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Alt 22.03.2008, 14:13
Reiner1 Reiner1 ist offline
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Standard AW: Ich möchte mit meiner kranken Mutter reden….

Hallo,

gestern war ich bei meiner Mutter im Krankenhaus. Es war traurig, bewegend und schön gleichzeitig. Ihr geht es wieder etwas besser und wir konnten lange miteinander über alles mögliche reden.

Dabei haben wir auch viel über die Vergangenheit geredet und ich habe ihr die eine oder andere „Jugendsünde“ gestanden die sie noch nicht kannte. Das war einfach nett und zum Teil auch lustig.

Dann haben wir auch über unsere Vorstellungen vom Tod und was danach kommt gesprochen. Ihr geht es da wie mir, dass wir da keine wirkliche Vorstellung haben.

Ich finde das im Grunde auch gut, weil alle Vorstellungen eine große Wahrscheinlichkeit in sich tragen, dass sie nicht richtig sind. Alle Religionen und Glaubensrichtungen geben zu dem Thema überzeugende und mögliche Antworten. Allerdings sind das alles nur Mögliche Antworten, die sich oft auch sehr widersprechen und gegenseitig ausschließen. Ich bin der Überzeugung, dass die Religionen und Glaubensrichtungen im Wesentlichen dazu dienen, dass unbegreifliche, und da ist der Tod das Größte davon, erklärbar zumachen. Das ist zunächst nicht schlecht und verwerflich. Das Problem besteht allerdings darin, dass es nur Spekulationen sind die gemacht werden, sonst würde es mehr Übereinstimmungen geben. Von daher finde ich, ist es am ehrlichsten und aufrichtigsten zu sagen, dass man es einfach nicht wissen kann, was nach dem Leben kommt.

Gleichzeitig ist es so, dass das Sterben so zum Leben gehört und wir tun immer so, als wenn es eine komplett andere Sache sei. Das ist es nicht. Sterben gehört zum leben dazu (eine Binsenweisheit). Die Angst kommt nur dadurch auf, weil es eine unumkehrbare Sache ist und die Ungewissheit was danach kommt so groß ist. Ungewissheit und die Trennung von liebgewordenen Menschen ist etwas was ganz schwer auszuhalten ist und auch wirklich traurig ist. Weil eine lange Reise in den Punkten Analogien zum Sterben hat sprechen wir ja auch von der letzen Reise oder dem letzten Weg.

Meine Aufgabe sehe ich jetzt darin, meine Mutter auf diesem letzten Weg zu begleiten. Das geht sicher vielen so die hier lesen. Für die Begleitung des letzten Weges gibt es leider keine Rezeptur oder Bedienungsanleitung oder einen to do Liste. Es ist eine unheimliche Herausforderung für alle Beteiligten, dass wir uns dabei auf so unsicherem Gebiet bewegen.

Soweit mein weltanschaulicher philosophischer Ausflug. Ich würde mich sehr über Reaktionen dazu freuen.

Was mich an dem Besuch bei meiner Mutter sehr gefreut hat, war die Offenheit mit der wir geredet haben. Insgesamt war ich aber auch ganz schön geschlaucht, weil es so emotional war und weil ich auch Angst davor habe, wie es weitergehen wird. Ich bin Traurig, meine Mutter so zu sehen und ihr nur begrenzt helfen zu können.

Liebe Ostergrüße

Reiner
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