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Alt 22.08.2003, 00:50
Gast
 
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Andrea,
ich habe grad den Brief an Alessa abgeschickt.
und lese, daß Du geschrieben hast.

Ich bin unendlich traurig, weine :-( weil auch ich grade an 2 Momente denken muß.
Der eine, als ich mit meiner Mutti im Klinikpark auf einer Bank saß, wir saßen nebeneinander, ich hielt ihre Hand.
Ich habe nichts sagen können, außer "ach Mutti", sie schaute mich traurig an und jetzt denke ich, hätte ich sie doch genau in diesem Moment ganz fest in den Arm genommen und hätten wir doch einfach geweint, alles rausgelassen.
Ich glaubte, wenn ich jetzt anfange zu weinen, dann zeige ich ihr, daß meine Hoffnung nun doch gleich Null ist und meine Mutti........ich weiß es nicht.
Als mich meine Mutti das erste und letzte Mal hier in Hannover besuchte sagte ich einmal, ihre Atmung war schon schwer von dem Wasser in der Lunge, "Mutti kannst Du nicht mal richtig Luftholen ?"
Ich wußte zu diesem Zeitpunkt nicht, daß sie Wasser zw. den Lungenwänden hatte, daher ihre Atemnot kam.
Ich sagte diesen Satz aus Unwissenheit und mache mir doch noch solche Vorwürfe.
Keiner hatte einen hingewiesen, welche Anzeichen es für ein Fortschreiten der Krebserkrankung gibt, 2 Mal hörte ich nur "ihre Mutter lebt nicht mehr lange".
Ich las damals soooo viel, aber das mit der Atemnot nicht.

Ich wünschte, ich könnte Mutti nochmal sagen, daß ich das nicht so gemeint habe.

Liebe Andrea,
Du schreibst, das ging alles so schnell.
Bezogen auf die 11 Monate die meine Mutti erlebte vom Tag der OP bis zu ihrem Tod, dann hast Du Recht.
Aber, der Mann der Cousine meines Vatis ist nach 3 Wochen gestorben.
Meine Mutti war operiert, da erfuhren wir von der Diagnose, 3 Wochen später, starb er.

Manchmal kommt es mir vor, je länger der Leidensweg ist umso mehr schreckliche Bilder muß man verarbeiten.
Man hat zwar mehr Zeit, aber diese Zeit, in unserem Fall 11 Monate haben wir nur mit Bangen und Hoffen verbracht.
Es wird jemanden geben, der schreiben kann, wir haben ihr/ ihm die letzten Wochen so schön wie möglich gemacht, die Zeit nutzen dürfen.
Aber aus dem Mund einer Ärztin hören, ihre Mutti lebt nicht mehr lange und gleichzeitig "wenn ihre Mutter noch jung wäre ! ! ! hätten wir alles versucht !? " ließ uns nicht akzeptieren wollen, es sei alles menschenmögliche getan worden.
Meine Mutter starb mit 58 Jahren, sie war zu jung zum sterben !

Liebe Andrea,
ich weiß nicht ob ich jetzt geschrieben hab was ich wollte,
ob Du meine zeilen verstehst wie ich Deine :-)
Worte zu finden, ist nicht immer leicht.
Ich drück Dich !
Sandra
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