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Alt 24.07.2003, 01:04
Gast
 
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Kiki und all Ihr anderen Mitleidenden,

ich kann Dir alles so gut nachempfinden, was Du erzählst.Als meine Mama am 10, August letzten Jahres starb, fing mein Vater noch neben Ihr an, Sachen wegzupacken. Meine Eltern hatten getrennte Schlafzimmer, weil sie sich sonst störten. Einen Tag nachdem sie starb, stand dort, wo gestern noch ihr Bett war, das Vorratsregal. Er musste das tun, es war einfach zu schlimm für ihn. Er hat sofort alles Sachen gepackt, und als ich hörte, er wolle sie zur Altkleidersammlung geben, hab ich mich dazwischengehackt und ihre Kleider an mich genommen. Eine ganze Woche lang standen die Kisten im Wohnzimmer, ihr Geruch an der Kleidung liess es mich nicht fertigbringen, die Sachen zu sortieren. Jetzt steh ich ab und zu da, eins Ihrer Kleidungstücke in den Händen, und dann tauche ich mein Gesicht rein, kann sie wenigstens nochmal riechen...Es ist so schlimm, sie nicht mehr zu hören. Heute vor einem Jahr haben wir uns das letzte Mal gesehen. Ich wohne 420 km weit weg von meinen Eltern und damals stand ich im Flur, drehte mich nocheinmal nach ihr um und wollte doch eigentlich lieber bleiben. aber meine zwei Kinder waren zu viel für sie, und ich hab auch noch vier Brüder, die sie sehen wollten. So musste ich mich damit abfinden, sie erst zweieinhalb Wochen später wieder besuchen zu dürfen...
Ich war spät dran an dem Tag, es waren Ferien und ich hab dummerweise den Weg Über die A1 genommen. Schon, als wir losfuhren regnete es, und es hat durchgeregnet, bis wir drei in Oldenburg ankamen. Dort kam langsam die Wolken durch die Sonne, als ich mein Auto parkte. Meine zwei Kinder,(5 und 2 zu dem Zeitpunkt)und ich haben sechs Stunden lang nur zähfliessenden Verkehr oder Stau gehabt. Innerlich hab ich mich über die vielen Menschen geärgert, die mir den Weg zu meiner todkranken Mutter versperrten nur weil sie Urlaub machen wollten. Um zwölf wollte ich da sein, um kurz nach vier nachmittags kamen wir endlich an, ich war so froh endlich bei ihr zu sein.
Und konnte es nicht fassen, als mir meine gesamte Familie entgegenkam, einer hinter dem anderen. Mein Papa sagte "Hallo mein Mädchen", drückte mich ganz fest an sich und sagte mir, dass Mama heute um neun Minuten nach zwölf heimgegangen sei. Helena, meine Tochter, und ich haben zusammen an ihrem Bett gesessen, mein kleiner Bruder, der auch zu spät kam, weil er eigentlich meine Kinder hüten wollte, kam dazu und ich war wie schockgefrostet seitdem. Wo sind meine Gefühle hin? Ich bin ein anderer Mensch seitdem, und mich - wie ihr auch, nur am ablenken. Meine Oma ist auch 87 geworden da fragt man sich, ob das gerecht ist die hatte 30 Jahre mehr. Und ich bin im Juli 29 geworden. Als meine Mama mich vor 29 Jahren bekam, war sie auch 29. Halbzeit könnte man denken. Ist echt nicht lang.

Ich muss aufhören, schreiben tut zu weh.


P.S.: Es gibt ein Leben nach dem Tod. Ich kann sie fühlen, wenn sie bei mir ist...


Gute Nacht wünsch ich Euch allen, Damaris
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