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Alt 25.01.2008, 20:39
ninanani ninanani ist offline
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Registriert seit: 11.01.2008
Ort: Georgsmarienhütte, Osnabrück
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Standard AW: Auch meinen Freund hats erwischt...

Hallo ihr Lieben,

erstmal vielen Dank für eure aufmunternden Worte!!

Komme gerade wieder aus dem Krankenhaus und meinem Freund und mir geht es (wenn man es in der Situation sagen kann) ziemlich gut. Die letzte Woche war wegen des Wartens auf die CT Ergebnisse ziemlich schlimm..Ich habe jedesmal gezittert, wenn ein Arzt mit Ergebnissen in Zimmer kam...Und der Umzug von der Urologie auf die Onkologie war nicht so schön...

Die Onkologie ist halt ganz anders aufgebaut und das hat uns erst regelrecht erschlagen und bedrückt..Aber mittlerweile habe ich die "Vorzüge" erkannt..Der großteil der Zimmer sind Doppelzimmer, damit man quasi nicht alleine ist und der jeweils andere reagieren kann,wenn was passiert. Dann gibt es noch Einzelzimmer, die als Isolierzimmer genutzt werden. Jedes Zimmer hat (im Gegensatz zu anderen Stationen im Klinikum ein Vorzimmer, wo man bei Bedarf Hände desinfizieren kann, als Besucher seine Jacken etc aufbewahren kann. Auch hat jedes Zimmer ein eigenes Bad mit Dusche und Desinfektions"geräte" für Bettpfannen etc. und einen eigene Terasse..Die Station ist so gelegen, dass alles im Notfall schnell erreicht werden kann. Es gibt dort auch sogenannte "Wohnzimmer", die mit Büchern, Spielen, Sofas und Musikanlagen ausgestattet sind. Und wie gesagt die Betreuung durch Ärzte und Pflegepersonal ist erstklassig in Osnabrück! Der Chefarzt der Station, Prof. Hartlapp hat selbst schon Bücher zum Thema Hodenkrebs geschrieben und ist wirklich sehr kompetent auf dem Gebiet. Mein Freund fühlt sich dort sehr gut aufgehoben und versorgt!
Dadurch, dass ich selbst in Osnabrück studiere, kann ich glücklicherweise auch jeden Tag ins Krankenhaus fahren.


@Silverdragon:
In welche Gruppe das Nicht-Semion eingetaktet ist, kann ich leider nicht sagen.
Mein Freund bekommt Chemo nach dem PEB-Protokoll.
Dienstag, am 1. Tag, hat er erst 500ml einer Lösung bekommen, die irgendwas für den Magen und die Nieren bekommen. Die lief eine Stunde. Dann eine Stunde 500ml NaCL-Lösung, dann in zwanzig Min 250ml Minntat-Lösung (oder so ähnlich, auf jeden Fall irgendwas, was die Zellen vorbereitet)Dann 500ml Cisplatin in einer Stunde, danach Etoplasid 500ml in einer Stunde.
Zusammen mit dem Cisplatin wurde Bleo angeschlossen, was von da an 6 Tage lang mit 2,1ml/Std bis Sonntag durchläuft (also quasi 50ml/24Std)!
Nach dem Etoplasid kommt 1L NaCl in einer Stunde zum spülen, und danach
eine Lösung, die den restlichen Tag und Nachts ebenfalls mit 2,1ml/Std läuft, damit das Beo nicht alleine läuft.
Also während Bleo die ganze Zeit läuft, wechselt das andere wie oben beschrieben.
Hoffe, ich hab das jetzt so richtig beschrieben

Bis jetzt verträgt er die Chemo ganz gut, er hat in der ersten Nacht einmal kurz erbrochen. Seitdem bekommt er MCP-Tropfen zu den Mahlzeiten.
Er schiebt auch ganz fröhlich mit seinem neuen "besten Kumpel", dem Infusionsständer, durch die Flure, geht in Cafeteria etc. Es nervt ihn nur ein bißchen, dass er jede Stunde pullern muss. Aber das muss ja nu mal sein. Die Ärzte sind zufrieden mit ihm. Heut morgen wurd einmal Blut kontrolliert und die Werte, die bezüglich der Chemo gecheckt werden, waren super in Ordnung. Montag morgen darf er dann für 2 1/2 Wochen nach Hause.

Laut der Ärzte kann sein Zustand während des 2. Zyklus natürlich ganz anders aussehen. Das ist natürlich klar, da machen wir uns auch nix vor. Die Haare fallen ja auch ca. ab dem 16. Tag nach Chemobeginn. Aber damit kommen wir auch noch klar!

Mein Freund hat auch wirklich den Willen, alles zu packen und lässt sich (noch) überhaupt nicht hängen. Die Ärzte haben ihm klar gemacht, dass er, wenn er mitmacht, ziemlich sicher wieder ganz gesund wird.
Sie haben aber auch klip und klar gesagt, dass wenn keine Behandlung erfolgt - und es gibt ja leider genug Leute, die sich sofort aufgeben und alles ablehnen - er in 2 Jahren tot wäre.
Ebenfalls solle er SOFORT mit dem Rauchen aufhören, sonst könne er die Chemo auch sein lassen. Und das hat er getan, denn ER WILL LEBEN!!
Auch haben sie ihm direkt vor den Kopf gesagt, dass wenn er nach der Chemo und der Heilung wieder anfängt damit, er sein Lungenkrebsrisiko auf 70% steigert!

Er hat nie viel geraucht, nach Beginn der Lungenentzündung hatte er es auch für drei Wochen aufgegeben. Nach der Krebsdiagnose hat er aber wieder kurzzeitig angefangen. Ich kanns ihm nichtmal verübeln.
Seit Samstag hat er aber wieder komplett aufgehört. Und so schwer mir das auch gerade jetzt fällt - ich ziehe mit! Auch um es ihm leichter zu machen. Und ich habe immer schon mehr geraucht als er. OK im Moment könnte ich gerade töten für ne Zigarette, aber ich halte durch!!

Mit der Stationspsychologin hat er auch schon gesprochen. Ab nächste Woche werden wir psychologische Hilfe auch zusammen in Anspruch nehmen!
Er hatte am Anfang wirklich Angst, dass ich ihn wegen der Diagnose verlassen würde. Aber hallo...SO EIN SCHWACHSINN!! Nicht eine Sekunde habe ich darüber nachgedacht!!! Und mittlerweile hat ers auch kapiert! Und auch seine und meine Familie stehen 100% hinter ihm und tuen alles mögliche, um ihm das zu zeigen!
Die Männer hier können seine Gedankengänge wahrscheinlich besser nachvollziehen als ich!

So jetzt habe ich schon wieder nen richtigen Roman geschrieben, aber das muss einfach raus. Ich werd natürlich weiterschreiben und bin dankbar für jeden, der daran teilnimmt!

An alle:
Gebt niemals auf!! Hodenkrebs ist kein Todesurteil!! Ihr müsst nur LEBEN WOLLEN!!

Liebe Grüße an alle!
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