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Alt 28.03.2008, 23:12
Reiner1 Reiner1 ist offline
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Registriert seit: 06.03.2008
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Standard AW: Ich möchte mit meiner kranken Mutter reden….

Hallo,

ich wollte mich mal wieder melden und schreiben wie es sich so weiterentwickelt hat in den vergangenen Tagen. Das mit dem Krankenhaus in das meine Mutter gekommen ist, ist wirklich großer Mist. Nach den vielen Untersuchungen haben sie ihr gesagt, dass es eine Besprechung am Dienstag nach den Feiertagen geben solle. Das wurde dann dauernd verschoben. Meine Mutter hat immer gebangt, weil die Besprechung wie eine Entscheidung über Leben und Tot bei Ihre ankommt. Sie hat immer so große Hoffnung, dass es noch eine Rettung geben kann, dass ein Wunder geschieht.

Inzwischen ist der Termin auf den Montag sechs Tage nach dem Ursprünglichen Termin gelegt worden und das auch nur, weil ich gefragt habe ob er dann stattfinden kann und nicht erst noch einen Tag später.

Was sich sehr geändert hat, dass ich gut mit meiner Mutter über alles mögliche reden kann und eben auch immer wieder über die Krankheit aber auch über alles andere. Es muss nichts mehr ausgeklammert werden. Meine Mutter hat solche Angst vor allen was auf sie zukommt. Ich kann das so gut verstehen und ich möchte ihr da Hilfe sein.

Noch mal zum Krankenhaus. Ich habe den Eindruck, dass meine Mutter die schon so schwach ist jetzt dort in die Mühle der Krankenhausmaschine geraten ist. Wenn die Besprechung nach dem Wochenende ist, soll sie erst mal wieder übernacht im Krankenhaus bleiben. Aus meiner Sicht gibt es dafür erst einmal keinen Anlass außer, dass sie dann wieder in dem System drin ist und leichter dazu zukriegen ist eine Chemo zumachen.

Inzwischen möchte meine liebe schwache und kranke Mami, dass ich mich an den Entscheidungen mit beteilige. Ich habe deshalb auch mit den Prof.s von dem Krankenhaus sprechen können. Die sind tendieren deutlich zu einer Chemo. Ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen bei dem Zustand in dem meine Mutter ist und wie schnell sich der Zustand verschlechtert hat. Was mich auch richtig ärgert ist, dass der Onkologe von den beiden meine Mutter erst einmal oder zweimal gesehen hat. Wie will er dann den Gesamtzustand, den ganzen Menschen der hinter den Befunden steckt sehen können. Seit sie dort in die Klinik wegen der Lungenpunktion gekommen ist, wird sie nur noch Untersucht und untersucht, verunsichert und ihr das bisschen Leben noch schwerer gemacht.

Ich denke ich muss meine Mami verteidigen, wie sie es mit mir als Kind gemacht hat. Ich habe immer die Sicherheit gehabt eigentlich bis jetzt, dass meine Mutter immer für mich da ist und auch wie eine Löwin für mich als Kind gekämpft hat. Das will ich ihr gern zurück geben und ich hab ihr das auch gesagt, dass ich jetzt für sie kämpfe wie eine Löwin für ihr Junges.

@ Liebe Mel,
meine Mutter ist, welch Wunder überhaupt nicht mehr so "verstockt" (Deine Worte). Woran es auch immer liegen mag. Ich weis es nicht. Jedenfalls macht es das auf einer gewissen Ebene leichter und auch viel rührender und offener. Gleichzeitig ist es auch durch die Nähe die dadurch entsteht ungewohnt. Insgesamt finde ich es sehr schön. Da passiert was, was ich mir oft auch gewünscht habe, ohne dass ich was dafür tun muss. Das kann ich, so bescheuert die Situation auch ist und so sehr mich das auch mitnimmt was mit meiner Mutter ist auch genießen.

Inzwischen haben wir auch schon über eine Patientenverfügung gesprochen. Es tut so gut, die Dinge nicht mit mir alleine ausmachen zu müssen. Eine weitere phänomenale Erfahrung ist die, dass ich gedacht hätte, dass ich mit meinem Vater in vielen Punkte bestimmt sehr unterschiedlicher Meinung seine würde. Das ist überhaupt nicht der Fall. Zum Beispiel kann er auch nicht verstehen, warum keiner von der Erkrankung erfahren soll. Auch die Skepsis gegenüber der gewinnorientierten Privatklinik in der sich meine Mutter befindet teilt er. Wir sehen beide die Euros die ständig in deren Taschen laufen.

So weit erst einmal. Es gäbe noch so viel zu erzählen. Es geht alles so schnell und ist auh alles so emotional intensiv, dass ich in den letzten Tagen gar nicht mehr zur Ruhe gekommen bin. Meine Frau war jetzt auch noch für ein paar Tage Krank und ich hatte den Haushalt neben der Arbeit die mich auch gerade sehr fordert, zu bewältigen. Ich will nicht jammern, weil es mir heut wieder einigermaßen gut geht.

Liebe Grüße

Reiner
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