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Alt 03.03.2008, 14:25
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Pflegefrau Pflegefrau ist offline
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Standard AW: Meine Schwiegermutter hatte ein Glioblastom...

Liebe Heike,

Deine Zerrissenheit und Sorgen kann ich sehr gut verstehen! Du fühlst Dich machtlos, ratlos und bist hin und her gerissen zwischen Deinen Gefühlen, Deiner "Verantwortung", Du willst helfen und kannst im Grunde nichts anderes als "dazusein". Ich weiß aus Erfahrung, wie weh das tut und bitte für Dich um viel Kraft und Ausdauer, denn dieses Elend belastet unheimlich und letztendlich mußt Du Dir die Machtlosigkeit eingestehen. Dieses zu akzeptieren ist sehr sehr schwer. Ach Heike, wenn ich Dir nur helfen könnte! Ich kann Dich nur in mein Gebet mit einschließen und kenne die Situation aus eigener Erfahrung in den Pflegeheimen. Es ist für die Angehörigen oft erschreckend, die anderen Mitbewohner zu sehen und feststellen zu müssen, das der eigene Angehörige genauso verwirrt und hilflos ist! Es tut so weh, zumal man ihn ja ganz anders gekannt hat. Glaube mir, mir tuen die Bewohner auch sehr leid und ich versuche, ihnen viel Liebe und Geborgenheit zu geben. Obwohl unsere Zeit sehr knapp bemessen ist, kommt gerade von "Verwirrten" oft soviel Liebe zurück, sei es ein Lächeln, ein zaghaftes Streicheln oder auch mal ein Danke! Und oft zaubert der kleine Spritzer Parfüm außer der Reihe, ein Brille putzen zwischendurch oder ein Stückchen Schokolade ein Lächeln als Danke in ihren Gesichtern. Versuche es mal so zu sehen und denke bitte nie, Du hast den Vater abgeschoben!!!! In den schweren Fällen der Demenz ist eine Pflege zuhause unmöglich, habe meine Schwiegermutter auch zuhause gepflegt bis am Ende meiner Kraft. Ich könnte und täte es heute nicht noch einmal, denn ich war selber psychisch total am Ende. Besuche Deinen Vater so oft es Dir möglich ist und gebe ihm das Gefühl, dass Du immer für ihn da bist. Und was die Pflege anbetrifft ist er dort bestimmt gut aufgehoben, anderenfalls mußt Du mit dem Pesonal reden. Natürlich braucht er erst etwas Eingewöhnungszeit, so ist es immer, aber er ist unter Menschen und nicht alleine, was ich sehr wichtig finde.
Deiner Schwiegermama wünsche ich auch, dass ihre Schmerzen erträglich werden und sie Ruhe finden kann. Wenn keine Lebensqualität mehr vorhanden ist ist das Dasein nur ein Quälen, so war es bei meiner Tochter auch. Gott sei Dank -so sage ich heute- dauerte diese Phase in ihrem kurzen Leben nur 3 Tage.
Liebe Heike, ich schicke Dir zur Unterstützung mein Geschwader

und drücke Dich ganz fest!
Ich bitte meinen Engel, Dir in der schweren Zeit beizustehen.

Alles Liebe
Hedwig
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Jeder Tag ist ein Stück Abschied

Geändert von Pflegefrau (03.03.2008 um 14:28 Uhr)
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