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Alt 14.06.2008, 13:54
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Pflegefrau Pflegefrau ist offline
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Standard AW: die tollste Frau der Welt, meine Mutter

Liebe Hanka,

aus Deinem Bericht spricht soviel Verzweiflung und Ratlosigkeit. Ich verstehe Dich sehr gut, ich war gerade 21 als meine Mutter plötzlich durch einen Verkehrsunfall starb, ich war die Fahrerin. Bei Glatteis kam ich von der Straße ab, rutschte in einen tiefen Graben, meine Mutter erlitt einen Genickbruch und ich kam "ungeschoren" davon! Jahrelang habe ich mich mit Selbstvorwürfen gequält und es dauerte endlos lange, bis ich ihren Tod akzeptieren konnte und begreifen konnte, dass es so besser für sie gewesen ist als gelähmt mit ihren damals 50 Jahren im Rollstuhl auf Hilfe angewiesen zu sein! Du meinst, Du seist zu egoistisch gewesen, weil Du Dir ein eigenes Leben aufbauen wolltest. Nein, das ist doch richtig so, ein Kind muß selbständig werden und sich auch abnabeln können, aber für die Mutter bleibt ein Kind immer "das Kind", egal wie alt es ist. Das habe ich jetzt bei meiner Tochter erlebt, die ich im Dez. 08, einen Tag vor Heiligabend, mit 28 Jahren an einem Gehirntumor verloren habe! Meine Kleine -verheiratet seit einem Jahr- aber mein Kind! Alles habe ich für meine Kleine getan, sie die ganzen 3 Jahre begleitet und soviel Liebe gegeben, ganz bewußt haben wir jeden Tag "heute" gelebt, denn ein morgen war ungewiß! Und diese ständige Angst wie Du sie um Deine Mutter hattest, sie kostet soviel Kraft. Und jetzt?, jetzt fehlt die Mutter, die Tochter, und das Schlimmste, sie kommen nie wieder zurück! Es nützt uns nichts, all das Wenn und Aber, der Schmerz bleibt, nur er wird mit der Zeit etwas anders. So erlebe ich es wenigstens. Ich versuche den Tod immer aus der Sicht meiner Tochter zusehen, und das macht es mir etwas leichter! Ich habe ihr kein langes Siechtum gewünscht, sie konnte einfach nicht mehr kämpfen, und da war der Tod die Erlösung! Und es gut so wie es ist, mein Kind hat keine Schmerzen mehr. Ich bin zwar sehr traurig, mein Lachen hat meine Karin mitgenommen, die Wunden verheilen, aber die Narben tun auch sehr weh! Und diese bleiben mir mein ganzes Leben erhalten! Vielleicht hilft es Dir ein wenig, wenn Du den Tod auch aus Sicht Deiner Mutter betrachten kannst. Vielleicht erkennst Du auch, dass der Tod die Erlösung war und die Erlösung Gnade Gottes, auch wenn Du die Schmerzen jetzt ertragen mußt. Aber wünscht man einem Menschen, den man unendlich liebt, nicht nur das Beste?

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Mut, den schweren steinigen Weg mit allen Höhen und Tiefen gehen zu können, um am Ende ans Ziel zu kommen: Dankbarkeit und Frieden!

Alles Liebe
Hedwig
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Jeder Tag ist ein Stück Abschied

Geändert von Pflegefrau (14.06.2008 um 13:57 Uhr)
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