liebe louise,
jetzt bin ich doch etwas spät dran. eigentlich wollte ich dir längst geschrieben und dir alles gute für heute (antikörper) und morgen (chemo) gewünscht haben. aber gestern habe ich es irgendwie nicht hingekriegt, weil ich ein bißchen dödelig war. ob es an der bestrahlung lag oder einfach nur an der hitze wird sich in den nächsten tagen zeigen.
was du mir hier bereits am 4. juni über das positive denken geschrieben hattest, kann ich so gut verstehen. ich darf ja sogar hoffen, daß meine krebse nach der behandlung nie wieder kommen, und trotzdem funktioniert dieses "positiv-denken" nicht immer gleichmäßig gut. "über positives denken" klappt dagegen viel besser und hilft in dem moment einfach mehr. ich nehme an, der mensch ist einfach nicht so gemacht, daß er sich dauerhaft mit fernen oder gar unerreichbaren stränden trösten kann. das hier und jetzt ist so wichtig. und wenn man sich hier und jetzt leider kein bißchen fit und gesund fühlt, ist es umso wichtiger, daß man liebe menschen um sich hat und schönheiten aller art erfahren darf.
die kraft des "hier und jetzt" erlebe ich oft bei der atemtherapie. wenn ich sehr aufgewühlt bin, gelingt es mir eine ganze weile gar nicht, zu meinem atemrhythmus zu finden oder auch nur tief einzuatmen. aber nach einer gewissen zeit kann ich mithilfe der therapeutin oft alles bedrückende außen vor lassen, ganz bei mir sein und in diesem ganz hiesigen und jetzigen gefühl neue kraft tanken. oft fühlen sich die sorgen und belastungn bei mir dann ganz konkret wie steine auf der brust an. aber wenn sich der "richtige" atemfluß einstellt, umspült er diese steine und schleift sie ab, bis sie immer kleiner und kleinr werden. das ist ein wunderbar wohltuendes gefühl.
liebe louise, jetzt isnd es doch ein paar zeilen mehr geworden und ich merke, wie meine konzentartion nachläßt. dabei wollte ich dir eigentlih nur sagen: ich denke an dich!!!
alles gute in dieesen tagen für dich!
deine linnea