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Alt 25.05.2008, 12:57
Tristanne Tristanne ist offline
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Standard AW: Ich verstehe es alles nicht

Ach, liebe Anne,
ich weiß, wenn man die Mama verlieren muß, die man so sehr liebt, hat man das Gefühl, daß niemand mehr da ist, weil die Mama ALLES ist.
Ich kann so gut nachfühlen, was Du durchmachst. Vieles, was Du schreibst, ging auch in mir vor. Ich möchte meine Mami auch noch immer halten, nie werde ich sie loslassen.
Ich habe mir auch jeden Tag gesagt, als Mami so krank wurde - und sage es mir noch, (und werde es mir immer sagen), daß ich jetzt den Trost von Mami bräuchte und daß nur sie mir helfen kann. Aber sie ist immer bei mir, nur nicht mehr so wie früher. Dieser Gedanke hilft mir dann.

Ela (Hallo liebe Ela!) hat recht. Es ist gut, daß ihr ein Hospiz gefunden habt. Deine Mama wird dort sehr liebevoll und respektvoll behandelt. Es gibt immer jemanden, der sich zu ihr setzt (und der auch mit Sicherheit Deine lieben Briefe vorliest)
Wir waren auch in einem Hospiz. Der Arzt sagte mir später, daß man Mami im Krankenhaus vermutlich noch wochenlang an Maschinen gelegt hätte, das wäre unerträglich gewesen und so sollte es, nach dem Hospizgedanken, auch nicht sein. Wir hatten nach der Diagnose (es war Lungenkrebs) nur 6 Wochen und die letzten knapp 3 davon konnte Mami im Hospiz zur Ruhe kommen und ganz in Frieden einschlafen. Und so wird es bei Deiner Mama auch sein. Es tut so weh, aber wenn man jemanden so sehr liebt, kann man es nicht ertragen, daß dieser Mensch so leidet.
Ich lese zwischen den Zeilen, daß man im Krankenhaus, sei es aus Zeitmangel, sei es aus Gewohnheit oder sonstigen Gründen, nicht gerade immer sehr sensibel mit euch umgegangen ist. Bei uns war es ähnlich. Umso wichtiger, daß Deine Mama jetzt einen Ort der Geborgenheit hat. Dafür wird sie euch sehr dankbar sein.

Im Hospiz ist man auch Tag und Nacht und immer für die Angehörigen da, nimm diese Hilfe, wann immer Dir danach ist, in Anspruch.
Männer tendieren ja dazu, daß sie sich zurückziehen und das gern im Stillen mit sich selbst ausmachen. Ich hoffe so sehr, daß dein bester Freund sich bald öffnet, damit ihr euch gegenseitig ausweinen und euch stützen könnt.

Liebe Grüße und ganz viel Kraft unter vielen Tränen sendet Dir
eine andere Anne
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Mami *12. Juni 1938 †3. August 2007
Danke. Hab Dich so lieb. Für immer.


"Weißt Du, ich glaube nicht, daß man völlig tot sein kann. Wir haben doch auch nicht völlig gelebt".
aus: Thomas Lehr "Die Erhörung"
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