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Alt 28.08.2003, 22:55
Gast
 
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Standard Ich muss doch etwas tun !!?

Lieber Jürgen,

entschuldige bitte, daß ich mich hier so einfach einschalte. Es stimmt; man kann nicht so einfach loslassen. Es geht einfach nicht. Ich kann das bis heute nicht. Deine Verzweiflung hatte ich genau so in der von Dir beschriebenen Form - über ein Jahr lang jeden Tag und auch jetzt noch immer wieder.

Aber was Bettina sagt, stimmt auch: Die größte Sorge liebender Eltern ist, daß wir uns aufgeben. Wir als Kinder sollen ein schönes Leben führen. Eltern wollen nur, daß wir glücklich sind. Das macht sie so einzigartig unter allen Menschen; sie sind nicht neidisch, nicht hinterhältig, nicht im Ansatz bösartig uns gegenüber. Sie taktieren nicht; sie wollen nur, daß es uns gut geht. Ist das nicht der Fall, sind sie vielleicht unglücklicher als wir selbst.
Das ist das, was ich mir immer wieder sage, um nicht durchzudrehen. Das ist kein echter Trost, das weiß ich selbst nur zu gut. Trost gibt es immer nur dann, wenn es eine Lösung des Problems gibt. Und das ist leider bei dieser Krankheit oft nicht möglich.
Mir war es übrigens auch die ganze Zeit egal, wie es mir selbst geht. Auch jetzt ist es mir nicht im Ansatz so wichtig wie früher. Ich habe auch nicht mehr die Begeisterung für irgendwelche Sachen wie früher; dazu fehlt mir mein Vater viel zu sehr. Aber ich habe meine Mutter noch; es ist nicht dasselbe Verhältnis wie zu meinem Vater. Und dennoch kann ich sie nicht allein lassen, mein Vater hätte größte Angst um sie. Und Du mußt Deinem Vater beistehen. Er braucht Dich ganz bestimmt. Und Deine Schwester auch. Wenigstens das mußt Du sehen; Du bist nicht allein auf der Welt. Und wenn Du Dir doch allein vorkommst, es stimmt einfach nicht.

Liebe Grüße - auch an Bettina.
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