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Alt 19.05.2008, 13:11
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bergmädel bergmädel ist offline
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Standard AW: Immer Kur /Reha?

Grüezi Ursi

In Deutschland ist es so, dass die Versicherungsträger nach einer Krebsbehandlung auf jeden Fall eine sogenannte Anschlussheilbehandlung bewilligen und finanzieren.
Das Konzept der AHB schliesst dabei als wesentliche Punkte die Erholung von den meist belastenden Therapiemassnahmen wie OP, Chemotherapie, Strahlen ein, als auch Beratungsschwerpunkte hinsichtlich der weiteren Lebensgestaltung nach einer Krebsdiagnose.

Innerhalb von fünf Jahren kann man noch zwei weitere Folgerehas beantragen.
Die Versicherungsträger sind nicht verpflichtet, diese zu bewilligen, das heisst, ein Rechtanspruch des Patientin besteht nicht.

Wird ein Antrag auf einen Rehaaufenthalt gestellt, sind die Kriterien für eine Bewilligung die erforderlichen ärztlichen Gutachten, die den tatsächlichen Rehabedarf feststellen müssen,
und die Wahrscheinlichkeit, dass der Aufenthalt in einer Rehaklinik die befundeteten krebsbedingten Gesundheitsprobleme wie beispielsweise Depressionen, Lymphödeme, hohe Rückfallwahrscheinlichkeit o.ä. deutlich verbessert.
Gleichzeitig wird geprüft, ob diese Verbesserung nicht doch kostengünstiger durch ambulante Rehamassnahmen erzielt werden kann; in diesem Falle würde der Antrag abgelehnt werden.

Ein weiteres Kriterium ist Berufstätigkeit, da die Versicherungsträger natürlich Wert darauf legen, diese zu erhalten.

Ich hatte das Glück, nach der AHB noch zwei weitere Rehas genehmigt zu bekommen, und habe davon absolut für meine Krankheitsbewältigung und meine Arbeitsfähigkeit in einem anstrengenden Job profitiert.
Glück war auch, dafür eine gute Klinik gefunden zu haben, in die ich alle dreimal fahren durfte.

Es waren nicht nur die dort stattfindenden Therapieangebote, dazu kamen die wunderbare Umgebung und grossartige Menschen, die ich kennengelernt und von deren Impulsen ich auch profitiert habe.
Sicher muss man sich darauf einstellen, in einer Krebs-Rehaeinrichtung mit allen Krankheitsstadien konfrontiert zu werden,
oder auch mit Menschen, die einem aus verschiedenen Gründen nicht so liegen.

Natürlich ist es auch hier in Deutschland immer schwieriger geworden, kostenaufwendige Massnahmen verschrieben oder genehmigt zu bekommen.
Eine Zwei-Klassen-Medizin gibt es natürlich, bedingt dadurch, dass Privatpatienten natürlich oft bevorzugt oder umfassender behandelt werden als Kassenpatienten, weil deren Behandlungen mehr Geld bringen.
Arztpraxen und Kliniken haben zudem immer vehementer mit begrenzten Budgets zu kämpfen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man auch als Kassenpatient optimal und "überdurchschnitt" behandelt wird, allerdings war dazu manchmal Hartnäckigkeit und Druck notwendig.
Leider hat nicht jeder Patient, gerade nach einer Krebsdiagnose, die notwendige Energie und Chuzpe dazu.

Wenn Du Dich nochmal für einen Rehaantrag entscheidest, wünsche ich Dir viel Glück dazu.

Noch ein Wort zu Deinem Onkologen: Genau für solche braucht man Hartnäckigkeit, oder Ausdauer dazu, einen anderen zu finden. Was für ein blöder Spruch mit der mitteleuropäischen Geschaftsidee...



Liebe Grüsse in die schöne Schweiz.
Sandra
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Unsere größten Ängste sind die Drachen,
die unsere tiefsten Schätze bewahren.

Rilke

Geändert von bergmädel (19.05.2008 um 13:16 Uhr)
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