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Alt 08.04.2008, 19:49
Tante Emma Tante Emma ist offline
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Registriert seit: 26.09.2007
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Standard AW: Sind die Kinder wirklich so stark?

Liebe Tania!

Ich kann Dir nur von mir berichten.
Mittlerweile bin ich 35 Jahre alt und seit 2006 selbst Betroffene.
Aber ich war erst 17 (meine Schwester 12, mein Bruder 10), als unsere Mutter an Krebs gestorben ist.
Leider hat mein Vater nie mit uns geredet, was die Sache sehr erschwerte.
Das Thema Tod wurde tabuisiert und wir 3 Geschwister haben unseren eigenen Weg gesucht, damit fertig zu werden.
Als meine kleine Schwester mit 25 Jahren an BK erkrankte, kam einiges in ihr hoch. Mit der Krankheit ansich hatte sie keine Probleme, aber mit den Dingen, über die nie gesprochen wurde. Sie hat dann ein paar Mal eine Psychologin aufgesucht, um diese "Altlasten" zu verarbeiten - mit Erfolg!
Ihr gehts heute prima.
Ich merke in letzter Zeit immer mehr, wie mich meine Ängste einholen. Leider hatte ich nach BK auch noch Krebs in der Gebärmutter und jede Nachsorge versetzt mich in grenzenlose Panik! Mittlerweile sehe ich ein, daß auch ich all diese Erlebnisse von damals nicht richtig verarbeitet hatte (wobei ich damals eigentlich dachte, ich hätte alles ganz gut im Griff und hatte auch Gespräche mit Freunden, die mir sehr geholfen haben).

Ich denke, für meine Geschwister und mich wäre heute vieles einfacher, wenn wir damals in das Sterben meiner Mutter mit einbezogen worden wären und mein Vater auch für uns dagewesen wäre (nicht falsch verstehen: er hat alles für uns getan; nur eben nicht mit uns geredet.).
Mein Vater redet übrigens auch heute noch nicht drüber. Allerdings haben wir Geschwister mittlerweile auch aufgegeben, ihn zu fragen, da auch er sich nicht helfen lässt und alles in sich hinein frisst. Was wir mittlerweile wissen, haben wir aus Krankenakten meiner Mutter und von ihrer Schwester erfahren...

Ich denke, Du machst es genau richtig!
Dieser Tiefpunkt wird auch bei Deinen Kindern mal noch kommen. Aber sie haben Dich und können mit Dir sprechen! Sie werden wissen, daß sie auch vor Deinen Augen schwach sein dürfen und auch mal weinen können. Und genau daraus schöpfen sie auch diese Kraft, die sie so stark macht!!

Alles, alles Liebe und Gute für Euch!
Haltet weiterhin so zusammen. Das macht vieles erträglicher und ihr könnt Euch gegenseitig stützen.

Liebe Grüße,
Tante Emma.
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