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Alt 11.07.2008, 12:07
teich1 teich1 ist offline
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Standard AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV

Liebe Mirjam,

ich war damals auch so sauer auf den Arzt in der Kinik. Als man bei meinem Papa die Gewebeprobeentnahme gemacht hatte und die Art des Tumors kannte, hat uns der Arzt innerhalb von fünf Minuten die Diagnose erzählt.
"Ihr Mann hat den bösartigsten Tumor, den es gibt, rasend schnell wachsend,
komplett durch das Kleinhirn, inoperabel. Er hat eine Lebenserwartung von 5-8 Monaten, wir wünschen Ihnen viel Kraft." Und weg war.
Wir waren so geschockt, das kann man gar nicht in Worte fassen.

Und kein weiteres Gespräch mit dem Arzt oder Seelsorge oder sonstwas.
Aufgrund dessen, hat sich ein Verwandter von uns -der selber Chefarzt von einer Klinik ist- nochmal mit dem Oberarzt in Verbindung gesetzt, um sich das alles nochmal erklären zu lassen. Wir haben ihm gesagt, dass, wenn diese Diagnose so ist, wie es der andere Arzt gesagt hat, wir es nicht noch einmal hören wollen. Und was macht er. Er hat mich dann zwei Wochen später angerufen, ich war gerade wieder ein wenig besser drauf -und mir gesagt, dass es wirklich so schlimm um meinen Papa steht.

Ich habe natürlich wieder einen Schock bekommen und mich gefragt, warum tun die Ärzte einem soetwas an. Im Nachhinein wollen sie vielleicht einfach nur, dass man den Ernst der Lage begreift und die Zeit wirklich nutzt. Ich war damals so wütend auf die Ärzte -die Art und Weise, etc..-, aber wahrscheinlich, weil man es nicht wahr haben will und auch gar nicht glauben kann. Darum reagierst Du wahrscheinlich jetzt auch so. Verständlich, dass ist völlig in Ordnung.

Ich will nicht sagen, dass die Ärzte es "gut" mit Euch meinen, weil sie Euch nicht vor der Wahrheit verschonen, aber die Kranken wollen -glaube ich- auch nicht, dass irgendetwas verschönt wird, sondern das Klartext geredet wird, vielleicht redet der Arzt deswegen so...

Mehrere Ärzte haben uns auch unabhängig von einander auch gesagt, dass sie keine Chemo- und Strahlentherapie mehr machen lassen würden, es wäre eine Verlängerung um zwei Monate, aber mehr nicht, plus die zusätzlichen Qualen. Wir sind fast ausgeflippt, als wir das gehört haben, es war doch überhaupt die einzige Chance....

Heutzutage denken wir anders darüber, und dass die Ärzte Recht hatten. Man hätte noch jeden Nachmittag, an dem mein Papa drei Stunden zur Bestrahlung weg war - inklusive Hin- und Rückfahrt - anders nutzen können, abgesehen davon dass es ihm von der Chemo auch schlecht ging. Meine Mama und ich haben uns nach Papas Tod oft darüber unterhalten, was man anders gemacht hätte bzw. nicht mehr hätte machen lassen, aber hinterher ist man immer schlauer....

Man muss seine eigenen Erfahrungen machen. Bei deiner Mama denke ich auch, dass es besser ist, die Ärzte sind ehrlich zu ihr, denn ich denke, sie spürt auch innerlich selber was Sache ist. Das hat mein Papa auch..
Das Du überreagierst, dass ist nicht so... Du willst einfach nur Deiner Mama zusätzlichen Kummer ersparen....Ihr habt jetzt so eine schwere Last auf Euren Schultern, da ist jede Reaktion völlig in Ordnung und auch erlaubt, denn sonst würdest Du ja auch daran zugrunde gehen...

Eine Ärztin hat mal zu mir gesagt, als ich so geweint habe - ich dürfte immer weinen, aber niemals vor meinem Papa, denn das würde ihn noch trauriger machen...

Liebe Grüße
Petra
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