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Alt 25.06.2008, 11:33
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Registriert seit: 15.02.2008
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Standard AW: Ich verstehe gar nichts mehr

Mein lieber Tom,

jetzt muss ich Dir aber doch mal den Kopf waschen.

Was kannst Du mehr tun, als mit all Deiner Liebe an Ihrer Seite zu stehen? Was kannst Du mehr tun, als mit ihr zu fürchten, zu hoffen, abzuwarten? Was kannst Du mehr tun, als Dich für sie schlau zu machen? Was kannst Du mehr tun, als an den Ärzten dran zu bleiben und im Rahmen der Vernunft zu versuchen, ihr jeden Wunsch zu erfüllen?

Nichts.

Es ist unsere Aufgabe, hier an der Seite zu stehen. Die Hand zu reichen, ab und an zu versuchen zumindest die kleinen Steinchen, die doch so unangenehm sein können, aus dem Weg zu räumen. Du musst lernen zu verstehen dass Du mehr nicht tun kannst. Erfreu Dich an dem wenn Sie mit Dir lacht, mit Dir weint. Wenn sie mit Dir ihre innersten Gefühle teilt. Viele können das nicht und verschließen sich dem Partner. Versucht aus jedem Tag das Beste zu machen - und wenn es noch so schwer fällt, einen kleinen Weg gibt es immer. Und nur weil sie im Moment dann vielleicht zu betrübt sein mag um Deine Bemühung zu honorieren, sei sicher, sie entgehen ihr nicht.

Als meine Mom nicht rausdurfte und immer weiter verschoben wurde, war ich vor dem Frühstück im Krankenhaus. In der Tasche hatte ich alles, was man für ein waschechtes Picknick Frühstück so braucht. Ich habe den Tisch im Aufenthaltsraum gedeckt, hatte geschnittene Radieschen (fallen bei Deiner Frau im Moment aus, ich weiß) und div. andere Kleinigkeiten dabei. Echten selbstgekochten Kakao (der, den man mit Zucker mischen muss), heißen Haferbrei (geht übrigens immer und bleibt meist drin, das kenne ich noch aus der zeit meines Vaters als er kaum mehr Schleimhäute hatte), Wurst, Käse und dem lieben Kitsch wegen sogar eine Kerze in der Mitte.

Dann bin ich in ihr Zimmer und habe sie geholt. Du hättest sie sehen sollen. Für kurze Zeit war das Krankenhaus nicht mehr Krankenhaus, sondern persönlich und liebevoll. Was hätte ich machen sollen? Ich konnte sie ja nicht rausholen, also musste ich ein Stück unserer Familie rein bringen.

Ich will nicht vorbeten. Aber Du musst (auch wenn mir das "musst" ja eigentlich nicht zusteht) lernen, mit kleinen Dingen Freude zu haben, Dich darüber zu freuen und zwar so lange dass ein bißchen davon an Deine Frau abfärbt. ICH WEISS WIE SCHWER DAS IST. Aber das ist unser Job. Leider. Mehr können wir nicht tun. Wir geben unser Bestes. Und das wissen unsere Lieben.

Und scheu Dich bitte nicht, ihr Dinge von zuhause, vom Job zu erzählen. Oft haben sie sonst das Gefühl ausgegrenzt zu sein, in Entscheidungen nicht mit ein bezogen zu werden. Lass sie teilhaben. und wenn sie weint wenn sie Dich sieht, dann denk nciht immerzu daran wie es ihr geht wenn Du weg bist. Halt Dir vor Augen, wie sehr sie Dich freut Dich zu sehen und was DU IHR GIBST. In diesem Moment.
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
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