Einzelnen Beitrag anzeigen
  #236  
Alt 21.05.2008, 20:16
Mapa Mapa ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.01.2008
Beiträge: 1.086
Standard AW: Meine Mutter auch - ich brauche bitte eure Hilfe!

Liebe Blume,
das mit dem Psychologen ging ja wohl daneben. Da musst Du wohl neue Aufbauarbeit leisten. Ich hoffe, es ist Dir recht, wenn ich meine Meinung zu Deiner Frage wiedergebe, etwas verspätet zwar, weil ich in den letzten Tagen sehr stark beschäftigt war mit Arbeit, KH mit meinem Mann, usw.
Ich denke, dass Bibi schon recht hat. Allerdings ist es meiner Meinung nach ein nicht zu unterschätzender Unterschied beim Alter eines Betroffenen. Ich empfinde das vor allem so, weil ich mich noch gut an die letzten Jahre bei meiner Mutter erinnern kann. Die letzten Jahre hatte sie auch alleine in ihrer Wohnung verbracht. Allerdings habe ich sie jeden Tag, wirklich jeden Tag, für ca. 2 Stunden besucht. Samstags und manchmal, wenn ich nicht arbeiten musste, auch länger. Es war wie ein eingeschworenes Ritual und ich vermisse dieses heute noch so sehr. Mit ca. 76 bekam sie BK und wir haben diese Krankheit zusammen durchgestanden. Jetzt, im nachhinein fällt mir auf, dass sie eigentlich immer alles so gemacht hat, wie ich es ihr geraten habe. Darauf hat sie sich verlassen. Sie bekam im Anschluss an eine OP noch einige Bestrahlungen und musste dann täglich irgendein Medikament nehmen. Ansonsten hat sie nichts mehr von dem BK gemerkt und wir waren froh. Ab ca. 83 Jahren (sie wirkte wesentlich jünger und hat noch alle Arbeiten und ihren Haushalt alleine verrichtet) fiel mir immer mehr auf, dass sie irgendwie lustlos wurde. Ich habe mir den Mund fusselig geredet, dass sie doch mal was unternehmen soll, usw. Aber das wollte sie nicht. Sie war es einfach nicht gewöhnt. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht bei ihr sein konnte, aber ich musste ja arbeiten und hatte ja auch noch meine Familie (Mann, zwei Kinder) und es war mir nicht möglich, noch mehr Zeit, als ich es sowieso schon gemacht habe, bei ihr zu verbringen. In der Zeit, tagsüber, wenn sie alleine war, muss sie dann viel gegrübelt haben und irgendwie erschien ihr wahrscheinlich alles sinnlos, oder sagen wir mal langweilig, eben immer der gleiche Ablauf. Der einzige Lichtblick war eben nur noch der, wenn ich oder die Enkel zu Besuch waren. Was ich Dir eigentlich damit sagen will ist folgendes: solange bei Deiner Mutter noch ein gewisser eigener Antrieb da ist, dass sie es schaffen will, solltest Du sie darin unterstützen und bestärken. Entscheide auch manchmal für sie, wenn sie sich unsicher ist. Solange sie sich noch unsicher ist, ist auch noch ein gewisser Lebenswille da. Den solltest Du dann auch unterstützen. Problematisch ist eben die Zeit, in der sie alleine ist. Ältere Menschen, vor allem unsere Vorgeneration denken einfach noch anders, als die, die jetzt erst die zukünftigen Älteren werden. Sie fühlen sich irgendwann irgendwie nutzlos und denken, sie wären für die Jüngeren eine Belastung. Und das wollen sie auf keinen Fall. Man kann sie auch nicht mehr zum Umdenken bewegen. Solange bei Deiner Mutter dieser letzte Denkprozess noch nicht eingesetzt hat, solltest Du Deine Aufbauarbeit auf jeden Fall weiterführen.
Ich hoffe, Du hast ein wenig nachvollziehen können, was ich meine.
Alles Liebe für Euch und einen schönen Feiertag, herzliche Grüße
Mapa
Mit Zitat antworten