[anthierry]

Liebe Luna,

ich kann Dich so gut verstehen - habe das "tiefe Loch" ja auch gerade erst verlassen. Wie ich schon schrieb, habe ich mich immer gegen Antidepressiva gewehrt und musste nun eingestehen, dass ich ohne diese noch immer in meinem tiefen Loch säße.
Sprich mit Deiner Therapeutin oder Onkologen über Trevilor. Meine Gynäkologin verschreibt es recht häufig an Frauen in den Wechseljahren und da stecken wir ja unfreiwillig mittendrin und sogar noch heftiger, weil nicht auf natürlichem Wege.
Mir hat das Trevilor bisher gut getan, ich habe endlich wieder Lust am Leben, auch wenn dadurch meine Probleme nicht verschwinden. Ich hatte ja regelrechte Panikattacken, vor allem nachts. Zukunftsangst habe ich immer noch - ich bekomme nur noch bis Juli Krankengeld und habe meinen Antrag auf EU-Rente schon eingereicht. Ich würde lieber wieder meiner geliebten Arbeit nachgehen (ich arbeite am Flughafen im Check-in mit wunderbaren Kollegen) aber ich packe es nicht. Ich leide wie Du unter wahnsinnigen Knochen- und Gelenkschmerzen. Habe ja auch etliche Knochenmetastasen. Man steckt dann in einer solchen Zwickmühle - möchte gern und kann nicht...
Das Schlimmste für mich ist der soziale Abstieg. Ich bin allein mit 2 Jungs (19 und 12 J.). Seit ich krank bin, fehlen im Monat 600 Euro. Für Zuschläge wie Wohngeld etc. hab ich noch zu viel, da die mir 400 Euro Lehrlingsgeld als Familieneinkommen anrechnen (so als ob mein Sohn mir jeden 15.d.M. sein Geld aufn Tisch legt!). Ich will nicht jammern, aber das bereitet mir schon Sorge, da ich ja weiß, dass die Rente noch kleiner ausfällt. Berlin ist teuer und schon immer mussten wir uns einschränken. Aber wo soll ich dann noch sparen? Unsere Politiker kennen sowas ja nicht, die konnten sich genug aufs Sparbuch legen. Ich habe manchmal schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich 40 Euro in die Apotheke trage um mein Immunsystem in schach zu halten.
Aber dafür haben ja Kranke einen Mehrbedarf von 25 Euro - lächerlich. Ich wollte und habe nie auf Kosten anderer gelebt - aber jetzt geht es eben nicht anders. Dafür habe ich ja auch genug in die Kassen eingezahlt.
Also, liebe Luna, mach Dich stark! Du musst nicht leiden! Solange es noch etwas dagegen gibt, nimm es! Wir sind alle Kämpferinnen und halten eine Menge aus. Aber das, was wir jetzt erleben, ist wohl ein Zeichen, dass unser Körper rebelliert.
Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute und natürlich, dass es Dir bald wieder besser gehen mag.
Übrigens: Ich hatte ursprünglich Angst, dass Trevilor dick macht, weil Antidepressiva das ja eigentlich an sich haben. Der Gegeneffekt war eine absolute Überraschung. Ich denke mal, das wird sich mit der Zeit auch geben. Aber frau war ja damit nicht unglücklich (im Gegenteil).
Aber vorrangig ist nun mal, dass die Depris bekämpft werden.
Viel Erfolg!

Ein lieben Gruß Anja (anthierry)