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Alt 13.05.2008, 21:11
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Blume68 Blume68 ist offline
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Registriert seit: 27.03.2008
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Hallo zusammen,

habe die Beiträge mal mehr oder minder intensiv gelesen, und möchte auch was dazu schreiben, und ein paar Fragen in den Raum werfen.

Ich finde die Grundidee von Bibi ganz gut. Warum soll man immer Betroffene und Angehörige trennen? Nach Foren, oder sonstwie?
Es ist doch auch für Angehörige hilfreich, zu wissen, was Betroffene denken, weil vielleicht der direkt betroffene Angehörige nicht alles sagt, was ihm/ihr durch den Kopf geht - eben um die Kinder oder den Partner nicht übermässig zu belasten. Und kann es nicht für Betroffene schön sein, ihre Einstellung und Erfahrung an andere weiter zu geben? Auch IM Umgang mit den Angehörigen?
Anna-Karin äusserte z.B., sie befürchte, daß man sie mißverstehen könnte. Könnte ein Austausch oder kann das Lesen von Beiträgen von Angehörigen nicht Mut machen, sich bei Bedarf (!) mehr mitzuteilen? Nicht als MUSS, nur als KANN.

Ich glaube auch nicht, dass Positiv-Denken "heilen" kann. Ich könnte mir aber vorstellen, daß es für "weitere Geburtstage" (toller Ausdruck, @ Mouse!) nicht gerade förderlich ist, sich aufzugeben. Sich aufgeben, damit meine ich: alles einstellen, was für eine Unterstützung des Weiterlebens förderlich sein kann! Sprich: Chemo, Bestrahlung, o.ä. Hier zu lesen, ermöglicht es mir manchmal, etwas von der Kraft, die hier vorhanden ist, an meine Ma weiterzugeben.
Ich selbst habe manches Mal in meinem Strang überlegt, ob ich Gedanken, die meine betroffene Ma äusserte, dort schreiben kann oder darf. Aus Rücksicht auf Betroffene, in deren Seiten ich schreibe.
Meine Ma ist über 70, und ich finde es legitim, daß sie den Gedanken zuläßt, daß sie nicht mehr ewig leben wird. Egal, ob das nun am Krebs liegt, oder an einem Schlaganfall, oder woran auch immer. Ich bin mir aber sehr bewußt, daß das eben Gedanken einer Frau sind, die nicht mehr 30 oder 50 ist. Deshalb würde ich ihre Gedanken oder Gefühle auch nie verallgemeinern.

Wenn ich, wo auch immer, schreibe, dann möchte ich halt ehrlich sein, und nichts schönfärben. Für mich gehören dann und wann die bekannten "Angstmonster" dazu, und eben auch traurige Momente. Das heißt aber nicht, daß ich nun nur noch über ihr "Irgendwann-Ende" nachdenken möchte - und meine Ma sicher selber auch nicht!
Mir helfen manchmal gerade die Meinungen von Menschen, die selbst ihren Weg gefunden haben, gut mit ihrer Krankheit zu LEBEN. Und das sorgt dann wieder für ein gutes Gefühl, immer wieder.

Alex_51 hat Recht: man kann an allem möglichen sterben, nicht nur an Krebs.
Mit dem Wort Krebs wird aber genau diese Angst angerührt - daran zu sterben. Und ein Gefühl der Ohnmacht, weil man nicht genau weiß, was ist nun die beste Therapie? Und wie geht es weiter? Ich vermute, dieses Gefühl haben doch mal Betroffene, wie Angehörige auch.

Ich finde es aber super, wenn z.B. Mouse schreibt, daß sie keine Lust hat, nun dauernd über ihr eventuelles Irgendwann-nicht-mehr-dasein nachzudenken, bzw. daß sie nichts von "Gesundbeterei" hält. Daß ihr gute Beispiele KRAFT geben! Es ist ihre Meinung, und mir hilft es, das zu lesen.

Ich fände es schön, wenn dieser Strang genau das schaffen könnte - daß man sich gegenseitig gute (Lebens-)beispiele gibt, sich dadurch Kraft gibt, viele Denkanregungen, und wenn man einfach, egal von welcher "Seite", einiges für sich mitnehmen könnte.

In diesem Sinne, allen einen schönen Abend!
Blume

PS: und als Ergänzung zu meinem letzten Satz: " und einfach mal den Lacher landen!" - wie ich gerade nachträglich gelesen habe!
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In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit -
die Quelle der Liebe.
(Thich Nhat Hanh)

Geändert von Blume68 (13.05.2008 um 21:16 Uhr)
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