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Alt 26.01.2008, 19:48
hetti1973 hetti1973 ist offline
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Standard AW: Wir sind so hilflos

hallo

ich danke euch erst mal fürs drücken und die worte.

mein vater ist immer noch sehr verwirrt, lebt irgendwie in der vergangeheit und gegenwart, heute ist er hier und morgen da. wir wissen beim hingehen, nie was uns erwartet. allerdings ist er nicht mehr an sein bett gefesselt. nachdem wir lange auf ihn eingeredet haben und sein fluchtversuch vom badezimmer aus scheiterte, weil der pfleger ahnte, daß es ein trick ist (es ist erstaunlich, daß er teilweise nicht weiß wo er ist, aber doch noch plitsch genug und einen fluchtversuch zu starten) hat er sich endlich insoweit beruhigt, daß man ihn wie gesagt losschnallen konnte und er in ein zimmer konnte. er hat dann sogar wieder angefangen zu essen und vor allem zu trinken. die halluzinationen und verwirrung hängt natürlich auch mit dem austrocknen zusätzlich zusammen. gestern hat er eine dritte chemo bekommen, die wohl auch alles ein wenig zurückdrängt bzw. verlangsamt und er hat jetzt auch keinerlei kopfschmerzen mehr. manchmal versteht er, daß er krebs hat und deswegen da ist und manchmal sagt er auch, wir und diese ganzen deppen (so nennt er ärzte, pfleger und schwestern) sind eben verrückt. fluchtgedanken hat er auch noch, hat er mir gestern mittag die ganze zeit erzählt wie. aber ansonsten war er ganz gut drauf. als meine mama später hin ist, waren sie grad bei der behandlung. danach muß er zwei stunden mit dem kopf nach unten liegen. das war dann natürlich wieder katastrophal. man band ihn wieder fest, weil er dauernd aufstehen wollte. nachdem er wieder aufstehen durfte, packte er wohl alles im zimmer auf das essenstablett und mama sollte das schon mal zum auto tragen, weil sie ja jetzt nach graz fahren wollten. weil sie das natürlich nicht machte, hat er sie dann bemeckert und dann gar nicht mehr mit ihr gesprochen. sie war dann halt wieder ganz fertig, dafür war es ja heute wieder besser. wenn es so bleibt, können wir ihn nach der behandlung hoffentlich mit nachhause nehmen. das krankenhaus weiß schon, daß er zu uns nachhause soll und hat den sozialdienst schon verständigt, die sich mit uns in verbindung setzen werden, zwecks hilfe und wegen der pflegestufe usw. er kann ja dann nicht mehr alleine gelassen werden, sondern es muß rund um die uhr jemand da sein. sicherlich werden meine mutter und ich das viel machen, aber ich denke, ich muß mit ihr auch mal für wenige stunden das haus verlassen, sie muß dann ja auch mal abschalten können (sofern man das kann), weil es ist wirklich schwer, weil er ja überwiegend ein ganz anderer mensch ist und eben auch oft aggressiv. ich hoffe, er nimmt in der zeit dann auch eine pflegeperson an und die nimmt es ihm nicht zu übel, wenn er pausenlos auf sie oder ihn einmeckert. manchmal denke ich, ich oder wir schaffen das nicht, aber eigentlich weiß ich doch, daß meine mama und ich das packen werden. für ihn schaffen wir das und so können wir ihn diesen weg hoffentlich erleichtern, wenn das irgendwie geht.

ich drück euch auch und wünsche euch trotz dem schweren weg, den wir alle gehen einen schönen sonntag.

liebe grüße
hetti
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