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Alt 16.02.2008, 19:46
Schnuffine Schnuffine ist offline
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Standard AW: Meine Mama muss gehen...

Vielen lieben Dank für Eure Antworten und die Kraft, die Ihr mir damit gebt.

Meine Mama hat es geschafft... Sie ist gestern morgen gegen 2.00 Uhr friedlich und entspannt eingeschlafen....

Am Mittwoch nachmittag sind mein Freund und ich zu ihr ins KKH gefahren, es sollte die Verabschiedung werden, das wussten wir mehr oder weniger schon. Am Tag zuvor war mein Vater einige Stunden dort, sie hat ihm gesagt, dass sie keine Kraft mehr hat und bald gehen wird. So wussten wir schon ungefähr, was auf uns zukommt. Dort angekommen lag sie (wie immer) auf der linken Seite, so hatte sie am wenigsten Schmerzen und bekam am besten Luft. Auf meine Frage, wie sie sich fühlt sagte sie: Scheiße und gut.... (!). Sie sagte scheiße, weil ich weiß wohin ich gehen muss und gut weil ich keine Schmerzen habe. Das ist typisch meine Mama, immer ein bisschen Galgenhumor aber kein bisschen Selbstmitleid - sie war immer so wahnsinnig stark! Später am Mittwoch ließ sich durch uns meinen Vater und Bruder rufen, sie sollten in die Klinik kommen. Dort angekommen nahm Mama das Wort auf und sagte ganz klar, dass wir ja wissen, wie es um sie steht, sie nicht wieder gesund werden wird und dass das jetzt Ihr Abschied sein wird. Das sagte sie auch den Ärtzen, sie bekam dann auf eigenen Wunsch Morphin, wodurch ihr das Atmen leichter viel. Sie hat durch die Luftnot sehr gelitten. Durch das Morphin schlief sie ein und wurde nicht wieder richtig wach. Ich beschloss, in der klinik zu bleiben, ich wollte gern bei ihr sein, wenn sie einschläft. Mein Papa blieb auch dort und zusammen haben wir auf sie aufgepasst. Anfangs ist sie immer so ca. alle 1 1/2 Stunden aufgeschreckt - ich glaube, weil sie keine Lut mehr bekam. Wir haben uns dann immer zu ihr auf die Bettkante gesetzt, ihr den Rücken gestreichelt, das liebte sie so sehr. So hat sie sich wieder entspannen können und legte sich nach kurzer Zeit wieder hin. Die Phasen in denen sie mehr oder weniger wach war wurden immer weniger, sie schlief bzw. dämmerte die meiste Zeit und träumte - das ist meine feste Überzeugung - ihr Leben nochmal. Einmal sagte sie zu mir" ist alles viel lockerer hier in Amerika". Ich verstand anfangs nicht, was sie meinte, ein Psychologe, mit dem ich am nächsten Tag sprach sagte, dass ihr wahrscheinlich die schönen Tage, Wochen und Situationen durch den Kopf gehen - so auch unsere Urlaube in den USA. Ihr glaubt garnicht wie tröstend es für mich ist, das zu wissen.... Am Donnerstag ließen wir meine Mama auf die Palliativstations des Klinikums verlegen. Kurz vor der Verlegung auf die Palliativstation haben wir Mama noch ein bisschen frisch gemacht. Als die Schwester anfangen wollte, sie zu waschen sagte sie "nein, meine Tochter..." und ich durfte sie waschen. Ich bin ihr so dankbar dafür, sie hat mir so ein großes Geschenk gemacht, indem sie noch so klar diesen Wunsch formuliert hat...
Unser größter Wunsch war es, dass sie in Würde und Ruhe, ohne Schmerzen gehen kann. Diesen Wunsch konnten wir ihr erfüllen. Die Schwestern und Ärtze dort waren/sind einfach wudervoll. Sie haben sich sehr viel Zeit genommen, getröstet und meine Mama und uns sehr liebevoll umsorgt. Die Nacht habe ich allein mit Mama auf der Station verbracht. Mein Vater und Bruder hatten nicht die Kraft in dem Moment des Sterbens bei ihr zu sein - ich konnte nicht gehen. Ich wollte unbedingt bei ihr bleiben. Ich war und bin so voll Liebe für meine Mutter und konnte sie nicht allein lassen. Gegen 22.30 habe ich mich schlafen gelegt. Ich habe ein Bett bekommen, was wir direkt neben das meiner Mama gestellt haben, so waren wir uns ganz nah. In der Nacht schaute die Schwester sehr oft nach uns. Bei ihrem vorletzten Besuch, lag ich auf dem Rücken, beim letzten jedoch auf der Seite, meiner Mama zugewandt. Kurz nach dem die Schwester bei uns war, muss Mama endgültig eingeschlafen sein. Ich bin nur Sekunden später aufgewacht und habe sie dort so friedlich und entspannt liegen sehen. Sie ist - wie sie es wollte ruhig in Frieden und ohne Schmerzen von uns gegangen...

Trotz der großen Trauer bin ich so wahnsinning glücklich und froh über die letzten Stunden, die wir miteinander verbracht haben. Es lag so wahnsinning viel Liebe in der Luft und ich bin sicher, meine Mutter hat es genauso empfunden....

Dort wo sie jetzt ist, hat sie keine Schmerzen mehr, sie hat alle Luft zum Atmen und wird nicht mehr gequält. Ich bin so stolz auf sie! Sie hat Ihr Schicksal immer angenommen, nie geklagt oder gejammert, selbst als feststand, dass sie gehen muss.

*Mama, ich danke Dir für alles, Du hast mir so viel gegeben und tust es jetzt noch. Ich liebe Dich über alles!!!!!*
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