 Rena49 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.11.2007
Ort: Kreis Schleswig-Flensburg
Beiträge: 126
Standard AW: Finalstadium ! Warum das alles noch?

Hallo Sunflower,
aus eigener Erfahrung kann ich Cinderella nur beipflichten.
Ich kann verstehen, daß Lilian entsetzt war, als die Ärzte bei ihrem ja noch ganz jungen Mann die künstliche Ernährung einstellen wollten. Im Finalstadium einer Krebserkrankung ist es aber leider so, daß sowohl die künstliche Ernährung als auch die künstliche Flüssigkeitszufuhr das Leiden nur verlängert, nicht aber lindert.
Bei meiner Mutter, die Anfang 2006 mit 86 Jahren an Magenkrebs starb, haben die Ärzte von Ende Dezember bis Anfang Februar jeden Tag Infusionen gelegt, was dann zur Folge hatte, daß diese Flüssigkeit sich anscheinend im ganzen Körper ausbreitete. Meine Mutter, die bis dahin immer sehr schlank und gelenkig war, bekam plötzlich einen ganz dicken Bauch und auch ganz ganz dicke Beine und Füße (Aszites nennt man das wohl), so daß sie die Füße gar nicht mehr bewegen konnte. Darunter hat sie mehr gelitten als unter den sonstigen Symptomen der Krankheit. Und immerhin, eine künstliche Ernährung hat sie nicht gewollt, auch ohne Essen und nur ganz kleinen Schlückchen Trinken (weil wegen des Tumors nichts mehr in den Magen hineinging) hat sie von Weihnachten 05 bis Febr. 06 noch gelebt. Sie hatte damals schon noch mal Appetit, aber auch gar keinen Hunger.
In einer Fernsehsendung, die vor ein paar Monaten über dieses Thema gebracht wurde, hat ein Palliativmediziner einer renommierten Münchner Klinik genau dasselbe berichtet wie in dem Bericht dargestellt, den Cinderella als Link eingestellt hat.
Also mach Dir keine Sorgen, Deine Schwiegermama hat in diesem Stadium nicht mehr das große Hunger- und Durstgefühl. Viel wichtiger ist es, den Mundraum frischzuhalten, dafür gibt es ganz gute Stäbchen (z. B. mit Zitronengeschmack o. ä.), haben sie mir vor neun Monaten bei meinem Mann im Krankenhaus gegeben, damit habe ich ihm den Mund saubergemacht und die Lippen befeuchtet, das war ihm recht angenehm.
Du solltest aber auch noch mal mit Eurem Hausarzt sprechen. Bei meiner Mutter kam damals morgens immer eine Arzthelferin, die die Medikamente (die in die Infusion kamen) meiner Mutter angelegt haben. Abgemacht hab ich die Nadeln dann auch selber, das hab ich gern gelernt (und die Mädels und/oder die Ärzte mußten halt nicht stundenlang dort sitzenbleiben oder nochmal wiederkommen) - aber sie selber stechen zu müssen, das hab ich bei meiner Mutter nicht gemußt. Wenn (offiziell) eine Schwester/Arzthelferin das nicht darf, wieso darfst Du das denn??? Sprich den Arzt doch mal auf "unterlassene Hilfeleistung" an und daß es da auch noch eine Ärztekammer usw. gäbe ...
Ich wünsch Dir alle Kraft der Welt, daß Du dieses Stadium mit Deiner Schwiegermama und mit Hilfe Deines Mannes gut gemeistert bekommst. Du hast hier ja sicher schon öfter gelesen, daß die Kraft mit den Aufgaben wächst - so wird es auch bei Euch sein. Und nutzt die letzte gemeinsame Zeit miteinander - sie wird Euch bald ganz wichtig werden als schöne, wenn auch schmerzvolle Erinnerung.
Alles Liebe
Rena
__________________

Lass meiner Trauer Flügel wachsen ...
Liebe baut Brücken vom Ich zum Du,
vom irdischen zum überirdischen Ufer.
Begrenzt ist das Leben,
doch unendlich die Erinnerung ...
Du bist nicht mehr da, wo Du warst,
aber Du bist überall, wo ich bin.
Wir sehen uns wieder,
irgendwo, irgendwie, irgendwann ...
____________________________________________
Mein Mann 18.01.1941 - 30.11.2007
Meine Mutter 18.09.1919 - 04.02.2006
Die Lübecker Bucht ist ihre letzte Ruhestätte
Mit Zitat antworten