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Alt 29.07.2008, 10:20
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Mein geliebter Vater...

Liebe Regina,

der Moment, in dem du begreifst, fühlst, dass dein Vater tod ist, ist der schlimmste. Da kann dich keiner trösten, da bist du alleine. Was wir hier und deine Familie zu Hause tun können ist, dich einfach in den Arm zu nehmen. Dir zeigen, dass wir mitfühlen und wissen, wie es dir dabei geht. Nicht reden und trösten, sondern einfach bei dir sein. Du kannst dich zurücklehnen und deine Trauer herauslassen. Das ist mehr, als viele andere Menschen in der gleichen Situation je erfahren. Ich habs erlebt.

Der Moment, wo du fühlst, dass dein Vater tod ist, ist genau der Moment, in dem du ihn loslassen kannst. Er kann dann in Ruhe und Frieden in seine neue Welt hinüberwechseln. Damit wird deine Trauer nicht beendet sein. Sie wird dich dein ganzes Leben begleiten. Ab jetzt, du wirst es merken, ist sie anders. Durch das Loslassen hast du auch etwas für dich getan: du hast den Tod deines Vaters akzeptiert und kannst für die Zukunft in Frieden weiterleben.

Du wirst irgendwann wieder lachen können, auch über deinen Vater. Ganz bestimmt gibt es viele Geschichten aus dem Leben deines Vaters, die in der Erinnerung zum lachen sind. Tu es dann auch, dein Vater will es so.

Viele Menschen trifft der Tod auch deshalb so hart, weil heute, in unserer Welt, der Tod kein Thema mehr ist, über das man/frau nachdenkt oder gar spricht. Selbst mit dieser schrecklichen Krankheit vor Augen tut man/frau es nicht. Der Tod wird nicht mehr akzeptiert. Egal in welchem Alter. Klar hat man den Spruch: "Geburt und Tod gehören fest zum Leben" schon mal benutzt, aber nicht verstanden. Jetzt weisst du es, du hast jetzt die Chance, es zu begreifen und dann macht es dir auch keine Angst mehr. Diese Angst spielt nämlich bei unserer Trauer eine grosse Rolle. Diesen Teil der Trauer kannst du jetzt abhaken, was es dir auch noch etwas leichter macht.

Ich will dir keine Ratschläge geben mit meinem Schreiben. Jeder fühlt und denkt anders. Vielleicht ähnlich. Was ich geschrieben habe, sind meine eigenen Gedanken und Erlebnisse, die wiederum einem ständigen Wandel ausgesetzt sind. Vielleicht können sie dir ein bisschen helfen, ich wäre froh darüber.


Ich drück dich ganz fest

Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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