Einzelnen Beitrag anzeigen
  #11  
Alt 19.07.2008, 08:18
Schnucki Schnucki ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 917
Standard AW: Wie geht Ihr mit der Angst u. den Belastungen um? Bin so fertig!

Hallo Silli,

ich schick Dir mal viele Kraftpakete.

Wie geht man mit dieser Situation um?

Bei mir war meine Mutter betroffen, Lungenkrebs. Ich bin eigentlich ein sehr emotionaler Mensch, doch habe ich ab dem Zeitpunkt der Diagnose nur noch funktioniert. Mein Leben hat praktisch aufgehört, meine Gedanken kreisten nur noch um meine Mutter. Meine Mutter hatte allerdings ihr Leben und ihre Therapie in meine Hände gelegt, sie wollte sich nicht damit beschäftigen, so war ich gefragt. Obwohl ich aufgrund des Tumorstadiums von Anfang an auf verlorenem Posten kämpfte, recherchierte ich - oft tage- und nächtelang.

Ich hab selbst Familie, einen Mann, einen 11jährigen Sohn, der auch noch vor dem Übertritt in eine höhere Schule stand. Somit hatte ich kaum Zeit, mich um mich und meine Gefühle zu kümmern. Vielleicht war das aber auch ein Schutzwall, den ich um mich rum aufgebaut habe.

Was mir sehr geholfen hatte: Ich habe mich von Anfang an auf die mögliche Konsequenz vorbereitet: Tod. Ich habe mir die Bücher von Dr. Kübler-Ross gekauft, gelesen, nachgedacht und beschlossen, dass mir ihr Weg zu glaube, wie alles abläuft gefällt und auch hilft. So fühlte ich mich gerüstet für das, was vielleicht kommen wird.

Was aber nichts daran änderte, dass meine Gedanken ständig um sie kreisten.

Wenn man in so einer Situation steckt, wächst man oft über sich hinaus. Es bleibt einem ja nichts anderes übrig. Wie gerne hätte ich mir mal ne Auszeit genommen - tief in mir war der Wunsch da - aber das ging natürlich nicht. Ich war ein wandelndes schlechtes Gewissen, wenn ich doch mal wegging und Spaß hatte. Steht mir das zu?

Als meine Mutter dann in der Sterbephase war, konnte ich sie aufgrund der gelesenen Bücher ziemlich beruhigen. Sofern das nötig war. Sie war ziemlich ruhig und konnte dann auch Späßchen machen. Wenn sie nicht mehr da wäre, würde sie beim Skatspielen auf meiner Schulter sitzen und mir helfen. Skat war eine Leidenschaft von ihr. Noch heute sag ich, wenn meine Karten schlecht sind: Mami, hilf!

Auch wenn es bei Dir jetzt gerade nicht mehr zur Debatte steht, so hätte ich einen Kinderwunsch nach hinten verschoben. Meine Schwangerschaft war nicht prickelnd, da hätte ich mich nicht noch um jemanden kümmern können. Die Gefahr, dass man ausfällt, ist nun mal gegeben, das würde eine werdende Mama auch fertig machen, wenn man sich dann nicht um die kranke Mutter kümmern könnte.

Ich schick Dir viel Kraft für die nächste Zeit.

LG

Astrid
Mit Zitat antworten