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Alt 28.07.2003, 23:23
Gast
 
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Sandra,

ja, ich habe in etwas über einem Monat Geburtstag, und ich war es auch die geschrieben hat, dass man ein Jahr mit all seinen Geburtstagen und Feierlichkeiten einmal durchlaufen haben muss, bis man sich in seinem Leben überhaupt wirklich neu einrichten kann. Das hat uns der evangelische Pfarrer gesagt, der zu Mamas Trauerfeier gesprochen hat. Und ich glaube auch, dass er damit recht hat.
Wir haben heute eine Platte für das Urnengrab ausgesucht und die Schriftart. Der Steinmetz meinte, es würde etwa 4 – 5 Wochen dauern, bis er die Platte auf das Grab legen kann. Geburtstag habe ich am 4. September, wenn ich also Glück habe, kann ich an diesem Tag schon das fertige Grab besuchen. Das ist mein Wunsch dieses Jahr.
Wie beneide ich dich, dass ihr eine Art Tagebuch von deiner Mutti habt. Es gibt so wenig wirklich persönliches, was Mama hinterlassen hat. Das ist auch ein Grund, warum ich mir mein eigenes Erinnerungsstück erst schaffen musste: das Medaillon mit ihrem Foto drin. Und so habe ich sie immer bei mir.

Ich hoffe auch auf ein Zeichen, dass es Mama gut geht und sie noch irgendwo ist. Was du da von dem Regenbogen schreibst, klingt wirklich sehr schön! Ich habe heute zum ersten Mal von Mama geträumt, seit sie tot ist. Sie sah aus wie vor ihrer Krankheit, saß bei uns in der Küche auf ihrem Platz und sah sich ein paar der Trauerkarten an, die wir bekommen haben, und noch einiges andere Zeug. Papa saß am anderen Kopfende. Ich stand daneben und dachte „komisch, wieso tun wir allen so leid, Mama ist doch da“. Ich wußte, dass sie nicht permanent da sein konnte, aber zumindest zeitweise. Dann merkten wir, dass Mamas Energie weniger wurde, was bedeutete, dass sie jeden Moment verschwinden würde. Und in dem ganzen Traum hat Mama nicht ein Wort gesprochen.

In den letzten Wochen habe ich immer so gehofft, von Mama zu träumen, und als ich heute morgen aufwachte, habe ich gar nicht richtig realisiert, dass es nun passiert war. Vielleicht liegt das daran, dass man sich eher Träume wünscht, in denen der Verstorbene direkt vor einem steht und sagt: mir geht es gut, ich hab dich lieb.
Aber so einfach ist es dann wohl meist doch nicht.

Jetzt wünsch ich dir erst mal eine gute Nacht, vielleicht mit einem schönen Traum? :-)
Viele liebe Grüße,
Katrin
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