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Alt 12.08.2008, 23:12
Regan Regan ist offline
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Standard AW: Lungenkarzinom:Rauchen trotz Strahlentherapie

Ihr Lieben,
Erst mal dir, Bibi, ganz lieben Dank dafür, daß du dir die Zeit für eine so ausführliche und fundierte Antwort genommen hast. Ich habe sie ausgedruckt, ob ich den Mut haben werde, sie der Frau meines Freundes zu lesen zu geben, weiß ich noch nicht. Sie ist eine herzensgute Seele, großzügig und begeisterungsfähig, aber launisch und impulsiv wie ein Kind und sehr schnell beleidigt oder böse, wenn man ihren Standpunkt nicht teilt. Man kommt dann an einen Punkt, wo nichts mehr geht, ich habe zum Beispiel schon mehrmals erlebt, daß sie am Telefon einfach eingehängt hat. Das Problem ist, daß ein ruhiges und sachliches Gespräch mit ihr über ein kontroverses Thema nicht möglich ist, das hat auch er begriffen und den Dialog mit ihr weitgehend eingestellt, leider. Ein anderes Problem ist, daß sie glaubt, nur sie wisse, was gut für ihren Mann ist, und es interessiert sie im Grunde gar nicht, was er will. Ich habe es geschafft, einmal zusammen mit ihr zu einer Psychotherapeutin zu gehen, wo sie dann selbst sagte, das Gespräch habe ihr geholfen; aber zwei Wochen später war diese Ärztin bei ihr schon wieder abgeschrieben, weil sie nach einer auf den AB gesprochenen Nachricht nicht gleich zurückgerufen hatte.

Sie ist gegen die Therapie, weil sie glaubt, es sei am besten, den Krebs einfach ruhen zu lassen und nicht „aufzuwecken“. Ihre Alternative zur Behandlung ist nur ignorieren, weitermachen wie bisher und hoffen, daß der Krebs nicht „ausbricht“. Die Gespräche mehrerer Ärzte mit ihr waren immer vergeblich (die Ärzte wollen ja nur an ihr Geld!!), den Lungenspezialisten in der Diakonie in Düsseldorf hat sie soweit gebracht, daß er zu ihr sagte, „Wenn Sie nicht wollen, daß Ihr Mann behandelt wird, dann nehmen sie ihn und gehen Sie heim“.
Bis jetzt bringt er es noch fertig, sich gegen sie durchzusetzen, wenn es unbedingt sein muß, aber es kostet ihn unglaublich viel Kraft. Er ist alt und müde und hätte seine Kraft dringend für anderes nötig. An den Erfolg der Therapie glaubt er, aber er vertraut auch meistens zu blind seinen Ärzten, so unkritisch wäre ich nicht.
Ich habe einfach genug von den Streitereien der beiden, und als sie sagte, daß sie ihn nicht zu den Bestrahlungen fahren würde, habe ich ihm versprochen, es zu tun, und das werde ich halten. Jetzt stehe ich zwei Stunden früher auf, fahre vierzig Kilometer, um ihn abzuholen, dann 10 KM zur Klinik (wo wir glücklicherweise unseren Wunschtermin bekommen haben, der es mir ermöglicht, noch pünktlich bei meinem Dienst zu sein), 10 KM zurück, dann wieder 15 zur Arbeit. 33 Bestrahlungen zu je 2 Gray sind angesetzt, täglich außer Sa und So.

Es ist schwer, dabei keinen Groll aufkommen zu lassen. Ich will nicht ungerecht sein. Ich habe von ihm noch nie ein unfaires Wort über seine Frau gehört, was man umgekehrt leider nicht sagen kann, also will ich auch ihr gegenüber fair sein. Aber eines weiß ich genau: Selbst wenn der Tumor durch die Bestrahlung kleiner würde oder ganz verschwände, sie würde nie zugeben, daß ich dann recht gehabt hätte mit meiner Initiative, die zu seiner Behandlung geführt hat. Das ist nun mal ihre Natur.

Ich danke euch noch einmal sehr, auch dir, liebe Lissi (wie geht es deinem Mann?!) und verspreche, mich nächstes Mal wieder kürzer zu fassen. Ganze Nächte am Computer kann ich mir erst Ende September wieder leisten(!!).
Liebe Grüße,
Eure Regan
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