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Alt 09.07.2008, 13:57
Eponine1974 Eponine1974 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der Angst u. den Belastungen um? Bin so fertig!

Liebe Silli,

ich bin in einer ganz aehnlichen Situation: 34, auch mit Kinderwunsch (irgendwie tickt die biologische Uhr in dem Alter halt), Mutter (59) terminal an Eierstockrebs erkrankt, nachdem sie mit Anfang 30 schon mal Brustkrebs hatte (ch kam damals gerade in die Schule).
Ich habe das Gefuehl, diese Krankheit verfolgt uns, seit ich denken kann. Zwei Grossmuetter sind darueber hinaus beide and Leukaemie verstorben, ein Grossvater an Darmkrebs. Den Gentest mache ich trotzdem nicht, weil ich mein Leben nicht in Angst verbringen will. Die normale Vorsorge muss reichen, ich will mich nicht zur Sklavin von Aengsten machen.
Hinzu kommt, dass ich im Ausland lebe und leider nicht permanent bei meiner Mutter sein kann. Darunter leide ich sehr. Ich bin mittlerweile ebenfalls auf Antidepressiva und habe zusaetzlich idiopathisch bedingte Herzrhythmusstoerungen.

Mit dem Kinderwunsch muss ich Norma ein bisschen widersprechen. Ich habe anfangs auch so gedacht. Aber ganz ehrlich: Der Zeitpunkt ist, wenn man so denkt, nie richtig. Irgendeinen Grund, warum man nicht schwanger werden darf, findet man immer.
Meine Mutter selbst sagt, dass sie ihr erstes Enkelkind noch sehen will und allein schon deshalb vorhat, noch lange mit dieser Krankheit zu leben. Sie wuerde nicht wollen, dass ich wegen ihr keine Kinder bekomme. Obwohl ich manchmal das Gefuehl habe, dass ich kaum noch ich selbst bin.
Es ist nun nicht so, dass wir uns unter Druck setzen mit dem Kind, um ihr einen Gefallen zu tun. DAS waere Wahnsinn. Der Kinderwunsch war aber schon da, bevor sie erkrankte, und ich weigere mich ganz einfach, bewusst mein eigenes Leben anzuhalten - auch, wenn es sich manchmal so anfuehlt. Ja, es ist wahrscheinlich nicht gut, unter Stress schwanger zu werden. Nein, es ist wahrscheinlich auch nicht gut, hochschwanger zu sein, wenn es mit ihr zu Ende geht.
Aber wir wissen nicht, WANN das sein wird. Morgen oder in einem Jahr, vielleicht laenger, vielleicht kuerzer.
Wir planen nicht aktiv. Ich weigere mich allerdings auch, nun wieder mit Verhuetung anzufangen. Was passiert, passiert - oder eben nicht. Der Koerper lehnt die Schwangerschaft vielelicht eh ab, weil ich zu gestresst bin. Dann ist das so. Wenn nicht, dann soll es ebenfalls so sein.

Ich habe gerade in den letzten Wochen viel nachgedacht, weil ich mich am Ende meiner Kraft gefuehlt habe, mich selbst nur noch zurueckgestellt habe - psychisch und physisch. Aber bei aller Liebe fuer meine Mutter und allem, was ich im Rahmen meines Moeglichen tun kann und auch tue: Ich bin es Leid, staendig das Gefuehl zu haben, dass ich nicht mehr gluecklich sein darf. Ich bin es Leid, von allen schraeg angeguckt zu werden, weil es mir doch nicht schlecht gehen DARF - schliesslich geht es meiner Mutter schlecht, ich habe tapfer zu sein und nicht zu murren. Ich bin es Leid, dass alle um ich herum erwarten, dass ich die Faust in der Tasche mache und stark bin.
Bin ich nicht. Auch ich habe ein Leben, auch ich leide. Wem ist geholfen, wenn ich selbst zusammenklappe?

Das versuche ich mir ganz rational zu sagen - mit mehr oder weniger Erfolg. Meist eher weniger. Aber ich darf mich nicht selbst aufgeben und auch nicht mein Leben anhalten. Damit helfe ich weder mir noch meiner Mutter.

Wenn Du einen Kinderwunsch hast, stelle ihn nicht zurueck (ist aber nur meien Meinung). Dein Koerper wird schon entscheiden, ob es Zeit fuer Dich ist, schwanger zu werden oder nicht. Hast Du gerade ueber dieses Problem mal mit Deinem Psychologen gesprochen?
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"Hoffnung ist eben nicht Optimismus, es ist nicht der Glaube, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht." - Václav Havel
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